Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. Wir haben eine bekannte Stelle aus dem Evangelium gehört. Sie handelt von der Begegnung zwischen Menschen - von der freudigen Begegnung zwischen Maria und Elisabeth. Der Beruf, den Sie ausüben, ist in vielem nichts anderes: Begegnung zwischen Menschen. Dass diese gelingen möge ist Ihr, ist unser aller Anliegen. Begegnung ist eine Grundlage gemeinschaftlichen und damit auch gesellschaftlichen Lebens. In vielerlei Hinsicht sind Sie Ermöglicher und Schützerinnen dieses Lebens. Dafür gebührt Ihnen von mir und von uns Respekt und ein großes steirisches "Vergelt's Gott!" All Ihre Begegnungen bringen Sie heute an diesen Gnadenort - wie Sie es von der traditionellen Wallfahrt gewohnt sind, mit Dank und mit Bitte. Damit bringen Sie instinktiv oder sogar mit dem Brustton vollster Überzeugung zum Ausdruck: Wir können unseren Beitrag zu einem gelingenden, gesellschaftlichen Leben leisten - letztlich aber ist dieses Leben ein Geschenk und nicht planbar.
2. Die Anforderungen in Ihrem Dienst sind alles andere als leicht - zumal in so herausfordernden Zeiten, wie wir sie derzeit erleben. Gerade deshalb brauchen wir, brauchen Sie die Besinnung auf das Wesentliche, auf das, was uns Menschen ausmacht: Gelingende Beziehungen zwischen Menschen, weil nur diese ein gesellschaftliches Dasein in Frieden und Gerechtigkeit ermöglichen. Ich sage das wissend darum, dass polizeiliche Einsätze vielfach geprägt sind von Grenzsituationen, in denen sich Menschen befinden, sind Sie doch tagaus, tagein mit Ereignissen konfrontiert, die sich unsereins kaum vorstellen kann und vielleicht auch nicht vorstellen mag.
3. Ich weiß schon: Wenn ich von guten Beziehungen spreche, ist das schön gesagt - in der Realität ist ihre tägliche "Beziehungsarbeit" freilich herausfordernder und angespannter. Ich kann nur sagen: Wenn mir das eben Beschriebene, nämlich das Ringen um die gute Beziehung, bewusst ist und immer als Ziel vor Augen steht, dann gelingt es mir leichter, das Große hinter den Sätzen in den stressigen Situationen in Erinnerung zu halten und damit den Menschen in seiner Würde ernst- und anzunehmen; so schwierig er oder sie auch sein mag. Zuvor wurde im Evangelium die Begegnung der beiden werdenden Mütter Elisabeth und Maria beschrieben und dass der eine Sohn, Johannes, im Schoß seiner Mutter Elisabeth, den anderen, Jesus, in Maria erkennt. Ja: Begegnung zielt letztlich darauf hinaus, im Anderen jenen Wesenskern zu entdecken, der ihn - so jedenfalls denken wir Christen vom Menschen - wirklich bis in die tiefsten Tiefen seines Daseins beschreibt: als Ebenbild des Schöpfergottes.
4. Nun sind gerade Sie selbst und auch jene, für deren Wohlergehen Sie arbeiten, mitunter mit Grenzsituationen menschlichen Lebens konfrontiert, mit Leid und auch mit Tod. Dass Sie damit in einer Zeit, in der uns Scheitern, Leiden und Tod zwar tagaus, tagein medial begegnen, aber dennoch vielfach als für "mich persönlich" nicht zutreffend betrachtet werden, mit der Endlichkeit menschlichen Daseins umgehen müssen, braucht eine gute Verankerung Ihres persönlichen Seins. Es braucht einmal mehr gute Beziehungen. Jene, die Ihnen hierfür in der Seelsorge zur Seite stehen, sind gerade in solchen Situationen, so hoffe ich jedenfalls, eine Wegbegleitung, die aufrichtet und Hoffnung geben kann.
Schließlich möchte ich Sie heute dazu einladen, Ihre Familienangehörigen ganz bewusst vor die Muttergottes von Mariazell zu tragen - ich kann mir gut vorstellen, wie Ihre Familien immer wieder angesichts Ihrer Einsätze so manche Angst erleiden.
5. Nichts anderes als das, was wir hier in Mariazell als Lesung oft hören - "Siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker, doch über dir geht strahlend der HERR auf, seine Herrlichkeit erscheint über dir" - das möge Sie anleiten, immer wieder mit allem, was Ihr Leben und auch Ihren Dienst ausmacht, sich an dem festzuhalten, den wir Gott nennen. Er ist Ihnen ganz nahe, er ist mit Ihnen, mag kommen, was will.