Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Sehr geehrte Damen und Herren!
Nach einer Unterbrechung, deren Gründe wohl allen hier im Raum bekannt sein dürften, heiße ich Sie heute als nicht mehr ganz neuer Bischof der Diözese Graz-Seckau im Refektorium des Priesterseminars herzlich willkommen. Wir wollen die Tradition der Begegnung unter Medienschaffenden und zwischen Ihnen und Verantwortungsträgern in der Diözese fortsetzen – und zugleich etwas neu akzentuieren. Ich hoffe, sie werden dies begrüßen.
In der Botschaft zum sogenannten "Welttag der sozialen Kommunikationsmittel", traditionell der Sonntag zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten, der heuer zum 50. Mal begangen wird, verbindet Papst Franziskus das „Jahr der Barmherzigkeit“ mit dem Begriff der Kommunikation. Gott selbst, der die Liebe ist (vgl. 1Joh 4,16a), sucht die Kommunikation: "Die Liebe ist von Natur aus Kommunikation, sie führt dazu, sich zu öffnen und sich nicht abzuschotten."[1] Es ist uns als Kindern Gottes aufgetragen, Seine Liebe allen weiterzugeben, indem wir mit allen in Kommunikation treten.
Lassen Sie mich aus dieser Grundhaltung drei Punkte aus dieser sehr lesenswerten Botschaft herausschälen.
Papst Franziskus gebraucht für das „Mit-allen-in-Kommunikation-Treten“ ein aus seinem Munde geläufiges Wort: „Brücken bauen.“ Der Papst fordert auf, Brücken gerade dort zu bauen, wo vielfach die Situation bereits zerfahren ist:
„Mögen daher Worte und Taten so beschaffen sein, dass sie uns helfen, aus den Teufelskreisen von Verurteilungen und Rache auszusteigen, die Einzelne und Nationen weiterhin gefangen halten und zu hasserfüllten Äußerungen führen. Das Wort des Christen entspringt dagegen dem Wunsch, Gemeinschaft wachsen zu lassen, und versucht selbst dann, wenn es das Böse unnachgiebig verurteilen muss, niemals die Beziehung und die Kommunikation abzubrechen.“
Sie und ich lesen diese Sätze vor einem konkreten gesellschaftlichen und politischen Hintergrund. Dieser Hintergrund, eine Mischung aus offensichtlichen Problemen, allgemeiner Unzufriedenheit und diffusen Pessimismus über das Gelingen von Gesellschaft, schwillt mehr und mehr zu einer Gewitterwolke an. Viele, auch in unserer Kirche, beklagen das Abhandenkommen einer entscheidenden Fähigkeit für das Zusammenleben: die Bereitschaft zum Konsens. Im vorangegangen Zitat drückt sich dazu ein wertvoller Grundkonsens für ein Handeln aus, das ich seit meinem Amtsantritt immer wieder mit dem „Aufeinander–Zugehen“ beschreibe: „…selbst dann, wenn das Wort (des Christen) das Böse unnachgiebig verurteilen muss, niemals die Beziehung und die Kommunikation abzubrechen.“
Zweiter Punkt: Papst Franziskus sagt auch, wie dieser Grundkonsens „schaffbar“ wird. Hier kommt der Begriff „Barmherzigkeit“ ins Spiel. Sie ist jene Kraft, die fähig ist Beziehungen, die zerrissen sind, zu heilen und zu versöhnen.
