Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Eröffnung: Im heurigen Jahr haben bereits 300.000 Menschen aus Not, Elend und Krieg ihr Heil in der Flucht über das Mittelmeer gesucht - mehrere Tausend haben dabei ihr Leben lassen müssen. In den letzten Tagen hat die Betroffenheit über die Tragödien von Flüchtenden eine neue Qualität bekommen. Wir wissen, dass im heurigen Jahr etwa 80.000 Asylwerbende in Österreich erwartet werden, also Menschen, die als Grund ihrer Flucht Angst und Furcht um ihr eigenes Leben angeben. Die Suche nach einem freien Leben wird von Schleppern und anderen Kriminellen ausgenutzt; diese versuchen Geschäfte mit der Not, nein, mit Menschen zu machen. Wir kennen die Bilder und Nachrichten darüber, und wir kennen auch jene, wie auf verschiedenen Ebenen - so scheint es - verzweifelt versucht wird, Asylwerber unterzubringen. Dabei werden wir Zeugen, wie untereinander die Sprache verroht und Anwürfe jenseits des Respekts, den jeder Mensch verdient, laut werden, auch weil Menschen angesichts all dessen Angst haben. - Die Auflistung all dessen, was wir rund um die Fragen von flüchtenden Menschen im Jahr 2015 wissen und kennen, ließe sich weiter fortführen. Dass aber über 70 Menschen sozusagen „vor unserer Haustür“ in einem LKW ersticken, bringt eine „neue“ Betroffenheit mit sich, die wir heute und hier in dieser Feier als Christen vor unseren Gott legen.
Wenn wir dies jetzt hier tun, dann bringen wir zunächst uns selbst vor Ihn hin und halten Ausschau nach dem, der vielleicht in dieser so trist erscheinenden Situation Perspektive, ja: Hoffnung, geben kann.
Homilie: Der Seher des Neuen Testaments spricht vom „Himmel“ an der Stelle, die wir heute vernommen haben. Das ist die endgültige und ewige Zukunft, die wir jenseits des „Tales der Tränen“ erwarten, die in Liedern des Öfteren schon seit Jahrhunderten besungen wird. Der Seher dieser Zukunft will damit meines Erachtens nicht vertrösten. Er zeichnet ein Bild, das trotz der Erfahrungen, die Christen damals in der Verfolgung gemacht haben, Halt zu geben vermag. - Verfolgung, Krieg, Not und Elend treffen auch im Heute unserer Welt viele, die sich zu Christus bekennen, und viele Menschen rund um den Erdball, denen die Lebensgrundlagen genommen werden. Der Seher auf Patmos bleibt nicht dabei, Schuldige zu suchen. Er setzt uns großartige Bilder vor, die helfen wollen, in alledem auszuhalten, ja sogar mit Hoffnung zu leben und darüber hinaus zu ermutigen, Hand anzulegen an dieser bedrängenden Wirklichkeit, damit Gott mitten in dem Elend als Leben schaffende Realität erfahren werden kann. Wir erwarten diese Herrlichkeit Gottes, zugleich erwartet diese neue Wirklichkeit uns.
Sie lädt uns ein: „Du, Mensch, weiß darum, dass Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde erschaffen wird, in der er selbst als Gott „Herr“ ist und dir darin die Fülle des Lebens geschenkt wird. Diese Herrlichkeit strahlt uns Christen als Licht in einer dunklen Welt voraus; und deswegen: Setz‘ jetzt alles daran, dieses Miteinander der Menschen ohne Unterschied zu fördern, denn es ist unsere eine Welt, die uns geschenkt und anvertraut ist!“
Daher möchte ich - trotz allem, was benannt werden könnte und auch muss - es Johannes gleich tun. Ich selbst bin beseelt von dieser Vision, von diesem starken Bild einer durch „Miteinander aller“ gezeichneten Welt, in der jede und jeder Platz und Leben findet. Es gilt am heutigen Tag des Gedenkens und der Solidarität somit auch, all jenen in Gesellschaft, Politik und Kirche zu danken, die sich einsetzen, damit Not und Elend vor unserer Haustür gelindert wird. Danke all jenen, die in und als Verantwortungsträger täglich versuchen, dem Elend ein Ende zu setzen.
Und es gilt, das Miteinander in der Gesellschaft jenseits der Ideologien in Erinnerung zu rufen - und das auf allen Ebenen, im Kleinen wie im Großen, weil es um Menschen geht, die alles verlassen, was ihnen lieb und teuer ist. Ja, es gilt den Verantwortungsträgern in unserer Gesellschaft, in Gemeinden, Land, Bund und in Europa, in den Kirchen und Religionsgemeinschaften dieses starke Bild in Erinnerung zu rufen, das von einem friedlichen Miteinander aller in einer Stadt und in einer Welt spricht, die sich derzeit massiv von ihrer schrecklichen Seite her zeigt. Darum, lassen wir nichts unversucht: das Miteinander, die Suche nach Einheit und von dieser Perspektive aus, die Welt zu gestalten, damit diese allen Menschen wirklich als Lebensort dient. Dazu möchte ich Sie alle bitten – als Christen und Christinnen in der Steiermark, als Verantwortungsträger und darüber hinaus alle Menschen, denen ihre Schwestern und Brüder rund um den Globus aufgegeben sind.