Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. Unser Leben ist eingebunden in das, was wir üblicherweise "Zeit" nennen. Es ist geprägt vom Unterwegs-Sein. Am Ende eines Jahres wird uns dies intensiver bewusst: Wir können das, was wir "Zeit" nennen, nicht festhalten. In wenigen Stunden geht das bürgerliche Jahr 2018 zu Ende – und kein Augenblick darin kehrt wieder. Das kann einem angesichts manch ungeklärter Herausforderungen den Atem rauben, aber es kann auch Freude über das auslösen, was uns gelungen ist. Die Gedenk- und Bedenkjahre, die wir 2018 in Österreich begangen haben, erinnern uns an die eben angesprochene Wirklichkeit.
2. Dieser Zeitpunkt des Vor- und Zurückschauens kann auch zu einem "Aufbruch" werden - jedenfalls mir wird dies immer mehr bewusst. Wo ich vielleicht Stillstand oder gar Ausweglosigkeit im eigenen Leben verspüre, kann im Annehmen dessen möglicherweise schon ein Aufbruch oder Neubeginn markiert sein. Einen solchen Aufbruch haben wir in der Lesung gehört: Abram. Es sind keine hochtheologischen Überlegungen, die am Beginn unserer Glaubenstradition stehen, es sind "Ergehnisse".
3. Ja: die Bibel lehrt uns, alles was uns im Leben begegnet, auf dem Hintergrund unseres Schöpfers zu lesen. "Schau ihn an, der dich führt, und schau nicht zurück, woraus er dich wegführt. Der dich führt, wandelt vor dir her; woraus er dich wegführt, ist hinter dir. Liebe ihn, der dich führt, und nicht verdammt er dich, so du rückschaust" wird dem hl. Augustinus zugeschrieben. Er schildert darin sich und sein Sein vor Gott. Solches Vertrauen und solch' einen Glauben wünsche ich mir und jedem von uns am Ende dieses Jahres.
4. Wir sind auch in diesem Jahr 2018 in gewisser Weise aufgebrochen, in dem wir den 800. Geburtstag unserer Diözese gefeiert haben. Um in einer sich immer schneller ändernden Gesellschaft gerüstet zu sein, haben wir ein "Zukunftsbild" formuliert. Wir gehen darin vom Leben der Menschen hier und heute aus und glauben, dass jeder Mensch Gottes Antlitz trägt. Das heißt für eine jahrhundertealte Institution, wie es unsere Diözese eben ist, neu Schwung zu holen aus dem Anfang im gemeinsamen Unterwegsein mit allen auf der Suche nach Gott. Wenn wir demütig zurückblicken ist es der Kirche meist dann nicht gut gegangen, wenn sie sich selbst zu sehr in den Mittelpunkt gestellt hat und ihr Sendungsauftrag hinein diese Welt in den Hintergrund getreten ist. Die Pastoralkonstitution des 2. Vatikanischen Konzils formuliert dies klar: "Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, [..] auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi".[1]
5. Wir entdecken so manches an Schrammen und Wunden, die über Jahrhunderte bis in die jüngste Zeit in den Mantel der Kirche gerissen wurden, und wir entdecken auch so manche Resignation. Gerade weil wir erkennen, dass es viel an Verfehlung gab und gibt, das den wahren Charakter und die Sendung der Kirche verdunkelt, stehen viele ihrer eigenen „Mutter Kirche“ distanziert gegenüber. Das hängt wie ein großer Klotz am Bein und wird auch immer wieder benannt – mitunter nicht ohne Häme. "Wenn wir nicht darunter leiden", so sagt es einmal Chiara Lubich in einer Meditation, "sind wir wohl noch nicht so von der Liebe Christi durchdrungen, wie Gott es wünscht. Gerade heute können wir uns nicht damit begnügen, uns bloß um die eigene Vollkommenheit zu mühen, und auch mit einem gemeinsamen Streben nach Heiligkeit ist es nicht getan, wenn man als Gemeinschaft in sich verschlossen ist", so die Gründerin der - auch im interreligiösen Dialog sehr aktiven - Fokolar-Bewegung weiter. "Es kommt darauf an, in der Dimension der ganzen Kirche zu leben, den Schmerz und die Freude mitzuempfinden, die Christus in seiner Braut, der Kirche, empfindet. Wir müssen heilig werden – als Kirche."[2] Nach wie vor lebt die Kirche aus der Wirklichkeit, "Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit"[3] zu sein, wie es das Zweite Vatikanische Konzil aussagt.
6. Wissen wir uns daher alle als Kirche von Graz-Seckau herausgerufen und aufgefordert, "diesen Ruf anzunehmen: hinauszugehen aus der eigenen Bequemlichkeit und den Mut zu haben, alle Randgebiete zu erreichen, die das Licht des Evangeliums brauchen."[4] Wenn Papst Franziskus in seiner Programmschrift Evangelii gaudium diese Worte der ganzen Kirche ans Herz legt, dann ist von einem Aufbruch die Rede, der uns nicht nur heute in ein neues Jahr, sondern ein Leben lang in den Spuren des Auferstandenen auf der Suche nach Gott zu begleiten hat. So darf ich Ihnen an der Schwelle in ein neues Jahr alles Gute und Gotte Segen wünschen.