Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
Es gibt viele Möglichkeiten, sich in der Kirche zu engagieren! Mehr Infos
Schulen, Kindergärten, Bildungshäuser und vieles mehr: Kirche ist ein wesentlicher Bildungsanbieter. mehr Infos
Die Jünger haben, obwohl sie jahrelang mit Jesus durch die Lande gezogen sind, nicht viel von dem begriffen, was Er wirklich von ihnen und damit von der Welt will. Das ist für uns als Kirche im Heute beruhigend. Und zugleich herausfordernd. Denn: sich einfach nur damit zufrieden zu geben, dass es damals den Jüngern ähnlich ergangen sein mag, kann wohl keine Ausrede dafür sein, dass wir uns im Heute unserer Welt und unserer Kirche darum mühen, nach Seinem Willen zu fragen.
Wenn ich in die Zeit zurückschaue, in der ich hier im Pfarrverband meinen Dienst als Kaplan versehen durfte, dann könnte diese Suche eine mögliche Form der Umschreibung sein für die Sendung, die uns als verschiedenen Erfahrungsräumen von Kirche aufgegeben war. Einige Beispiele:
- Ich kam als einziger Kaplan und ersetzte 1993 Toni Reinprecht und Paul Scheichenberger. Rund um Allerheiligen desselben Jahres starb der frühere Dechant von Knittelfeld, Josef Otter, der die alltäglichen priesterlichen Dienste in Lind-Maßweg und Schönberg in seiner Emeritierung ausführte. Wiederum 2 Jahre später verstarb Pfarrer Josef Winkler: der Pfarrverband wuchs und wuchs.
Ich kam aus der Situation einer Pfarre in der Oststeiermark in eine Gemeinschaft mehrerer Pfarren in der Obersteiermark mit ganz anderer Kirchenbindung als ich sie aus meiner Kindheit und vom ersten Kaplansposten aus gewohnt war.
Von Anfang an also galt es die Frage vor Augen zu haben: "Wohin steuert das Schifflein der Kirche im östlichen Aichfeld?" Wir sahen uns herausgefordert, nicht zu klagen - und ich glaube, wir haben das damals auch nicht (oder nur selten) gemacht. Denn: Klagen ist ein Blick nach hinten. Und hinter uns ist nicht die Gegenwart und auch nicht die Zukunft. Wir haben das, was war, zum Anlass genommen, um uns zu fragen, wie denn Kirche in diesem Großraum heute neu Gestalt gewinnen kann - unter den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen, wie auch mit der Tatsache konfrontiert, dass es weniger Priester gab.
Im Nachhinein betrachtet, haben wir das gelebt, was ich derzeit landauf, landab nicht müde werde zu sagen und - wie heute - zu predigen: die Strukturen, wie Leben gestaltet wird, so sehr sie wichtig sind, sind nicht das Primäre. Gott hat sich was gedacht, wenn er Christen, wenn er Katholiken hier ins Aichfeld sendet - und diese Sendung ist dieselbe, egal wie viel Hauptamtliche wir in der Kirche anstellen können, egal wie viele Priester und geweihte Amtsträger wir haben, egal wie viele Pfarren wir meinen hier gründen zu sollen oder in wie vielen Pfarren kirchliches Leben strukturiert ist, egal wie viele Kirchen wir haben usw. usf.
Denn, wenn es anders wäre, so müsste gelten: kirchliches Leben gelingt "nur" dort, wo wir Bauwerke, professionelle Anstellungen und ein nur durch viel Geld aufrecht zu erhaltendes seelsorgliches Netz haben. Ein Blick in die Weltkirche, der am heutigen Sonntag uns allen angeraten ist, lehrt uns, dass wir Kirche von ihrer Sendung her denken und leben müssen. Kirche von ihrer Sendung her, das ist von Christus her, zu denken und zu gestalten. Es gilt, Kirche nicht vom Amt her, sondern von Christus her und damit Seinem lebendigen Leib, der die Kirche ist, her zu denken. - Das ist zutiefst der Grund, mit dem wir, instinktiv möchte ich sagen, damals schon begonnen haben, manches zu ordnen. Die Grenzen der Pfarren, die geschichtlich dabei irgendwann einmal - früher oder später in der Geschichte der Kirche hier - gewachsen und gezogen wurden, waren uns "Hilfe" dabei, aber nicht unüberwindliche Mauer zwischen den "Herrschaftsbereichen" unterschiedlicher Verantwortungsträger in Pfarrgemeinde- und Wirtschaftsräten.
