Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Am heutigen Tag wurde in dieser Pfarre das gelebt, was wir soeben im Evangelium gehört haben. Wir haben das Brot des Lebens im wahrsten Sinn des Wortes "im Blick" gehabt und mit unserem Glauben ernst gemacht: Er, dieser Jesus aus Nazareth, der mit seiner Rede vom Lebensbrot damals angeeckt hat, ist das Brot, also lebens-notwendige Speise für unser Leben und unseren Glauben. Mehr noch: Er selbst ist dieses Brot (vgl. Joh 6,51), er identifiziert sich mit dem Lebensnotwendigsten.
Daher kann, nein "muss" am Ende des pfarrlichen Anbetungstages gefragt werden: wie ist das tatsächlich? Ist dieser mehr als ein frommer, wenn auch sehr schöner und intensiver Brauch? Stimmt das wirklich mit dem Glaubens-bekenntnis, das wir ablegen? Ist ER, dieser Jesus aus Nazareth, tatsächlich mein, unser notwendiges Lebens-Mittel? Weil ich mir diese Fragen selbst auch immer wieder stelle, traue ich mich, diese mit Ihnen hier in Pfarre und Pfarrverband zu teilen.
- Jesus: Brot für mich und mein Leben? - Wenn ich nach getaner Arbeit am Abend nach Hause komme und den Tag Revue passieren lasse, kommen mir hin und wieder Gedanken hoch a lá: "Habe ich jetzt gearbeitet, einen Termin nach dem nächsten vielleicht abgespult, oder habe ich bewusst versucht, in den zahlreichen Begegnungen des Tages Jesus als das Brot für mein Leben und das derer, denen ich begegnet bin, deutlich zu machen? In der Art und Weise, wie ich mich gegeben habe, wie ich auf die Leute eingehe etc.?" – Ich glaube nämlich, dass die Menschen rund um mich herum, ob jung oder alt, ein waches Gespür dafür haben, ob ich ganz da bin oder eben eine Art "Job" mache ...
- Jesus: Brot für mich und mein Leben? – Wenn ich mir die Fragen anschaue, denen wir uns in der Kirche immer wie-der stellen, dann komme ich immer mehr zum Grübeln: "Sind die Strukturfragen, so sehr sie berechtigt sind, wirklich die Fragen, die die Menschen betreffen? – Sind die Sorgen, die wir uns machen und daher auch all das Planen und not-wendige Überlegen, wie Kirche auch hinkünftig bei uns sichtbar wahrgenommen werden kann, wirklich von dem Geist erfüllt, der durchscheinen lässt, dass es uns einzig und allein darum geht, treue Zeugen für den Auferstandenen zu sein, IHN sichtbar und angreifbar mitten unter uns zu machen? Geht es uns nicht auch immer wieder, vielleicht versteckt auch hinter so mancher Fassade, darum, Einfluss weiterhin zu haben, 'ja nichts zu ändern'? Und genau das wird dann auch in mitunter ganz schön klingende Fragen und Überlegungen gepackt – aber so gut diese auch gemeint sein mögen, mitunter hege ich den Verdacht, dass nicht ER, das Brot des Lebens dahinter steckt, sondern eigene Interessen, die bewahrt werden wollen, unser Selbststand unter dem Motto 'Wir sind gut und wollen auch so dastehen etc.?!" Ich selbst muss mich immer wieder solchen fundamentalen Infragestellungen meiner selbst und der Kirche, der ich als Bischof diene, aussetzen. Nur so (!) bleibt mir der Herr, das Brot des Lebens eben, im Blick. Und wenn es für mich gilt, dann wohl auch für Pfarren und Gemeinschaften, eigentlich jede und jeden Getauften bei uns.
- Jesus: Brot für mich und mein Leben? – Ein letzter kurzer Gedankenkreis, der an dem anschließt, wer Jesus in der und für die Welt ist. Wir sagen ja so leicht, dass wir in Seiner Nachfolge stehen, IHM ähnlich zu leben versuchen. "Wo wende ich mich persönlich – Jesus ähnlich – denen zu, die mir zu Nächsten werden? Welche Herausforderungen sind heute vor meiner Haustür zu finden, denen ich mich zu stellen habe, weil sie meine Brüder und Schwestern, Menschen wie du und ich also, sind? Und wenn wir Gott Vater nennen, dann sind diese eben, egal woher sie auch kommen, ein-fach weil sie Menschen sind, mir Nächste." * Jene, die bei uns Hilfe suchen: was mache ich, um Schutz und vielleicht sogar neue Heimat finden zu helfen? * Jene, die angesichts des Scheiterns einer Beziehung nach neuen tragenden Fundamenten ihres Lebens Ausschau halten, die – weil sie Kinder sind – nicht mehr recht wissen um ihre Heimat und ihre 'wahre Familie'? * Jene, die scheinbar an den Rand gedrängt sind, weil sie kein Arbeitseinkommen haben und scheinbar nicht gebraucht werden, Junge wie Alte? * Jene, die mit sich selbst oder denen in ihrer näheren Umgebung nicht zurande kommen, weil sie einen anderen Weg eingeschlagen haben oder von einem guten gar abgekommen sind? * Jene, die trauern, weil sie jemanden – überraschend vielleicht, durch einen Unfall oder eine heimtückische Krankheit – verloren haben, die vielleicht durch eine Untat traumatisiert sind und behandelt werden müssen? Klar ist: Jesus als das Brot für das Leben zu glauben und zu benennen ist alles andere als eine bequeme Art und Weise, sich aus dieser Welt zu verabschieden. Es ist eine "gefährliche Erinnerung", denn egal was bzw. wer mir begegnet: Begegne ich diesem Menschen mit der Art und Weise, die die einzig rechte ist, nämlich 'wie Er uns geliebt hat'?
Anbetungstag war heute hier. Was Jesus uns heute in Seinem Wort mit auf den Weg gegeben hat ist alles andere als leicht verdauliche Kost, die uns bloß hinweghebt über die Mühen des Alltags. Wahre Anbetung heißt eben, die Welt nach dem Bild und Gleichnis Gottes gestalten zu wollen.