Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. "Weihnachten erinnert uns daran, dass ein Glaube, der uns nicht in eine Krise führt, ein Glaube in Krise ist; ein Glaube, der uns nicht wachsen lässt, ist ein Glaube, der wachsen muss; ein Glaube, der nicht Fragen aufwirft, ist ein Glaube, über den wir uns Fragen stellen müssen; ein Glaube, der uns nicht belebt, ist ein Glaube, der belebt werden muss; ein Glaube, der uns nicht erschüttert, ist ein Glaube, der erschüttert werden muss. Ein rein intellektueller oder lauer Glaube ist in der Tat bloß ein vorgegebener Glaube, der sich eventuell dann verwirklicht, wenn er es schafft, das Herz, die Seele, den Geist und unser ganzes Sein miteinzubeziehen, wenn man es Gott erlaubt, in der Krippe des Herzens geboren und neu geboren zu werden, wenn wir dem Stern von Bethlehem erlauben, uns zu dem Ort zu führen, wo der Sohn Gottes liegt, nämlich nicht bei den Königen und im Luxus, sondern bei den Armen und Demütigen."[1] Mit diesen Worten hat Papst Franziskus eine seiner Weihnachtsansprachen an die Mitarbeiter in der Römischen Kurie beendet.
2. Nehmen wir das heutige Fest in seiner ganzen Ernsthaftigkeit und Tiefe wahr: es fordert jede und jeden von uns auf, nicht müde zu werden, Gott wirklich den ihm gebührenden Platz in unserem Leben einzuräumen – damit es Licht wird mitten in einer Welt, die mitunter den Eindruck vermittelt, zu einem einzigen Krisenherd geworden zu sein. Glaube ist eben nicht der Zuckerguss, der sich über das Dasein des eigenen Lebens legt, um es schmackhafter zu machen. Glauben heißt, beständig am Sprung zu sein, Ausschau zu halten nach dem Licht, das uns persönlich und damit der ganzen Welt Orientierung zu geben vermag. In der Geschichte unserer Kirche wird immer wieder deutlich: diesen inneren Kern hat sie trotz aller Verirrungen und Verwirrungen die Jahrhunderte herauf bis ins Heute als wesentlich bewahrt und sich daraus letztlich auch immer und immer wieder neuen Schwung geholt. Dies möchte ich all jenen in Erinnerung rufen, die sich angesichts so mancher das Evangelium verdunkelnder Ereignisse in unserer Kirche abwenden und andere Wege gehen wollen. Wenn wir (!) uns nicht wie die Sterndeuter aufmachen und uns selbst eingestehen, dass wir alle auf der Suche nach Gott sind,[2] schrammen wir an der Realität der Menschwerdung Gottes vorbei. Glaube ist eben Tat, Glaube ist Sendung hinein in diese unsere Welt. Und weil er eben ein ganz anderer ist, eckt er auch an.
3. Die Sterndeuter fragen: Wo finden wir ihn? Und wir fragen uns: Wo sind Orte, an denen Gott bei uns "Fleisch" annimmt? Wo ist reale Begegnung mit ihm im Leben möglich? – ER findet sich dort, wo das Leben nicht wahrgenommen wird, das Lebensrecht abgesprochen oder gar verunmöglicht wird. Gerade wir in Europa, und auch hier in Österreich, laufen Gefahr, das Leben in den vielen Facetten zu verneinen, es zu unterdrücken oder eben nur Auserwählten zuzusprechen. Dass es auch unter jenen, die sich Christen nennen, vermehrt solche Ausgrenzungen gibt, stimmt mich nachdenklich; erst Recht ist es unannehmbar, dass jene, die amtlich für diese Kirche eintreten, Leben missbrauchen. In solchen Situationen haben jene besondere Verantwortung, die Weihnachten nicht nur als Ausdruck eines gewissen Kulturkreises feiern, sondern ernst nehmen, dass Gott einer von uns geworden ist. – ER findet sich dort, wo Gräben zwischen Menschen errichtet werden, wo Sprache verroht und andere schlecht gemacht werden und wo Gerüchte in die Welt gesetzt werden. – Dort, wo Menschen Hilfe nötig haben, stehen jene, die sich in der Nachfolge Jesu Christi wissen, weil er nicht nur vertröstet, sondern Lahmen, Bettlern, Blinden und Tauben, ja sogar Totgeglaubten mitten in dieser Welt Leben ermöglicht. Deswegen werden Christen sogar verfolgt, weil sie nicht müde werden, das Recht auf ein menschenwürdiges Leben einzumahnen. – ER findet sich dort, wo ungerechte Strukturen sich breit machen, wo Krieg tobt – mit Waffen des Wortes oder auch real, wo das gemeinsame Haus Erde bedroht wird. – Stimmen, die sagen, dieser Einsatz gehöre nicht zum Wesen christlichen Glaubens, irren. Diesen Stimmen und auch uns selbst sagen wir erneut: Heute feiern wir Gottes Kommen mitten in diese Welt! Und mit dem Theologen Angelus Silesius wünsche ich mir, Ihnen und der ganzen Welt: "Ach könnte nur dein Herz zu einer Krippe werden / Gott würde noch einmal ein Kind auf dieser Erden."[3] Gesegnete Weihnachten!
[1] http://w2.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2017/december/documents/papa-francesco_20171221_curia-romana.html
[2] Vgl. Zukunftsbild "Gott kommt im Heute entgegen" II/2 [https://www.katholische-kirche-steiermark.at/specials/zukunftsbild]
Folgende Schriftlesungen wurden während der Festmesse verkündet:
1. Lesung: Jes 52,7–10;
2. Lesung: Hebr 1,1–6;
Evangelium: Joh 1,1–18
[3] Andertes Buch, Nr. 53. (Kritische Ausgabe, hg. von Louise Gnädinger, Reclam, Stuttgart, 2000).