?„ Wir alle wissen, wie alte Verwundungen und lange gehegter Groll Menschen gefangen halten und sie daran hindern können, Kontakt aufzunehmen und sich zu versöhnen. Und das gilt auch für die Beziehungen unter den Völkern. In all diesen Fällen ist die Barmherzigkeit imstande, eine neue Art in Gang zu setzen, miteinander zu sprechen und in Dialog zu treten.“
Das ist nicht neu für jemanden, der um das Werkzeug der Mediation weiß, ist aber ein dringend nötiger Hinweis für unser Tun, wenn wieder und wieder nur gleiches auf gleiches prallt. Ineinander verkeilte Dialoge, die Angst „zu verlieren“ hemmen den Versuch neu und kreativ einen Aufbruch der herrschenden Verhältnisse zu wagen. Barmherzigkeit kann dazu der Katalysator sein. Papst Franziskus spricht mit William Shakespeare: „Die Barmherzigkeit ist keine Pflicht. Sie fällt vom Himmel, wie die Erquickung des Regens auf die Erde träufelt. Sie ist ein zweifacher Segen: Sie segnet den, der sie gewährt, und den, der sie empfängt« (Der Kaufmann von Venedig, 4. Akt, 1. Szene).
Ein weiterführender Gedanke hierzu: „Eine neue Art in Gang zu setzen, miteinander zu sprechen“ fordert uns als Kirche besonders heraus, wenn wir an jene denken, die wir nicht mehr, oder gar nicht erreichen. Als Zwischensumme kann festgehalten werden, Papst Franziskus ermuntert zum barmherzigen Blick. Es gilt, niemals etwas oder jemand als verloren aufzugeben.
Dritter Punkt: Es wäre nicht Papst Franziskus, wenn daraus nicht ein Appell für das konkrete Handeln folgen würde:
„Ich appelliere vor allem an diejenigen, die im institutionellen und im politischen Bereich sowie auf dem Gebiet der Meinungsbildung Verantwortung tragen, immer wachsam zu sein in Bezug auf ihre Äußerungen über Andersdenkende oder -handelnde und auch über die, die einen Fehler begangen haben mögen. Allzu leicht gibt man der Versuchung nach, solche Situationen auszunutzen und auf diese Weise Öl ins Feuer des Misstrauens, der Angst und des Hasses zu gießen. Dagegen braucht es Mut, um die Menschen auf Versöhnungsprozesse hin auszurichten, und gerade dieser positive und kreative Wagemut ist es, der echte Lösungen für alte Konflikte und die Gelegenheit zur Verwirklichung eines dauerhaften Friedens bietet. »Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden […] Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden« (Mt 5,7.9).“
Ist das weltfremder Idealismus? Nein, ich denke hier sagt Papst Franziskus etwas zum Angreifen, zum Anhalten. Abwärtsspiralen im gegenseitigen Misstrauen und der Missachtung können mit „positivem und kreativem Wagemut“ durchbrochen werden. Was es dazu braucht: Mut!
Lassen Sie uns, Sie und mich, und alle hier Anwesenden, mutig sein vor den großen Herausforderungen, die nicht nur die Kirche und die Medien, sondern uns als gesamtes Haus, die Welt, treffen. Bringen wir (1.)unsere Konsensfähigkeit ein, setzen wir (2.) neue Arten des Dialoges in Gang, und (3.) haben wir diesen positiven und kreativen Wagemut. Glück auf - Gott geb´s!
Diese leuchtende Botschaft zum 50. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel ist als Sonntagsblattmantel für Sie beim Empfang bereitgelegt. Diese Lektüre, wie auch die Gedanken des Papstes zu den Sozialen Medien sind überaus lohnenswert.
Lassen Sie mich Ihnen an dieser Stelle herzlich danken für Ihre Begleitung durch dieses erste Jahr als Bischof. Die wertschätzende Haltung, die ich erfahren durfte, aber auch Ihre kritischen Stimme sind mir und uns als Diözese wichtig und teuer.
Ich bitte weiterhin um Ihre Begleitung und um ihren Dienst. Ich freue mich auf die persönliche Begegnung mit Ihnen und wünsche uns allen noch einen schönen, bunten und an Begegnungen reich gesegneten Abend!
[1] http://w2.vatican.va/content/francesco/de/messages/communications/documents/papa-francesco_20160124_messaggio-comunicazioni-sociali.html (29.4.2016)