Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. Jesus kennt die Seinen wirklich. Das traue ich mir zu sagen, gerade angesichts der Art und Weise wie er mit Thomas in dem uns ganz und gar vertrauten Evangelium umgeht. Wen wundert's wirklich, dass die Auferstehung nicht so einfach geglaubt werden kann? Wenn wir uns selbst dieses "Geheimnis unseres Glaubens" in Erinnerung rufen: ist dieses Vertrauen an das Leben wirklich ganz tief in unser Dasein eingeprägt, ohne dass Fragen aufkommen, ohne dass Zweifel sich breit machen? Gerade angesichts der derzeit die Welt heimsuchenden Schreckensnachrichten und Herausforderungen? Oft bin ich in den vergangenen Tagen gefragt worden, ob wir angesichts Klimawandel, Pandemie, Ukraine usw. Ostern feiern können und wo denn Gott sei?
2. Die uns allen bekannte Stelle schildert uns den Auferstandenen als einen, der hinführt zum Glaubens-Bekenntnis: "Da, schau her: hier sind meine Wunden". Also: all das, was an Fragen, an Herausforderungen, an Not, Tod, Elend, an Unheil benannt werden kann, ist durch Ostern nicht einfach weg. Das prägt sich ein, so wie sich die Pandemie eben eingeprägt hat in viele Menschen, deren Gesundheit unmittelbar oder auch mittelbar durch COVID beeinträchtigt ist, in viele Menschen, die sich seit Monaten und eigentlich schon Jahren über Gebühr um jene mühen, die erkrankt sind; so wie sich der Krieg in Millionen Menschen eingeprägt hat - nicht nur in der Ukraine, sondern auch bei jenen auf der Flucht, nicht nur in der Ukraine, sondern in vielen Kriegsgebieten in der Welt, nicht nur in der Ukraine, sondern in vielen Ländern, die in den kommenden Monaten mit Kriegsfolgen konfrontiert sind, etwa was Hunger anlangt in so manchen Gebieten Afrikas.
3. Ja: das Bekenntnis zum Auferstandenen erfolgt im Rühren an Seine Wundmale. Das bedeutet dann eigentlich nichts Anderes: Wir schauen das Wesen unseres Gottes, dessen Name - um unseren Papst in einem sehr lesenswerten Interviewbuch zu zitieren - Barmherzigkeit ist, dort, wo wir das Leben auch im Scheitern an- und ernstnehmen. Ostern zu feiern bedeutet ja nicht, das Leben, das hier in dieser Welt für jede/n von uns endet, zu übertünchen mit irgendeiner Schmiere, um dem Elend zu entkommen. Ostern feiern heißt vielmehr: Gott mittendrin in den Wunden dieser Welt und damit auch in den eigenen Verwundungen und unheilen Situationen anzunehmen und zu entdecken als einen, der heilt, als einer der erweckt, als einen der Leben und nichts als Leben will.
4. Heilige wie etwa Ihr Pfarrpatron, die das Martyrium erlitten haben, also um Seinetwillen auch den Tod nicht gescheut haben, sind uns genau in dieser Radikalität des Lebens heute ein Vorbild. Nicht die bloße Anpassung ist's, die uns voranbringt auf dem Weg des Glaubens, sondern das Aushalten in den verschiedenen Herausforderungen, das mit Verwundungen der von uns vielleicht idealisierten Planungen einhergeht. Solch ein Leben ist uns fremd geworden, da wir uns eher anpassen wollen, um nicht zu sehr aufzufallen. Mittlerweile aber entdecken immer mehr Christen - auch angesichts der sich demographisch schnell wandelnden Gesellschaft bei uns: sich zu Christus zu bekennen ist nicht einfach in die Wiege gelegt, sondern braucht bewusste Entscheidung und bringt mitunter auch Unverständnis mit sich. Das war in vielen und guten Jahrzehnten vor uns nicht notwendig, doch nun geht es vielfach nicht mehr bloß mit den Worten, "das war immer schon so und deswegen (!) geht man in die Kirche" usw. Ja: wir selbst, jede/r von uns ist herausgefordert, die "Wundmale" des Auferstandenen für sich selbst zu sehen und mit dem Glauben zu vertiefen.
4. Anders ausgedrückt: "Geben wir wie Thomas nicht nach!" Rühren wir immer wieder neu mit unserem Dasein, mit unserem Alltag an diesem Jesus. Begegnen wir Ihm in Seinem Wort, wenn wir uns stärken lassen von Ihm in den Sakramenten, dann wenn wir Ihm in den notleidenden Schwestern und Brüdern begegnen, die uns an die Seite gestellt werden oder uns über den Weg laufen. Und indem wir ihn anrühren - mitten in unserem Leben, mit all den Verwundungen, die wir entdecken und alledem, was der Heilung und Vollendung bedarf, erfahren wir das Leben, das kein Ende kennt, werden wir wie von selbst zum Bekenntnis geführt: "Mein Herr und mein Gott!"