Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Sakralkunst kann innovativ und inspirierend sein: So ungewöhnlich und klar wurden uns eben Bilder dieses Buches, das wir hier heute vorstellen, vor Augen geführt. Ich danke sehr dafür.
Wie man Räume einrichtet, zeigt „etwas von der Ausrichtung des Denkens, Handelns und Empfindens derer […], die sie bauen, bewohnen, besuchen“[1]. So steht es in der jüngst erschienen Ekklesiologie des Bildtheologen Alex Stock. Es ähnelt sehr dem Sprichwort: „Sag‘ mir, wo Du wohnst, und ich sag‘ Dir, wer Du bist.“ Lassen wir uns diesen Satz auch für unsere Kirchen sagen ? ! – Mit einem Fragezeichen und mit einem Rufzeichen zugleich.
Gott wohnt nicht (nur) in Kirchen, aber diese „reden“ und zeugen von ihm. Gott ist und zeigt sich in seiner Schöpfung, in den Menschen, und da vor allem im Antlitz derer, die Hilfe benötigen: den Entrechteten, den Witwen und Waisen, den vor Gewalt Flüchtenden, den Kranken und Sterbenden, er ist aber auch beim jungen Leben, den heranwachsenden Jugendlichen, den Liebenden. Überall da weiß sich die Kirche im Besonderen verpflichtet: es ist ihr Ort. „Es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände“, weil eben „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi sind“; – ein Satz aus der Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“ [Art. 1], welche vor 50 Jahren am 8. Dezember verabschiedet wurde. Ich danke der Katholisch-Theologischen Fakultät, dass sie heute und morgen dazu ein Symposium ausrichtet. Und ich danke den Verantwortlichen, dass der Abend dieses ersten Symposiumstages hier im Kulturzentrum bei den Minoriten mit dieser Buchpräsentation ausklingen darf.
Neben aller gründlichen Neuausrichtung der Kirche und ihrer Verortung in der Gesellschaft seit dem II. Vatikanischen Konzil gab und gibt es darüber hinaus Orte des Zusammen-kommens, Orte des Gebetes und Orte des Feierns für unseren Glauben. Das sind unsere Kirchen und ihnen ähnliche Gebäude wie Kapellen und Bildstöcke. Sie atmen von den Generationen, die hier gebetet und gefeiert haben, die hier getauft wurden und deren letzter Weg am Ende des Lebens in diesen Raum geführt hat. Auch wenn sie leer sind, sind sie da und füllen einen spirituellen, geistlichen Raum für die Ortschaft und für die Stadt aus. Kirchen transzendieren unsere Zeit, unsere Geschichte, unsere Lebens-Orte. Generationen vor uns haben sie gehütet und immer wieder mit Neuem gefüllt: durch Andacht und Lobpreis, durch Mittel der Kunst der jeweiligen Zeit. Die Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils hat – historisch betrachtet – auf eine fast atemberaubende Weise gezeigt, dass sich eine so große Institution wie unsere katholische Kirche – steirisch gesagt – durchaus „dreinreden“ lässt, wenn sie merkt, dass der Geist auch anderswo weht, als auf vertrauten Pfaden.
Wir in unserer Diözese haben in der aus der Liturgiereform erfolgten Neugestaltung unserer Kirchen eine große und herzeigbare Geschichte. Dieses soeben erschienene Buch „Innovative Bildorte in unserer Diözese seit dem II. Vatikanischen Konzil“ ist ein starkes Zeichen dafür. Es ist geschrieben aus der Distanz und Erfahrung eines halben Jahrhunderts. Ich danke zuallererst meinen Vorgängern im Bischofsamt, die all dies ermöglicht und mitgedacht haben: Bischof Josef Schoiswohl, Bischof Johann Weber, Bischof Egon Kapellari. Ich danke an dieser Stelle auch allen theologischen und kirchlichen Vermittlern, auch allen, die uns schon vorausgegangen sind. Erlauben Sie mir, heute einen Namen besonders zu nennen: Em. Univ. Prof. Dr. Philipp Harnoncourt. Er hat Generationen von Studierenden die Liturgiereform in einer Weise vermittelt, dass sie Feuer fangen konnte. Er hat Umgestaltungen mit großer Autorität begleitet. Er hat vor mehr als 40 Jahren ein Kommissionsmodell entworfen, das eine große Vielfalt zugelassen hat. Ich danke Dir sehr dafür.
Die Autorinnen und Autoren dieses Buches sind Mitglieder der diözesanen Kunstkommission. Sie haben mit viel Sachkenntnis etwas Schönes, aber auch „Gefährliches“ gemacht. Sie haben ausgewählt. „Nicht alles, was schön ist, ist auch gut“ werden sie manchmal gesagt haben, und sie meinten „qualitativ gut“. Sie werden vielleicht auch gleichzeitig gehört haben: „Nicht alles, was gut ist, ist auch schön.“ Ich glaube, dass Hermann Glettler, Alois Kölbl, Heimo Kaindl, Miriam Porta, Johannes Rauchenberger und Eva Tangl beide Sätze in eine wunderbare Deckung gebracht haben. Dafür danke ich, wie ich auch allen, die an der Entstehung dieses Buches beteiligt waren – sichtbar oder im Hintergrund – danke; gesondert möchte ich das Kulturzentrum bei den Minoriten mit Johannes Rauchenberger und seinem Projektkoordinator Florian Traussnig nennen, die für die „Abwicklung“ dieses Gesamtprojektes verantwortlich zeichnen, sowie Herrn Bischofsvikar Heinrich Schnuderl, der dieses Projekt als Generalvikar und Diözesanadministrator sozusagen „entschieden“ hat – auch als eine wichtige Wegmarkierung für das 800-Jahr-Jubiläum unserer Diözese.
„72 Bildorte“ ist auch eine symbolische Zahl. Innovation ist ja kein Zwang, aber dennoch ist es ein Zutrauen, dass sich die Kirche dem Neuen auch in Zukunft annehmen wird. „Die Kirche hat mit dem Konzil ihre Fenster zur modernen Welt geöffnet und auf brennende Fragen der Gesellschaft reagiert. Dazu gehört auch der Dialog mit zeitgenössischer Kunst. Dieser erweist sich erst als ehrlich, wenn es auch entsprechende Aufträge für den sakralen Raum gibt.“ So steht es auf dem Klappentext dieses Buches. Wir haben in unserer Diözese viel gewagt. Und wir sind so auch zu einem Leuchtturm für andere geworden.
Man soll das Licht nicht unter den Scheffel stellen. Möge dieses Buch im Bereich der Sakralkunst weit leuchten! Und möge es für uns und den Menschen nach uns ein Zeichen sein, dass Kirche „lebendige Steine“ nötig hat, die frömmigkeitsprägend und kulturprägend sind – auch für die nächsten 50 Jahre.
Das Erbe, das wir haben, ist ein sehr großes. Es braucht uns nicht Last zu sein, es soll vielmehr zum Flügel werden.
Mögen unsere Gespräche weitergehen in den Räumen der aktuellen großen Ausstellung des Kulturzentrums bei den Minoriten!
Ich lade Sie dazu herzlich ein. Seien Sie – auch kulinarisch – meine Gäste.
[1] Vgl. Alex Stock: Poetische Dogmatik. Ekklesiologie. 1. Raum, Paderborn 2014, 16.