Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. "So sehr verlangen wir manchmal, Engel zu werden, dass wir vergessen, gute Menschen zu sein." Dieser Satz stammt vom Heiligen des heutigen Tages, Franz von Sales. Er macht auch etwas von dem deutlich, was ich als eine große Versuchung des Menschen bezeichnen könnte: mitunter begegne ich nämlich Menschen, die das größte von sich erwarten und auch haben wollen, dabei aber (scheinbar?) den Alltag vergessen. Aber: das Leben ist eben nicht nur "high life", das Leben ist Arbeit, ist Schule, ist dieses und jenes, banal vielleicht empfunden und mitunter eben alles andere als das Eilen von einem Höhepunkt zu einem anderen. Weil dem so ist, kann es schon sein, dass es manchmal auch den touch in sich trägt, "langweilig" zu sein.
2. Gerade hier aber scheint mir das notwendig in Erinnerung zu rufen, was wir heute Morgen schon bedacht haben und was uns eben auch im Evangelium begegnet ist. Zunächst gilt es eben für sich selbst die Wirklichkeit zu akzeptieren, dass ich jemand bin, der von Gott in Jesus Christus geliebt ist. Ohne Vorbedingung. Und: unendlich. Deutlich ist das ja in Taufe und Firmung geworden - beide Sakramente haben wohl viele von uns ohne eigene Vorleistung empfangen, auch wenn es für die Firmung eine Vorbereitung gegeben haben mag. Eigentlich dient diese ja nur dazu, sich selbst offen zu machen für das, was Begegnung mit Gott im Sakrament heißt. - Wenn ich wirklich daraus lebe - und das rufe ich mir persönlich immer und immer wieder in Erinnerung - dann gibt es eigentlich keinen "Alltag" in dem Sinn, dass es ein Einerlei gibt. Denn: so die Tage zu verstehen, bedeutet ernst zu machen damit, dass ich versuche, wirklich jeden Augenblick als einen einmaligen und einzigartigen anzunehmen. Ich muss dies in meinem Dienst wirklich so verstehen, sonst wäre ich "aufgeschmissen". Und deswegen versuche ich immer wieder Folgendes: am Morgen, bevor ich wirklich aufstehe, schaue ich kurz auf den Kalender unter dem Motto: "Was hat mir Gott schon fix für diesen Tag vorbereitet?" Und daher vertraue ich Ihm in einer Art "Stoßgebet" all die persönlichen Begegnungen und jene an, die ich über Email oder Briefe oder Telefonate habe. Bevor ich dann Besuch bekomme und mir jemand persönlich begegnet, wenn ich die Türe öffne: ein kleines "Stoßgebet" zum Himmel verbunden mit der Bitte an Gott: "Lass mich diesem/diesen Menschen jetzt so begegnen, wie Du es gerne hättest." Oder noch deutlicher: "Lass nun diese Menschen mir als jemandem begegnen, in denen sie eigentlich Dir begegnen, denn das ist ja meine innerste Berufung." Dann verbringe ich halt die Zeit mit ihnen, die anberaumt ist. Nach dem Verabschieden stehen dann Kaffeetassen oder Trinkgläser auf dem Tisch; ich räume sie ab. Wenn ich sie zur Abwäsche bringe mache ich ein weiteres kurzes Gebet: "Lieber Gott: ich vertraue dir jetzt diese Begegnung an. Ich hoffe, dass ich meinen Teil in diesem Treffen gut gemacht habe. Vollende Du jetzt, was da nicht so in Ordnung war. - Und: mach mich frei und offen für den Nächsten, für die Nächste, die nun an der Reihe ist."
3. Ihr merkt: mein Dienst als Bischof ist es, die Liebe, die Gott zu mir hat, anderen erfahrbar zu machen. Damit werde ich immer mehr zu jemandem, dessen "Lebensinhalt" es ist, deutlich zu machen, dass er "Knecht Gottes" ist. Und Ihr merkt wohl auch: Plötzlich kann mit einer solchen Einstellung zum ganz "normalen" Alltag sich dieser zu einer Abenteuerreise entwickeln, weil ich nicht mehr nur einfach so dahinlebe, sondern versuche jeden Augenblick als einen aufzunehmen, in dem ich mit der Gegenwart Gottes rechne. So ein Leben ist ungemein spannend und der Alltag ist damit alles andere als langweilig, weil ich eben im Kleinen schon mit dem ganz Großen, Gott nämlich rechne, und nicht der Versuchung verfalle, zu meinen dass Gott nur dort seine Finger im Spiel hat, wo die großen Wunder geschehen. Mit einem solchen Lebensstil ähnle ich Maria: mitten in ihrem Leben hat sie Gott entdeckt und "ja" gesagt zu ihrer Berufung, "Magd des Herrn" zu sein.