Wir wurden dadurch aber auch durch die nötigen Veränderungen praktisch "gezwungen", die unterschiedlichen Erfahrungsräume von Kirche bewusster zu sehen um nicht im Denken verhaftet zu bleiben, dass Kirche mit Pfarre identisch zu setzen ist. Da gibt es Kirche im Kindergarten, bei Kolping, in der Friedhofskirche, bei den Hausmüttern in Lind, beim Kirchenchor in Schönberg, in der heutigen NMS von Maßweg, beim Ratschen der Ministranten in Rachau, beim Fest in St. Margarethen, bei den Maiandachten genauso wie bei der Familienpartnerschaft mit Kerala, in den Ehen und Familien genauso wie bei Ministrantenstunden und Osterspeisensegnungen - und und und - überall wird Kirche in unterschiedlichen Ausprägungen und Intensitäten, nicht nur in festen Kirchengebäuden, nicht nur bei Messfeiern, gelebt und erfahren. Da all dies dann am Sonntag auf den hin zu orientieren ist, der uns als Katholiken eint, weil wir alle Ihm, dem Auferstandenen, nachfolgen wollen, gilt es, dem Leben entsprechend und nicht bloß den Pfarrgrenzen entsprechend zu gestalten, damit auch die Nahrung auf dem Weg der Nachfolge gereicht wird mit Seinem Wort und mit dem Brot, das Leben ist. Kirchliches Leben im Ganzen aber ruht auf vielen Standbeinen und nicht nur auf dem der Liturgie am Sonntag, denn das Leben als Christ ist eines, das 7 mal 24 Stunden Nachfolge heißt und nicht nur 50 Minuten am Sonntag. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich sicher das eine oder andere Mal auch schon in den fünf Jahren meines priesterlichen Dienstes zwischen 1993 und 1998 hier gepredigt. Dass all das Leben, das wir vorfinden, eine Ordnung und Strukturen braucht, um sich zurecht zu finden, ist klar. Aber all das dient dem Leben. Und genau das (!) ist auch im Heute und wird wohl auch im Morgen unserer Kirche in der Steiermark immer bedeutsamer werden, ist doch auch der Pfarrverband nicht in dieser Größe verblieben.
Haben wir also keine Angst, uns zu fragen, wie denn im Heute unserer Tage wir hier Kirche leben können - als Getaufte und Gefirmte hat uns Gott mit allem Notwendigen ausgestattet. Dass wir aufgrund größer werdender Räume natürlich auch ein anderes Denken und Planen an den Tag legen müssen, versteht sich von selber, dass wir dabei aber auch mehr und mehr lernen (müssen), wirklich das Gebot der Nächstenliebe auch strukturell zu leben, weil ich eben die Pfarre meines Nächsten gleich zu lieben habe wie meine eigene, macht uns eigentlich nur authentischer und damit auch glaubwürdiger mitten in einer Welt, die sich sehnt nach Leben, nach einem Leben das trägt und das auf gutem Fundament gebaut ist. Singen wir nicht nur einmal im Jahr zu Pfingsten "Sende aus deinen Geist und das Antlitz der Erde wird neu", sondern lassen wir Sein erneuerndes Leben zu, das weit mehr ist als die oft sehr verengenden Fragen, die uns zunächst mal bewegen, letztlich aber vordergründige sind. Lassen wir ihn in unser Leben.