Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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In den vergangenen Monaten war ich ein paar Mal hier in Ihrer schönen Gegend. Beinahe eine Woche habe ich im Seelsorgeraum "Oberes Ennstal", in diesen ihren 11 Pfarren verbracht. Ich möchte heute die Gelegenheit nutzen, dafür Danke zu sagen, dass ich dabei ein wenig in Ihren Alltag eintauchen durfte; ich möchte "Vergelt's Gott!" sagen dafür, dass Sie mir ein Stück weit Ihr Leben und Ihr Leben aus dem Glauben gezeigt haben - mit all den Schönheiten und den Herausforderungen. Ich habe dankbar vieles aufgenommen und möchte einige Überlegungen am heutigen Tag bei dieser festlichen Messe mit Ihnen teilen, die den Abschluss der Visitation und zugleich den Start ins Leben als Seelsorgeraum markiert.
Die Herausforderungen, denen wir hier an diesem Flecken unserer Diözese begegnen, sind tatsächlich andere als in den anderen Teilen unserer Heimat. Fragen rund um den Tourismus etwa werden hier ganz anders gestellt, und damit benenne ich nur ein Beispiel, um deutlich zu machen, wie sehr die unterschiedlichen Räume unserer Steiermark verschiedene Fragestellungen der Lebens- und damit auch der Gestaltung von Kirche mit sich bringen. Sie unterscheiden sich von allen anderen Regionen auch deshalb, weil hier ein Gutteil der evangelischen Christen der Steiermark wohnt. Und damit sind auch innerkirchlich ganz andere Fragen im Vordergrund als etwa in Ratten, das ich im vergangenen Jahr besucht habe und in dessen Mittelschule es keinen einzigen Schüler gibt, der nicht katholisch wäre. - Ich möchte Ihnen und damit auch dem Seelsorgeteam danken, dass Sie diese Fragestellungen an- und ernstnehmen und nicht lamentieren, weil es halt jetzt andere Voraussetzungen gibt, die nicht wegzudiskutieren sind, als es "früher einmal war". Wir merken - und hier sind Sie gleich wie in anderen Räumen von Graz-Seckau: es gibt weniger Menschen, die sich in Dienst nehmen lassen, und viele von denen, die ein Amt in der Kirche ausüben, sind überdies in fortgeschrittenem Alter. Mir ist es als Bischof aufgegeben, mit den Herausforderungen im Ganzen so umzugehen, dass im gesamten Bistum für die Verkündigung der Frohen Botschaft entsprechend gesorgt ist und die Sakramente gespendet werden. Manche haben recht, wenn sie sagen: "Früher war das anders." Ganz sicher. Aber das "früher" ist eben nicht das "Heute". Daher schließe ich an meinen Dank ein einfaches "Bitte" an: "Gehen Sie, bitte, offen mit dem Heute um! - Da wird manches anders, weil so manches anders werden muss, damit eben das Wesentliche des Auftrags geleistet werden kann!" - Im Evangelium ist es ohnedies deutlich geworden: Auch wenn wir uns schon abgemüht haben, es gilt mit IHM die Neuheit und damit neue Chancen zu ergreifen, um Fische zu fangen. Es sind vielleicht hierfür nun andere Voraussetzungen vorzufinden, aber diese gilt es anzunehmen, denn von Gestern kann ich mir nichts abschneiden und das Morgen, in dem das eine oder andere sich vielleicht geändert hätte, gibt es noch nicht. Ganz besonders möchte ich daher Ihrem Pfarrer Andreas Lechner danken, dass er vor knapp 2 Jahren bei einem Besuch des Generalvikars in Schladming, als klar war, dass sich kein Priester für den angedachten Pfarrverband rund um Gröbming gemeldet hat, meinte: "Probieren wir dann halt gleich mal den Seelsorgeraum aus." Er hat in dieser Situation die Herausforderung des heutigen Evangeliums gehört, könnte ich sagen: "Andreas, fahr hinaus auf den See!"
Ich möchte auch Danke dafür sagen, dass hier in vielen Pfarren dieser Entschluss positiv aufgenommen wurde und dass gemeinsam - ich war ja auch bei einer der Klausuren dabei, die für die Entwicklung dieses Seelsorgeraumes abgehalten wurden - versucht wird, das Neue offensiv anzugehen - eben weil es ohnedies kommt. Ich weiß auch, und das sei hier nicht verheimlicht, dass es manche Ängste gibt vor dem Neuen, dass es mitunter da und dort Versuche gibt, das Alte solange wie möglich verzweifelt festzuhalten – das wird unter anderem auch durch Wortmeldungen, die an mich ergehen, deutlich; ich habe auch von einigen Konflikten Kenntnis erlangt, deren Gründe unterschiedlich sind, die aber nichts wegnehmen von der Herausforderung, die sich Ihnen von St. Martin bis nach Pichl eben jetzt stellt. "Wagen Sie den Neuanfang! Und haben Sie dabei auch keine Angst vor etwas, das danebengeht, das eben nicht perfekt ist, vor etwas, das eben anders ist als das, was Sie bislang gewohnt waren." Christsein ist eben mehr als die Sonntagsmesse zur gewohnten Zeit - wenn ich mich recht entsinne wird nämlich bei der Schlussprüfung unseres Lebens, wie sie uns bei Matthäus überliefert ist, nicht einmal danach gefragt, sondern dort wird die Sorge und die Liebe um den Nächsten, um die Benachteiligten aller Art als Maß genommen für das Leben mit Gott. Dass wir als Christen zusammenkommen müssen um zu feiern, ist eh klar, weil sonst würden wir ja der Gefahr allzuleicht erliegen, die Nächstenliebe hintanzuhalten, weil es uns eh gut geht ...
In Ihrem „Pastoralplan“ wird überdies deutlich, wie wichtig die kleinen Einheiten sind, in denen gelebt wird – und wie wichtig das Zusammenschauen über die Pfarrgrenzen hinaus ist. Leben wird eben dort vermehrt, der reiche Fischfang ist eben dort angesagt, wo wir nicht bei uns selbst stehen bleiben, „uns zuerst“ betrachten – was nebenbei ja oft als „wir allein“ gelebt wird, sondern dort, wo wir uns ganz und gar auf Jesus einlassen und Sein Wort, das eben auch heißt „Liebe die deinen Nächsten wie dich selbst“, also auch: „Liebe deine Pfarre gleich wie die Pfarre deines Nächsten“. Und indem wir nicht müde werden, aufeinander zuzugehen – in den verschiedenen Pfarren, unter den verschiedenen Bekenntnissen christlichen Lebens, auf die Menschen, die sich zu nichts bekennen, auf die, die mit der Kirche nichts (mehr) zu tun haben wollen und auf jene, für die alles zu wenig ist … Gott mutet Ihnen all das zu und: Gott traut Ihnen das zu!