Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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"Wie er, der euch berufen hat, heilig ist, so soll auch euer ganzes Leben heilig werden." Anspruchsvolle Sätze, die uns der Apostel heute in der Lesung (1Petr, 1,10–16) mitgibt auf unserer Wallfahrt hierher zur "Magna mater Austriae". Was aber ist "Heiligkeit"? Zunächst - und das "hören" wohl viele von uns fast automatisch mit - klingt Heiligkeit nach Anstrengung. So als ob es unsere Mühe, unser Tun sei, heilig zu werden oder nicht. Und tatsächlich ist dies wohl oft und oft auch so verkündet bzw. gehört worden. Lassen wir uns ein wenig näher darauf ein und wir werden den einen oder neuen Aspekt entdecken, der für unseren Alltag von Bedeutung ist. Er, der uns berufen hat, ist heilig. Er ist eben der Vollkommene, der Ewige etc., Er ist Gott und damit Heil im Vollsinn des Wortes, das unserem Sprachgebrauch eher nicht mehr geläufig ist. Und dieser Gott hat uns alle auserwählt, gerufen, in Seine Nähe gerufen und bilden Kirche. Er hat uns in Taufe und Firmung zu seinen Kindern erwählt. Wir dürfen diesen ganz Heiligen "Vater" nennen! So nah sind wir dem Schöpfer der Welt und des gesamten Universums! Jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke, komme ich aus dem Staunen nicht heraus. Es ist schier unglaublich, wie sehr Er jede und jeden von uns in Seine Liebe eingeschlossen hat!
Hinzu kommt: wir wissen als Christen darum, dass dem so ist. Wir sind daher auch herausgefordert, wissen uns gleichsam aus dieser Zusage der unmittelbaren Nähe zum Heiligen innerlich verpflichtet, mit all dem, was uns möglich ist, zu antworten: "Du sollst den Herrn deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft" (Mk 12,30) kann demnach auch anders gelesen werden als: "Du wirst deinen Gott lieben mit ganzen Herzen", weil du gar nicht nders kannst. Wenn ich Liebe erfahre, antworte ich wie von selbst mit Liebe - denken wir an unser alltägliches Leben. Dem ist einfach so.
Nun aber wissen wir uns von Gott, der die Liebe ist (1Joh 4,16b), in seine unmittelbare Nähe und damit in die Kirche gerufen. Es ist demnach eigentlich das Logischste, ihm darauf mit allem uns Möglichen zu antworten. Also: weil Er heilig ist, kann ich nicht anders als alles in meinem Leben in Seiner Nähe zu wissen und deshalb selbst im Leben, das ich gestalte, eigentlich nicht anders als heilig sein, weil wir durch die Nähe zu Ihm eigentlich schon heilig sind. Wir machen damit tagaus, tagein ernst: Wir nennen Gott "Vater", "Papa". Wir feiern jetzt miteinander Eucharistie, wir sind als Seine Familie eben mit Seinem Wort konfrontiert worden und gehen damit in unserem eigenen Leben um. Das geschieht auch immer wieder im Rahmen Ihrer Gemeinschaft, wenn Sie zum Beispiel, wie ich es erfahren und daran mitwirken durfte, Ihre Jubiläen und Versammlungen mit einem Gottes-dienst verbinden. Dieser Gottesdienst ist nicht Beigabe, sondern Bezugspunkt zum Ganzen, eben zum Heiligen. Sie lassen sich von Seinem Wort herausfordern – und dafür bin ich Ihnen dankbar.
Liebe WallfahrerInnen!
Lassen wir diese grundlegende Lebensrealität tief in uns einsickern. Und: leben wir daraus! Vergessen wir nicht zu oft unsere Berufung, zur Heiligkeit erwählt zu sein, weil wir Christ/inn/en sind! Machen wir uns auf - und hierfür kann niemand von uns zu alt sein - die Nähe, die ER uns schenkt, die Nähe zum Heil, also zum vollendeten Dasein, zu Gott selbst, weiter zu schenken. Wie soll die Menschheit wissen, wer sie eigentlich ist, wenn nicht jene, die um ihre innerste Berufung wissen, es ihr mitteilen? Ja: an uns liegt es, ob die Welt glaubt, indem wir niemanden, keinen Menschen aus dieser Nähe ausschließen. An uns liegt es, dass es die Welt glaubt, indem wir nicht gebannt auf Unterschiede starren oder diese gar sprachlich als Waffe benutzen, wie es leider in den letzten Wochen und Monaten immer wieder in den Auseinandersetzungen rund um die Wahl unseres Bundespräsidenten geschehen ist und sich auch die Monate vorher in der Frage der Flüchtlinge immer wieder in der realen wie auch der virtuellen Welt ereignet hat. Ja: wir Christen sind in diese Welt als um die Nähe Gottes zur Menschheit Wissende herausgefordert, wirklich alles - wie es uns im Evangelium eindringlich in Erinnerung gerufen wird - auf Ihn zu setzen, damit wir leben: Uns eben nicht unsere Identität durch Abgrenzung voneinander zu erarbeiten, sondern aus Hingabe und Liebe geschenkt zu erhalten, weil sich genau darin unser Menschsein und unser Christsein verwirklicht. Unsere Identität gründet in Ihm, unserem Gott und damit in der Liebe zueinander, nirgendwo sonst. Dafür (!) sind wir Zeugen. Und ich bitte Sie alle, immer wieder dieses Zeugnis in der Welt von heute, an dem Platz, an dem Sie stehen, zu geben. Die Welt braucht dieses Zeugnis, die Welt und die Kirche brauchen Sie!
Maria, die die Senioren Österreichs heuer zum 35. Mal hier zusammen geführt hat, ist uns hierbei Fürsprecherin. Amen.