für Gott leben

1. Ich weiß nicht, wie viele von Ihnen zumindest ein wenig aus dem großteils legendären Leben des einzigen der 14 Nothelfer wissen, der kein Märtyrer ist, und der als früherer Landespatron auch heute noch Stadtpatron von Graz ist? Der heilige Ägidius lebte im 7. Jahrhundert und verbrachte einen Gutteil seines Daseins nach dem Verkauf all seiner Habe für die Armen als Einsiedler. Der Legende nach nährte ihn eine Hirschkuh mit ihrer Milch - und deswegen ist er u.a. auch Patron der stillenden Mütter. Ein weiterer Aspekt seiner Legende nährt weitere Patronate, das der Hirten, Jäger, des Viehs und Bogenschützen etwa, habe er sich doch schützend vor das Tier gestellt, das einem Pfeil des Westgotenkönigs Wamba ausgeliefert gewesen wäre. Er wird aber auch bei Epilepsie, Lähmungen, Lepra, Pest, Ohrenleiden, Geisteskrankheiten, Unfruchtbarkeit als Schutzheiliger angerufen.[1] Dass er als späterer Abt von St. Gilles in der Camargue verstorben ist, sei auch nicht unerwähnt - genauso wie die Tatsache, dass er in ganz Europa schon im hohen Mittelalter große Verehrung genoss.

2. Auf eines weist uns dieser Heilige mit seinem Leben ganz besonders hin: die Berufung derer, die sich zu Christus bekennen, ist eigentlich eine einfache: Es gilt, alles für Gott zu leben, weil Er mein ein und alles ist. Darauf hat uns das Evangelium eben hingewiesen. Wenn Sie hier in diesem Haus schon seit Jahrhunderten sich der Heilung von Kranken widmen und in der Tradition der Barmherzigen Brüder und damit des hl. Johannes von Gott den Beistand von Menschen in deren Bedürfnissen auf ihre Fahnen geheftet haben, dann sind sie voll und ganz Menschen, die dies verwirklichen wollen, denn auch für Jesus stand der Mensch als das Ab- und Ebenbild Gottes im Blick und damit sein Heil und gelungenes, ja erfülltes Leben - freilich im Horizont des Ewigen und nicht bloß des Zeitlichen. Ich kann Sie alle daher nur ermuntern, mit ihrer Arbeit dranzubleiben an der Übersetzung der Frohen Botschaft hinein in das Leben, das sich nach Heilung sehnt. - Neben den Krankheiten des Leibes haben wir als Gesellschaft, und wohl auch so mancher von uns persönlich, noch andere, gerade heute der Heilung bedürftiger Aspekte. - Werden Sie daher auch nicht müde, mit allem und jedem sich IHM anzuvertrauen - dem Heiligen des heutigen Tages entsprechend!

3. Schließlich - und damit noch ein kurzer Blick auf die Lesung des heutigen Festtages: Wenn Sie sich so ganz hinein begeben in die Sorge um die Nächsten - und die letzten Jahre waren nicht nur ob der Umbauarbeiten und der Neuausrichtung im KH-Verband mit den Elisabethinen schon herausfordernd genug, auch die nicht enden wollende Pandemie hat Sie bis ins Letzte gefordert ,hierin nicht müde zu werden, werden Sie auch die Entdeckung machen, dass es die rechte Orientierung und damit Ausrichtung für das persönliche Tun braucht: es war für Paulus und kann für uns heute die Erkenntnis Jesu Christi sein, der als unser Herr uns an die Seite gegeben ist. Trotz allem, was auch mir so Tag für Tag widerfährt, wo ich selbst nicht aus und ein weiß: wenn ich mich IHM anvertraue, bekomme ich tatsächlich wieder festen Boden unter die Füße, erfahre mich gleichsam geschützt von den vielen Pfeilen, die derzeit als Herausforderungen auf jede und jeden von uns einströmen. Wenn heute und hier Räume gesegnet werden, die Ihnen als Personal dieses Hauses dienen, dann sei damit auch deutlich gemacht: Heil und damit Wohlergehen ist auch jenen hier versprochen, die sich abmühen und viel, viel Gutes leisten zum Wohl von allen.

4. Der heilige Ägidius und der heilige Johannes von Gott mögen Ihnen allen Weggeleit und Orientierung sein, dass jeder und jedem von Ihnen reicher Segen zuteil werde von unserem Gott!

[1] vgl. https://www.heiligenlexikon.de//BiographienA/Aegidius.htm (29.8.2022)