Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Liebe Aktionsverantwortliche der Aktion Familienfasttag!
„Frauen teilen am Familienfasttag mit benachteiligten Frauen in der Welt“ – so könnte man diese „Aktion“ hier schlicht beschreiben. Doch es ist mehr. Mehr deshalb, weil Fasten für uns Christen bedeutet: Mensch werde wesentlich! Wir richten uns in der Fastenzeit stets neu aus auf das, was uns im Tiefsten zu Menschen macht. Für getaufte Christen heißt das: Ausgerichtet sein auf Gott und Mitmensch; Gott und Mitmensch im Gleichgewicht zu sehen. Unter diesem Vorzeichen ist Teilen ein wesentlicher Schritt, den Schwerpunkt wieder dorthin zu verlagern, wo dieses Gleichgewicht tragfähig wird; tragfähig, um nicht einer Schwerkraft des Egoismus, einer Anziehungskraft der willenlosen Beliebigkeit, die keinen Schwerpunkt mehr kennt und sich so aus jeder (Selbst-)Verantwortung nimmt, ausgeliefert zu sein.
Entgegen diesen Ungleichgewichten gilt es, die heilsame Dynamik des Teilens zu entdecken, zu der die Fastenzeit aufruft. Dazu lädt uns alljährlich die Aktion Familienfasttag ein.
Papst Franziskus geht dabei voran. In der Enzyklika „Laudato Si“ findet sich dazu eine Schlüsselstelle, die das innere Ungleichgewicht der Menschen mit dem der Welt verbindet. Diese ist am Beginn des sechsten Kapitels zu finden mit der Überschrift: „Ökologische Erziehung und Spiritualität“. Darin beschreibt Franziskus einen „zwanghaften Konsumismus, der das subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen Paradigmas“ sei (Nr. 203). Die Freiheit, an die wir glauben, wird mit jener von Konsumfreiheit gleichgeschaltet, doch nur wenige haben diese: jene, die die wirtschaftliche und finanzielle Macht ausüben. Ich zitiere weiter: „In dieser Unklarheit hat die postmoderne Menschheit kein neues Selbstverständnis gefunden, das sie orientieren kann, und dieser Mangel an Identität wird mit Angst erfahren. Wir haben allzu viele Mittel für einige dürftige und magere Ziele“ (Nr. 203).
Dieses Wechselspiel von Konsum und innerer Verfassung begünstigt durch das Klima der Ungewissheit und des Gefühls der Unsicherheit den „kollektiven Egoismus“. „Während das Herz des Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er kaufen, besitzen und konsumieren kann“, heißt es in Nr. 204. Grenzen der Wirklichkeit werden inakzeptabel, wirkliches Gemeinwohl existiert nicht, Normen werden nur mehr respektiert, wenn sie eigenen Bedürfnissen nicht zuwider laufen.
Doch nun kommt die Volte, das brennende Herz dieser Enzyklika in Nr. 205: „Trotzdem ist nicht alles verloren, denn die Menschen, die fähig sind, sich bis zum Äußersten herabzuwürdigen, können sich auch beherrschen, sich wieder für das Gute entscheiden und sich bessern, über alle geistigen und sozialen Konditionierungen hinweg, die sich ihnen aufdrängen. Sie sind fähig, sich selbst ehrlich zu betrachten, ihren eigenen Überdruss aufzudecken und neue Wege zur wahren Freiheit einzuschlagen. Es gibt keine Systeme, die die Offenheit für das Gute, die Wahrheit und die Schönheit vollkommen zunichte machen und die Fähigkeit aufheben, dem zu entsprechen. Diese Fähigkeit ist es ja, der Gott von der Tiefe des menschlichen Herzens aus fortwährend Antrieb verleiht. Jeden Menschen dieser Welt bitte ich, diese seine Würde nicht zu vergessen; niemand hat das Recht, sie ihm zu nehmen.“
Im Namen der Diözese, aber auch in meinem eigenen Namen, danke ich den Organisatorinnen der Aktion „Familienfasttag“, den engagierten Frauen unserer KFB, den hier anwesenden Verantwortungsträgern aus Politik und Kirche, die hier heute mit der Geste des gemeinsamen Suppenessens auf diese Würde aufmerksam machen!