Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Wir feiern heute den "Großen Frauentag" und ein "besonderes Pfarrfest", ist doch die Pfarrkirche, in der wir zu dieser Stunde Messe feiern, in vielem wieder frisch und damit für die nächsten Jahrzehnte "fit" gemacht" worden. Wir tun dies mit aller dem heutigen Tag innewohnenden Festlichkeit. Die Kirche trägt den Namen "Maria Elend" - vermutlich in Anlehnung an eine alte Überlieferung, wonach Maria "eilends" in den Himmel aufgefahren sei - obwohl das Hochaltarbild von einem anderen Glaubensinhalt geprägt ist. Das dort angebrachte Bild zeigt die "Schutzmantelmadonna", die vielfache Verehrung genossen hat und diese nach wie vor erfährt.
Nehmen wir drei Blickwinkel aus der Verehrung unserer Gottesmutter, um uns Wegweisung am heutigen Feier-Tag zu geben.
Niemand von uns lebt aus sich selbst. Auf den englischen Lyriker John Donne (+1631) geht der Satz zurück: „No man is an I-land“. Jede und jeder von uns ist eingebunden in ein Miteinander. Jede und jeder von uns weiß sich vielem im Leben ausgesetzt und muss, ob gewollt oder auch nicht, mitunter Schutz suchen. Beide Momente, das Eingebundensein und die Schutzbedürftigkeit, sind in dieser altehrwürdigen Darstellung enthalten. Die Darstellung selbst geht auf den Rechtsbrauch des Mantelschutzes zurück, "wonach man einer Person durch Bedecken mit seinem Mantel rechtlichen Schutz gewährt".1 Entspricht Maria als Muttergottes nicht alledem? An ihr ist wohl wie bei keinem anderen Menschen deutlich abzulesen, wie sehr der Mensch, um zu seinem vollen Dasein zu gelangen, auf Gott angewiesen ist. Wir feiern Maria Himmelfahrt, die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel, d. h. Maria erlangt ihre Vollkommenheit in Gott. Daher möchte ich Sie am heutigen Feiertag auch dazu einzuladen, Ihr eigenes Dasein auf diesem Hintergrund anzuschauen: Ich verdanke mich nicht mir allein, ich bin letztlich in Gott geborgen.
Zugleich (!) wird an Maria aber auch deutlich, dass wir Menschen mit unserem "Ja" dem Willen Gottes gegenüber zur Fülle des Lebens gelangen können. Weil wir um unser "verdanktes" Dasein wissen, sind wir eingeladen, der Liebe Gottes mit unserem Leben zu antworten. Auch dieser Aspekt würde es verdienen, intensiver bedacht zu werden: Nehme ich die Liebe, die ER zu mir ganz persönlich hat, wirklich bis ins Letzte an? Glaube ich, dass mit meinem "Ja" IHM gegenüber mein Leben wirklich zutiefst erfüllt ist? Wenn ich mir getaufte Christen oft "anschaue", dann strahlt mitunter was anderes als diese „Fülle des Daseins“ aus ihrem Gesicht und ihrem Leben. - Weil Maria genau darin uns vor Augen gestellt wird, ist sie auch und gerade im Heute "Schutz" und "Zuflucht" für jede und jeden: Ja, Maria, ist das Bild schlechthin für jene, deren Berufung es ist, Christus „zur“ und „in“ die Welt zu bringen.
2. Die Selbstentäußerung des Menschen.
Wir kennen um die - früher zumindest wurden sie einzeln benannt - sog. "Sieben Schmerzen Mariens". Maria hatte in ihrem Leben stets damit zu tun, nicht "aus sich selbst heraus", sondern aus dem Glauben heraus. Sie wurde klein und demütig, damit Gottes Wirken in ihr größer wurde. Ob das die Weissagung des Simeon ist (vgl. Lk 2,34-45), die Flucht nach Ägypten (vgl. Mt 2,13-15), die verzweifelte Suche nach dem Zwölfjährigen (vgl. Lk 2,43-45), die Begegnung mit Jesus am Kreuzweg, seine Kreuzigung, die Abnahme vom Kreuz (vgl. Mt 27,57-59) und auch seine Grablegung (vgl. Joh 19,40-42). Ihre Schmerzen, ihre Selbstentäußerung bis zum Letzten werden am deutlichsten wohl in jenem Bild dargestellt, das den Leichnam Jesu im Schoß seiner Mutter zeigt und in bewegenden Pietá-Darstellungen die Andacht der Menschen seit Jahrhunderten begleitet. Wie groß muss der Schmerz einer Mutter sein, ihr totes Kind in den Armen zu halten! Doch aus diesem Bild spricht nicht der Schmerz, sondern der Glaube. - Ja: wenn wir uns zu Christus bekennen, gilt es, IHN wirken zu lassen, IHN machen zu lassen, uns IHM anzuvertrauen und alles, was "ich" ist, auf IHN hin zu verlassen. Dies scheint dem aufgeklärten Menschen des 21. Jahrhunderts eher schwer zu fallen, ist aber m. E. eines durch das Wesen unseres Seins bestimmte Lebensart, weil diese, wie schon angedeutet, deutlich macht: Gott ist die Fülle meines Daseins, nicht ich.
3. Die Vollendung des Menschen.
Ein kurzer weiterer und letzter Gedankengang: Das eben geschilderte Dasein des Menschen als jemand, der auf Gott hin lebt, wird im Festgeheimnis der Aufnahme Mariens in den Himmel deutlich. Dort, in jenem Moment also, wo der Mensch sich selbst ganz genommen ist, er aufhört zu sein, dort bekennen wir, dass er zur Fülle das Daseins gelangt in Gott. Auch dieses wird uns geschenkt. Der Mensch kann es nicht selbst "machen". Das gibt wirklich Hoffnung, gerade angesichts all dessen, was rund um uns an Unvollendetheit erfahrbar wird, tagaus, tagein. Der heutige Tag macht deutlich, wie sehr der Mensch auch in seiner Leiblichkeit, wie sehr also all das hier in der Welt, vor Gott Bedeutung hat und nicht einfach nur im Nichts versinkt.
Liebe Festgemeinde!
Drei Gedankengänge, die alle - am Beispiel Mariens - wesentliche Aspekte unseres Menschseins aus dem und im Glauben deutlich machen. In dieser nunmehr neu erstrahlenden Kirche am "Stadtrand" von Graz, weit hinein ins Grazer Feld sichtbar, soll heute und auch weiterhin dieses unser Glaubensbekenntnis deutlich werden. Wir leben aus Gott, wir leben auf Gott hin und wir werden auf ewig bei ihm sein.