Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Ich habe diesen Aspekt schon einmal hier in Erinnerung gerufen: Viele Menschen in dieser Gegend sind dankbar, dass es diesen Ort, den Heiligen Berg gibt. Denn hier wissen sich Menschen mit all ihren Anliegen, mit den Freuden und Hoffnungen, mit Sorgen und Leid beständig vor Gott hingehalten. Und damit ahnen diese wohl zutiefst, was Ihren Dienst, liebe Karmelitinnen, seit nunmehr 40 Jahren hier auszeichnet: Sie leben gerade nicht abgetrennt von den Erfahrungen der Menschen hier - wiewohl sie in Klausur leben. Sie sind nicht auf sich selbst hin verworfen. Sie haben sich bewusst hierher zurückgezogen, um in einer Welt, die vielfach Gott nicht mehr nötig zu haben scheint, ihn auf der Seite liegen lässt oder ihn ablehnt, die Menschen und ihre Schicksale unermüdlich vor unseren Schöpfer hinzubringen. Und dafür möchte ich Ihnen auf diesem Weg zu diesem "runden Jubiläum" aufrichtig Dank sagen.
Sie feiern den Jahrestag Ihrer Gründung am 12. September, dem Fest "Mariä Namen", an dem vor 40 Jahren das Klausurleben hier begonnen hat. Zwei Tage später, am 14. September wird das Patrozinums-Fest gefeiert, Kreuzerhöhung, leben Sie doch hier in einem "Heilig-Kreuz-"Karmel. Beide Feste machen Aspekte Ihrer Berufung hier deutlich.
Lassen Sie mich daher einige Worte zunächst zu Ihrem Patrozinium verlieren. Ja: Es ist wesentlich für uns alle und daher auch und vor allem für Sie, die Erfahrung des Kreuzes und damit des Leidens und Sterbens unseres Herrn, als jenen Moment im Leben dieser Welt zu sehen, der alle Menschen vor Gott vereint. Im Kreuz geht der Auferstandene als der Gute Hirt allen nach, im Kreuz ist unser Herr der, der das Verlorene sucht, im Kreuz wird dieser Welt und damit den Menschen in ihr Versöhnung ermöglicht, ohne die niemand von uns eigentlich leben könnte.
Gott sei Dank dürfen wir in der Steiermark, in unserer Diözese um Menschen wie Sie wissen, die diese Art zu leben zu ihrem Ideal erkoren haben. Sie üben damit einen Dienst aus, der unersetzbar ist.
An diesem "kleinen Jubiläumstag" sei aber auch auf einen anderen Aspekt hingewiesen, der nicht unerwähnt bleiben darf. Sie selbst erleben in diesem Ihrem "Dasein für" mitunter Kreuz. "Wohin geht es mit uns?" ist eine Frage, die Sie sich wohl immer wieder stellen. Und damit erfahren Sie selbst das, was rund um diesen Heiligen Berg herum von Menschen immer und immer wieder erfahren wird. Ich möchte Sie daher bitten, diesem Fragen, der - menschlich betrachtet - vielleicht düsteren Zukunftssicht, einen Namen zu geben: Das Kreuz, das Sie darin auf sich nehmen, ist eingerammt in das Leben der Menschen und an ihm heftet einer, der dort seine Not, sein Alleinsein, sein Warum in den dunklen und jede Zukunft verschließenden Himmel geschrien hat. Ja: Sie selbst machen wie viele Menschen, die sich bei Ihnen und damit vor Gott wissen, die Erfahrung der Leere, des Nichts der - menschlichen - Aussichtslosigkeit. Mich lehrt der Schrei des Gekreuzigten "Warum?" unter anderem, dass Er selbst in dieser herausfordernden Situation der Verlassenheit am Vater sich anhängt und damit ein letztes "von sich weg" lebt, die äußerste Form also der Liebe realisiert. Erst dadurch wird ermöglicht, dem Schächer das Paradies und dem geliebten Jünger Seine Mutter anzuvertrauen.
In Maria wird deutlich wie wohl an keiner anderen Person in der Heilsgeschichte, wie wichtig es ist für das Leben als Mensch, sich vor Gott als gerufen zu erkennen. Nur dann, wenn wir uns selbst vor Ihm wissen, uns angeredet wissen und dies immer wieder neu in unser eigenes Dasein hereinholen, nur dann werden wir dem Menschsein gerecht, von dem die Bibel spricht. "Was willst du, Herr, dass ich tue?" ist demnach die entscheidende Frage des Menschseins. Und das verwirklichen Sie hier Tag für Tag. Nicht, weil Sie etwas "Besonderes" tun wollen, sondern weil Sie uns allen es damit in Erinnerung rufen, was unser aller Berufung ist. Wenn ich es recht sehe, sind wir in unseren Tagen in Gefahr - auch weil wir in einer Gesellschaft leben, die für alles und jedes beinahe schon "Profis" anstellt, den Aspekt "Berufung" für unser Menschsein auf einige abzuschieben, die das für uns stellvertretend leben sollen: die Ordensfrauen und Ordensleute, die Priester, jene also die einen geistlichen Beruf ausüben.
Wir müssen dringend auch in unseren Breiten die Schweigespirale rund um diese Berufe durchbrechen, denn: ein Leben mit Gott und daher auch eines für ihn macht glücklich, ist erfüllend! Wo also haben wir jemand in seinem, in ihrem Suchen bislang unterstützt und die Frage gestellt, ob er/sie sich schon mal einen geistlichen Beruf überlegt hat? Der Grundwasserspiegel des Glaubens ist meines Erachtens deutlich mit Berufungen in diese Wege der Nachfolge verknüpft.
Liebe Schwestern, liebe Geschwister im Glauben!
Das Kreuz ist tief eingezeichnet in unser aller Dasein: mal als etwas, das ich mir auf(er)legen lassen muss, mal als Anfrage des Herrn gegen ein zu abgeklärtes und bloß irgendwie dahin zu lebendes Christsein - auch wenn es derzeit alles andere als "in" ist, dies so zu sagen. Daher braucht es zunehmend (!) Orte wie diesen hier, an denen Leben deutlich gemacht wird, das aus Berufung lebt und damit Kirche ist. Denn in unserer, nach Erfolg und an Selbst-Perfektion arbeitenden Welt wird durch Sie, wird durch Menschen in den Evangelischen Räten deutlich: ein wirklich alles umfassendes und erfülltes Dasein wird uns in einem Leben mit Gott bereitet, nirgendwo sonst.
Lesungen vom 24. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C.