Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Es gibt viele Möglichkeiten, sich in der Kirche zu engagieren! Mehr Infos
Schulen, Kindergärten, Bildungshäuser und vieles mehr: Kirche ist ein wesentlicher Bildungsanbieter. mehr Infos
Bei meinem Antritt als Bischof der Kirche von Graz-Seckau habe ich mir ganz bewusst den Wahlspruch "Deus Caritas est" (Gott ist Liebe! – 1 Joh 4,16b) gegeben: Diese Gewissheit nämlich ist es, die uns in unseren bewegten Zeit meines Erachtens besonders nottut. Weil Sein, Gottes Wesen, Liebe ist, wird der Mensch als Sein Abbild immer mehr Mensch, wenn er selbst Liebe wird. Gerade deswegen braucht es Zeichen und Instrumente, durch die deutlich wird, worin die Berufung des Menschen besteht. Eines dieser Instrumente ist meines Erachtens die "Caritas der Diözese Graz-Seckau". Das, was den Menschen erst zum Menschen macht, wird hier in einer Art "organisatorischer Ausformung" zum Inhalt. Denn: es gibt viele Orte, an denen Liebe erfahrbar gemacht werden muss.
Die Gesellschaft scheint auseinander zu driften. – Unsere Caritas wirkt Ängsten entgegen. - Sie trägt dazu bei, das wachsende Gefälle zwischen Arm und Reich abzumildern. - Sie lindert Not und sie bietet eine Möglichkeit, sich zu engagieren. So kann sie als einigendes Band einer verunsicherten und sich polarisierenden Gesellschaft wirken.
In der Erfüllung ihrer großen Aufgaben ist die Caritas ein unverzichtbares Wesenselement von Kirche, wie auch ein Blick in das Statut der Caritas zeigt: "Diakonie ist unverzichtbare Aufgabe der Kirche und wesentlicher Grundvollzug des Glaubens an Gott, der die Liebe selbst ist. Die Caritas verwirklicht diesen Dienst in besonderer Weise und prägt so das soziale Antlitz der Kirche mit. Sie stellt sich dem Glaubensanspruch, im Armen Christus selbst zu begegnen. Sie hilft mit an der Verbesserung der Lebensverhältnisse, besonders der Ärmsten und an den Rand Gedrängten und steht ihnen bei, damit Wege aus materieller, psychischer, sozialer, kultureller und spiritueller Not gefunden werden können. Barmherzigkeit von heute soll sich so zur Gerechtigkeit von morgen verwandeln. Durch den Dienst der Caritas sollen Wertschätzung und Liebe in unserem Land wachsen."
Caritas wird so – und unser Papst macht es immer wieder deutlich – zu einem wesentlichen Standbein von Kirche, und damit wird Kirche mitten in der Welt von heute erfahrbar. Es gilt: "Jeder Christ und jede Gemeinschaft ist berufen, Werkzeug Gottes für die Befreiung und die Förderung der Armen zu sein, so dass sie sich vollkommen in die Gesellschaft einfügen können; das setzt voraus, dass wir gefügig sind und aufmerksam, um den Schrei des Armen zu hören und ihm zu Hilfe zu kommen", so unser Papst in Evangelii gaudium (EG 187).
Wo hören wir den Schrei der Armen? Blicken wir ein Jahr zurück: Anfang September 2015 haben uns die Folgen von Krieg und Terror im Nahen Osten auf nie gekannte Weise auch in der Steiermark berührt: es war der Beginn der Ankunft geflüchteter Menschen von großer Zahl in der Steiermark. Heute hört sich dieser Schrei vor Ort anders an: Menschen die bei uns Schutz suchen und gefunden haben, gilt es einen Weg in unsere Gesellschaft zu eröffnen. – Der Schrei hat aber auch andere Tonfärbungen oder soll ich sagen: die Schreie?
– Es geht darum, Jugendliche zu unterstützen, die sich schwertun, einen Einstieg ins Arbeitsleben zu finden.
– Es geht darum, alten Menschen in ihrer letzten Lebensphase gute Pflege zu sichern und ihre Lebensfreude zu erhalten.
– Es geht darum, um Verständnis dafür zu werben, dass Menschen ein Mindestmaß an existenzieller und auch materieller Sicherheit zugestanden wird
– Es geht darum, deutlich zu machen, dass wir weltweit aufgefordert sind, Menschen ein Leben in Würde zu ermöglichen, weil der eine Planet, der unser aller Haus ist (vgl. Papst Franziskus' Enzyklika "Laudato si") auch jenen lebbar übergeben werden soll, die nach uns kommen.
Das Feld ist weit - viel weiter als ich eben hier kurz aufbreitete, auf dem sich Armut und Bedürftigkeit in unterschiedlichen Facetten zeigen, weiß wohl kaum jemand besser als die Caritas. Gerade deswegen muss die Caritas deutlich machen: will die Gesellschaft leben, braucht es Liebe. Daher werden auch politische Kräfte immer wieder durch die Caritas aufgefordert sich an ihren Auftrag für das Gemeinwohl zu erinnern. Die Caritas kann und soll auf diese Weise weiter eine große Rolle dabei spielen, den Armen und Bedürftigen von heute eine gute Existenz und eine Zukunft zu sichern.
Nachdem Franz Küberl 22 Jahre lang die Caritas in der Diözese in diesem Sinne geleitet hat, habe ich mich entschieden, mit Bischofsvikar Hermann Glettler und Direktor Herbert Beiglböck zwei in ihrem jeweiligen Bereich profilierte Persönlichkeiten mit der Aufgabe zu betrauen, die Caritas in eine gute Zukunft zu führen: Den theologisch geschulten und in der Kirche fest verankerten Wirtschaftsfachmann Herbert Beiglböck und den erfahrenen Priester Hermann Glettler mit seinem tief ins Gesellschaftliche und ins Kulturelle greifenden Glaubensverständnis, das deutlich macht: Caritas hilft der Kirche ihrem Auftrag entsprechend evangeliumsgemäß zu leben.
Diese Konstellation bietet einige Chancen: Bischofsvikar Glettler hat in seiner Funktion alle diakonalen Bereiche der Kirche im Blickfeld. So kann er zu einer besseren Vernetzung der verschiedenen kirchlichen Werke beitragen und dabei auch die strategische Ausrichtung/Schlagkraft stärken.
Herbert Beiglböck ist die unmittelbare und damit operative Leitung der Caritas anvertraut. Ich bin überzeugt, dass er die große und für die Kirche wichtige Einrichtung mit ihren vielfältigen Angeboten wirtschaftlich stabil und inhaltlich präsent führen wird.
Ich habe mit 1. September auch ein neues Kuratorium bestellt, das inhaltlich sehr breit aufgestellt ist. Mein Dank gilt allen, die in diesem wichtigen kontrollierenden und beratenden Gremium bisher mitgewirkt haben. Ich danke auch den neuen Mitgliedern, die sich bereit erklärt haben, künftig in dieser verantwortungsvollen Funktion mitzuarbeiten.
Gemeinsam können wir, könnt Ihr Caritas verwirklichen: im Sinne von Papst Franziskus: "Brechen wir auf, gehen wir hinaus, um allen das Leben Jesu Christi anzubieten!" (EG 49).