Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Ehrlich, ich bewundere jede und jeden, der/die sich die Strapazen eines Laufes antut. Als passionierter Nicht-Sportler, der nach dem Motto lebt "no sports", tue ich mir schon schwer, Leute zu verstehen, die sagen, dass es Spaß macht 42,2 Kilometer zu laufen. Und dennoch "muss" ich damit irgendwie umgehen können, war doch im Wort Gottes, das uns in der Lesung und im Evangelium geschenkt wurde, zwei Mal vom "Laufen" die Rede. Und das macht mich "stutzig", lässt mich nachfragen, ob ich mich nicht doch auch näher mit der Lauf-Realität auseinandersetzen müsste, um Gottes Wort für mich und mein Leben besser zu verstehen.
Da läuft einer also auf Jesus zu. Er hat ein Ziel: er sucht nach dem was wirklich zählt im Leben: "was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen" fragt er Jesus. Um gleich danach aufzuzählen, dass er dafür alles, was ihm möglich war, erbracht habe. Und dennoch, so jedenfalls kommt es dann bei ihm an - er wendet sich traurig ab - fehlt ihm trotz des Trainings im Leben der Ge- und Verbote etwas ganz Entscheidendes. Er solle alles zurücklassen, nichts mehr sein Eigen nennen, mahnt ihn Jesus. Es wird ergänzt: weil er ihn liebt! - Das ist schon stark: "Da mühe ich mich ab, um das endgültige Ziel meines Lebens zu erreichen und dann soll das alles umsonst gewesen sein?", höre ich den Mann vor sich hin sinnieren bei seinem Weggang. Es geht um das Verständnis von Liebe. Mir kommt es so vor, je öfter ich diese Stelle für mich selbst betrachte, als ob es darum gehen würde, so Jesus, nichts auf seine eigenen Fahnen heften zu sollen: und wenn du alles getan hast, wofür dir Lob gebührt, wofür du dich anstrengst und vielleicht monatelang, jahrelang trainierst, letztlich und eigentlich ist es Training dafür, sich ganz zu vergessen, um nur mehr Gott, um nur mehr Jesus im Blick zu haben. Denn in Seiner Liebe kann und darf sich jeder geborgen wissen bis ins Letzte. - Jede/r von Ihnen hat in den vergangenen Wochen und wohl auch Monaten hart trainiert, um die morgigen Kilometer einigermaßen unbeschadet zu überstehen. Manche werden von sich dann aber auch sagen (müssen): Obwohl ich mir was Gutes tue, letztlich geht es um was ganz Anderes, nicht nur um den Beweis dafür, wie gut ich bin und was ich zuwege bringe, sondern auch darum, zu sagen: Wenn ich mich verausgabe, wenn ich mich ganz reinhaue in eine Wirklichkeit, dann wird mir was geschenkt, das mehr als „geleistet“ ist. Sichtbar ist das vielleicht in einer Medaille, die jedem und jeder Läufer/in nach vollbrachter Tat überreicht wird; sichtbar vielleicht auch für jene, die sich beim run4unity im Graz-Marathon engagieren, bei dem tausende Euro für Syrien erlaufen werden konnten. Dieses Ergebnis haben wir nicht in der Hand, dieses Ergebnis ist nicht etwas, das wir uns antrainieren könnten, sondern es wird einem geschenkt, weil wir uns selbst vergessen und das eigentliche Ziel für das Leben dadurch im Auge haben.
Vielleicht ist diese Art des „Lebens-Laufes“ gemeint, wenn Paulus in der Lesung davon spricht, "völlig enthaltsam“ zu laufen und zu leben. Also nicht zunächst darauf zu achten, was denn alles Ich erbringe, was mich ausmacht etc., sondern nur das Ziel vor Augen, das Leben mit Gott also, den Lebensweg zu gestalten. Trainieren um zu laufen, alle Fasern des Körpers auf dieses Ziel auszurichten ist eine der wichtigen Voraussetzungen, damit das Ziel erreicht werden kann. Eine andere Voraussetzung – und die wird geschenkt – ist dabei nicht nur sich selbst und die eigene Person im Blick zu haben, sondern das Ziel vor Augen zu haben, das immer größer wird, und dabei immer „selbst-loser“ zu werden. Laufen wird so tatsächlich zu einem Bild für jene, die glauben. Ein Bild für jene also, die alles daran setzen, nicht sich, sondern Gott selbst im Blick zu haben. Die nicht sich und die eigenen Fähigkeiten in den Vordergrund rücken, sondern den, der für alle Ziel des Daseins werden kann.
Ich wünsche uns, ob Sportler oder nicht, ob Läuferin oder nicht, diese Sicht auf das Ziel. Ich wünsche uns in diesem Sinn jenes "von sich selbst weg Sein", das nötig ist, um "Gott" im Blick zu haben, bei dem jede und jeder von uns das letzte und ewige Ziel zu finden vermag. In diesem Sinn: einen „guten Lauf, und kommen Sie ans Ziel!“