Predigt am Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel

Die Bundeslade ist der Ort im "Allerheiligsten des Tempels", an dem Gott - so jedenfalls der Glaube der Juden - die Erde berührt. In Maria hat er dies real getan. Kein Wunder also, dass sie in der Lauretanischen Litanei neben vielen Anrufungen auch als "Lade Gottes" um Fürbitte angerufen wird. Dort aber, wo Gott ist, ist Leben - und nicht irgendeines, sondern das Ewige. Daher gilt: in Maria wird das Leben schlechthin sichtbar; und daher glaubt die Christenheit von Anfang an, dass sie als erste der Menschen in den Himmel aufgenommen worden ist. 
Was macht ihr Leben aus, das so sehr von dem Leben Gottes her geprägt ist?

• Sie sagt ja zu Gottes Willen. Sie macht als Mensch das, was zuinnerst menschlich ist. Sie weiß, dass menschliches Dasein an sich auf den Tod hin gelebt wird. Daher nimmt sie das Wort Gottes an, das an sie gerichtet ist, und sagt ja zu Seinem Willen. Darin wird nicht etwas sichtbar, was vergeht, sondern was bleibt.
  Mitunter haben wir einen falschen Begriff von dem, was wir "Gottes Wille" nennen. Wir stellen uns diesen vor als etwas, das einschränkt, beschränkt oder unfrei macht, weil es so nach Fremdbestimmung aussieht und klingt. Da aber Sein Wille einer ist, der von der Ewigkeit her denkt, macht er alles andere als eng, er befreit (!) und lässt den Menschen erst dadurch zu seiner eigentlichen Berufung kommen, die eben nicht eine auf den Tod, sondern eine hin auf das Leben ist. 
• Sie hat sich selbst zurück genommen, damit ein anderer, ihr Sohn, der Herr des Lebens, in den Vordergrund rücken kann. Das Beispiel schlechthin, das dafür steht, ist wohl ihre Wortmeldung auf der Hochzeit zu Kana. Durch diese ihre "Verborgenheit" wurde ihr Leben alles andere als unwichtig. Erst und nur dann (!), wenn wir Gott in unserem Leben Raum geben, können und werden wir für den Himmel offen. - Wie quer das doch so manchen zeitgenössischen und zeitgeistigen Strömungen geht. Die Erfahrung der Christenheit ist aber die: dort, wo ER im Vordergrund steht, wo IHM Raum gegeben wird, dort wächst Kirche. Dort wird Heil sichtbar. Und daher gilt es, immer und überall dem entsprechend zu handeln zu trachten.
• Sie hat buchstäblich Gott zur Welt gebracht und damit der Welt und auch uns jenes Leben sichtbar geschenkt, nach dem sich die gesamte Menschheit sehnt. Daher: leben wir wie Maria - und wir werden das Leben zur Welt bringen! Rund um uns herum machen wir ohnedies immer und immer wieder die Entdeckung, wie sehr die verschiedensten Situationen unseres Planeten nach wirklichem Leben lechzen. 

Das, was wir heute festlich begehen, macht eigentlich "nur" deutlich, was im Leben Mariens schon längst Platz gegriffen hatte. Das, was für den Himmel ist, muss - so könnten wir es ausdrücken - aus der Erde wachsen. Wir wissen um unsere Berufung: also leben wir mit IHM