Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Lesungen vom 23. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C
Es ist eine mittlerweile schon 16-jährige Tradition, dass steirische Bauern und Bäuerinnen am 1. Sonntag im September nach Mariazell pilgern. Irgendwo nämlich steckt es im Menschen tief drin: Bei allem, was geplant, organisiert oder auch generalstabsmäßig durchgeführt werden kann, letztlich haben wir Menschen das Leben und das Schicksal der Welt nicht in der Hand. Auch wenn Wissenschaft und Forschung mit ihrem immer tieferen Eindringen in die großen Geheimnisse dieser Welt es nahelegen mögen: nicht jene, die "hinter allem" und "in allem" die Wirklichkeit Gottes annehmen, sind die, die Erklärungsbedarf haben, sondern es sind jene, die in der gesamten Menschheit eine kleine Minderheit sind, weil sie meinen ohne die Wirklichkeit Gottes alles bloß der Welt immanent erklären zu können. Das gilt, auch wenn es mitunter den Anschein haben mag, dass Glaubende in der Welt von heute - zumindest in unseren Breiten - als "schräg", "ewiggestrig" oder sonst irgendwie abgestempelt werden.
Wieso ich Ihnen das heute so sage? Der Grund ist einfach: Sie wissen als Menschen, die mit unserer Erde verbunden leben, wie wichtig unser Einsatz ist, wie sehr unser Einsatz aber auch von anderen Faktoren abhängig ist; die gerade in diesem Jahr wieder und wieder aufgetretenen Wetterkapriolen und Schädan machen es ohnedies deutlich. Gerade deswegen "verstehen" Sie, die in der Landwirtschaft tätig sind, fast von selbst, dass ein sich, das Leben und die Arbeit Gott Anvertrauen der einzig dem Menschen entsprechende Lebensweg sein kann. Ich möchte Sie ermuntern: Stehen Sie deutlich auch in Zukunft zu dieser Art, das Leben zu gestalten! Denn Glaube ist mehr als bloß Werthaltungen zu vermitteln, Glaube ist mehr als Moral, Glaube ist gelebte Beziehung zu Gott.
Denn: die Herausforderungen in Ihrem Beruf, die Herausforderungen aber auch in der Gesellschaft und damit in unserer Welt sind sehr groß – und damit stellen sich viele bei uns, wohl auch von Ihnen, die Frage, was wirklich zählt und bleibt, was denn wirklich festen Boden unter den Füßen meines Lebens zu geben vermag. In den Lesungen der heutigen Wallfahrt und damit denen des heutigen Sonntags ist auch davon die Rede: es stellen sich immer wieder Fragen nach dem je Größeren, der in der Wirklichkeit, wie sie sich uns darbietet, einen Gesamtblick hat; es stellen sich wohl auch vielen von uns hier immer wieder Ereignisse in den Weg, die den eigenen Plan durchkreuzen und die gerade deswegen eingeordnet werden müssen im Gewirr der Erwartungen, denen wir ausgesetzt sind, im Gefüge dieses Lebens, das auf geeignete Weise erfüllt gestaltet werden will.
Als Kind, das in einer Nebenerwerbslandwirtschaft aufgewachsen ist, ist mir dieser Zugang zum Leben förmlich in die Wiege gelegt gewesen: wir Menschen sind, jede und jeder für sich, unendlich wichtig und dennoch nicht der Nabel der Welt. Im Gebet, im selbstverständlichen Mitfeiern der Sonntagsmesse, im einfachen Leben, das mitunter alles andere als leicht war, "wuchs" die Selbstverständlichkeit mit, das eigene Dasein in dieser Welt mit Hilfe und auf dem Hintergrund Gottes zu sehen und zu deuten. Der Weg zu einer lebensnahen Auseinandersetzung mit der Heiligen Schrift und damit dem Wort Gottes wurde mir darüber hinaus geschenkt, er ear ein leicht zu beschreitender, wenn auch alles andere als üblicher. Daher, liebe WallfahrerInnen: Lernen Sie, vielleicht neu, auf alle Fälle aber intensiv/er, das Wort, das Gott uns schenkt, letztlich in Jesus Christus, mit ins Leben zu nehmen!
Lassen Sie mich daher am Ende dieser Überlegungen noch kurz auf ein Moment eingehen, das vom heutigen Evangelium ins Leben mitgenommen werden kann. - Immerhin sind Sie ja heute nach Mariazell zur Magna Mater Austriae gekommen, um sich hier aufs Neue Orientierung schenken zu lassen für das eigene Dasein. - Was nämlich ist Jüngerschaft – und wie kann diese gelebt werden? Glauben Sie mir: auch für mich ist es eine tägliche Herausforderung, mich mit allem, was ich tue, Gott anzuvertrauen. Es ist verlockend, zumal ich Bischof bin, auf mich selbst zu setzen, auf mein Können, auf mein Vermögen. Wenn ich das tun würde, wäre ich aber jemand, der von sich behauptet, der Nabel der Welt zu sein ... Auch ich habe mich daher immer wieder daran zu erinnern: Ich bin als Kind Gottes zwar unendlich wertvoll und damit auch wichtig, aber ich bin in Seinem Dienst – und daher soll es mir innerstes Anliegen sein, möglichst vielen, die mir begegnen, genau das sichtbar und angreifbar zu machen. Ja: durch mich können und sollen Menschen eigentlich IHM begegnen. Ein solcher Lebensstil bedeutet zugleich, auch das, was sich querstellt, auf IHN hin zu deuten und zu versuchen, einen anderen Standpunkt als den, der mir zueigen ist, einzunehmen: Er nämlich hat den Überblick der Ewigkeit, und der meinige ist eben – wie an den Brillen zu sehen – mehr als einge-schränkt.
Daher: legen Sie Ihr Leben heute im Vertrauen Gott hin, so wie Maria IHM alles anvertraut hat. Nehmen Sie mit: dann, wenn wir IHM vertrauen, dann wenn wir an Gott glauben, wird unser Leben letztlich erfüllt.