Mitten unter uns

1. Gut, dass Du da bist, Herr. Mitten unter uns. Mitten in dieser Stadt und dort, wo von den Verantwortungsträgern über dieses Bundesland entschieden wird. Deine Nähe suchen wir - immer wieder - und einmal mehr in diesen Tagen, an denen so vieles unruhig ist in unserer Welt. Ich bitte Dich: Lehre uns so zu leben, dass Du immer mit uns bist. Lehre uns in deinem Namen versammelt zu sein, in deiner Liebe miteinander umzugehen.

2. Lehre uns aufeinander zugehen, uns mit Deiner Liebe zu begegnen und gemeinsam voranzuschreiten. In Gesellschaft und Kirche haben wir es nötig, für Deine Liebe Zeugnis zu geben. Zu vieles strebt auseinander, zu viele leiden unter Trennung und Auseinander, zu viele spüren in unserer Welt die Folgen von Kriegen, von Erniedrigung, von Häme und Spott. Zu viele bewegen sich nur untereinander und gehen an den anderen und deren Meinungen vorbei. Hilf uns, neu zuhören zu lernen, steh uns bei wenn wir uns aufeinander einlassen und hilf uns einen Dialog leben, der diesen Namen verdient. Lass Menschen nicht so sehr auf sich selbst bedacht sein, so wichtig das manchmal auch ist, sondern ausgerichtet auf Dich unterwegs sein und damit auch näher zusammenrücken, weil wir uns Dir gemeinsam nähern. Hilf uns, nicht so sehr das Eigene im Blick zu haben, sondern Dich; denn weder "rechts" noch "links", weder "konservativ" noch "progressiv" zählen bei Dir, sondern aufrichtig zu lieben und damit das Suchen nach Dir und Deinem Willen für die Welt und unsere Kirche.

3. Hier stehen wir - um Dich versammelt - jede und jeder in seiner Einmaligkeit und dennoch alle gemeinsam, weil wir Dir folgen, weil wir Deine Jüngerinnen, Deine Jünger sind. Lass uns daher in allen Menschen um uns herum Dich entdecken, weil wir alle uns in derselben Art und Weise von Dir und Deiner Liebe umfangen wissen. Wie schwer es uns doch in Gesellschaft und Kirche mitunter fällt, den anderen ihr Kindsein Gottes zuzugestehen und uns alle - rund um den Erdball - als Geschwister anzunehmen. Wie sehr wir doch als Menschen darin immer wieder versucht sind zu kurz zu greifen, zu sündigen. Alle gemeinsam sind wir aufgerufen, diese unsere Welt nach Deinem Willen zu gestalten, um sie lebenswert anderen Generationen weiterzugeben.

4. Du, Herr, stehst hier - mitten unter uns. Im Zeichen des Brotes, das Leben ist. Lass uns alle immer mehr Dir in Deinem Wort, Dir in den Sakramenten, Dir in der Schwester oder im Bruder begegnen, um zu erkennen: Du gehst mit uns und bleibst bei uns alle Tage bis zum Ende der Welt. Komm uns heute entgegen und lass uns Dich wahrnehmen in den Herausforderungen unserer Tage

als den, der bittet, als die, die auf der Flucht ist,

als jene, die arm und bedrängt sind.

Und: Hilf uns, uns täglich neu anzunehmen, weil wir um unsere Schwächen wissen und lass uns diese Endlichkeit begreifen als Geschenk für uns und jeden Menschen: wir alle sind nicht vollkommene Wesen. Lass uns einander mit dem Mut zum Dienen begegnen und uns dabei an Dir ein Beispiel nehmen, da Du selbst nicht zum Herrschen gekommen bist, sondern um als Vorbild in Liebe den Menschen zu dienen.

5. Mit Dir, Herr, sind wir durch die Straßen unseres Lebens gezogen, weil Du uns Weggeleit bist. Steh uns bei, Deine Nähe im Gebet zu suchen - in Lob und Dank, mit Bitten und Vertrauen, damit wir Dich anerkennen als den, aus dem wir leben und nicht uns selbst erhöhen und meinen, uns als Maß für andere aufspielen zu müssen. Hilf uns, weil Du mit uns bist, gemeinsam voran zu schreiten als Deine Kirche, als Deine geliebten Kinder hier in Graz, in unserer Diözese, überall. Amen.