Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Wir wissen um die Ereignisse, die dem in der Lesung geschilderten Zeitraum folgen: die die sich nach dem Heimgang Jesu zum Vater gemeinsam im Gebet versammelten, wurden einige Zeit später vom Hl. Geist ergriffen und machten sich auf den Weg, um die Botschaft des Auferstandenen und damit das Leben mit Ihm in die ganze Welt hinauszutragen. Wir heute und hier können uns, fast 2000 Jahre von diesem Ereignis entfernt, auch als Frucht dieses Gebetes betrachten bzw. verstehen. Am heutigen Abend, der in der seit dem "Jahr der Berufung" 2002 ins Leben gerufenen Monatswallfahrt besonders dem Gebet um geistliche Berufe gewidmet ist, möchte ich auf einen kleinen Aspekt in dieser Lesung aufmerksam machen, der keineswegs alles erklärt, aber wie mir scheint, unser Beten und Bitten im Rosenkranzmonat besonders prägen könnte.
Es geht um das Verweben eines hierarchischen Prinzips der Kirche mit dem charismatischen Profil der Kirche, wie sie durch die Erwähnung der Apostel, die gemeinsam mit Maria im Abendmahlssaal auf die Geistsendung betend harrten, zum Ausdruck gebracht wird. Da ist also Maria, die im Oktober aufgrund des Rosenkranzfestes besonders verehrt wird. Sie gibt mit ihrem "Ja", das sie dem Engel Gabriel bei der Verkündigung gegenüber ausgesprochen hat, förmlich das Urbild dessen ab, was Berufung bewirkt, Berufung ist. Sie hat mit ihrem Leben auf die Anrede Gottes mit ihrer Existenz geantwortet.
Schwestern und Brüder! - Das sind wir alle! Denn auch an uns ist in Taufe und Firmung der Ruf ergangen, uns ganz auf den Weg der Nachfolge zu machen. Mit Haut und Haaren sozusagen sind wir seit damals gleichsam dazu befähigt, den Weg mit Gott zu gehen. Mit allem, was uns zur Verfügung steht, ohne Wenn und Aber. Diesen Weg der Heiligkeit ist uns Maria wie niemand sonst vorausgegangen. In ihr gewinnen wir als Christen Ahnung davon, wie Christsein angelegt ist/sein könnte und was es demnach auch auf sich hat, "Christus zur Welt zu bringen". So könnte nämlich die Berufung umschrieben werden: wir sind im Heute Maria. Durch uns kommt Christus zur Welt. Wir ahnen: das ist der Weg der Heiligkeit, der allen offensteht und der das eigentliche Wesen von uns als Männern und Frauen in den Fußstapfen des Auferstandenen ausmacht. Oder noch einmal anders, einfach und dennoch tief ausgedrückt: Unsere Berufung ist es, wie Maria zu sein. Jene, die durch ein Versprechen sich an eine Gemeinschaft binden und damit auch in den sogenannten Evangelischen Räten leben, machen genau diesen Aspekt lebendigen Christseins deutlich und erinnern uns daran, was für uns alle gilt, auch wenn es eine Herausforderung ist.
Zugleich erahnen wir vielleicht: schön und gut, es braucht aber auch die ständige Erinnerung daran. Ich selbst habe diese Erfahrung auch immer wieder gemacht. Es braucht auf meinem persönlichen Weg der Heiligung und Heiligkeit die Wegmarkierungen, die deutlich machen, wo es langgeht, es braucht die Ver-inner-lichung. "Erinnerung" kann auch so verstanden werden, worum es wirklich geht. Amtsträger in der Kirche sind jene, deren Dienst, eben Amt, es ist, lebendiges Erinnerungszeichen zu sein, weil sie Sakramente spenden, weil sie als „von Gott Angeredete“ sich in den Dienst nehmen lassen. Die Apostel machen dies mit ihrem Leben um und mit Jesus deutlich: Er sendet sie als jene, die mit dem Volk Gottes unterwegs sind und jene Nahrung und Quelle vermitteln, die auf dem Weg nötig ist.
Das Leben und die Erinnerung, das charismatische oder auch "marianische" Profil der Kirche und das hierarchische oder auch "petrinische" Profil der Kirche. Beide Aspekte innerhalb derer, die Jesus nachfolgen, finden wir unter anderem im Abendmahlssaal vor. Beide "Standbeine" sozusagen benötigen wir als Leib Christi im Heute unserer Tage, damit wir in IHM bleiben. Papst Benedikt hat diese Elemente 1998 bei einer Tagung im "Jahr des Heiligen Geistes" als Präfekt der Glaubenskongregation "koessentiell" genannt. Mit anderen Worten: beschränken wir uns auf einen dieser beiden Aspekte, beschränken wir das Leben von Kirche "gefährlich" ein. Beide Aspekte, der der persönlichen Heiligkeit und der Nachfolge und der Aspekt des konkret Eingebundenseins in einem Leib erst machen unser Kirchesein ganz.
Gott sei Dank also haben wir uns heute und hier als Menschen zum Gebet versammelt, denen die eigene Berufung ein Anliegen ist. Gott sei Dank also beten wir darum, dass immer mehr Menschen entdecken, dass ihr Sein eines vor und mit Gott ist und dazu ausersehen ist, auf dem Weg der Heiligkeit voranzukommen. Sich also auch die Frage zu stellen: "Was willst du, Herr, dass ich tue?" Gott sei Dank wissen wir gerade deswegen auch um die Notwendigkeit zeichenhaften Lebens als Menschen, die deutlich machen: "Gott allein genügt" in einem Orden, in einer religiösen Gemeinschaft. - Und Gott sei Dank erahnen wir, dass es in dieser Kirche wichtig ist, immer wieder herausgefordert zu werden, sich auf den Weg zu machen mit dem Auferstandenen, und dass es daher auch Menschen bedarf, die sich in Dienst nehmen lassen, um lebendige Erinnerung zu sein für uns alle.