Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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In den vergangenen Tagen hatte ich in zwei Ländern Asiens Gelegenheit, ein wenig der Erfahrung nachzuspüren, welche Auszeichnung es ist, zur "Familie Gottes" zu gehören. In unseren Breiten ist es nach wie vor so - und das schon seit Jahrhunderten, dass Christ zu sein, also getauft zu sein, Allgemeingut ist. Freilich: das bedeutet noch lange nicht "mit und in der Kirche zu leben". Doch die weltweite Erfahrung, eben nicht als Christ "geboren" zu werden, sondern in lebendige Beziehung zu Gott hineingetaucht zu werden bzw. worden zu sein, um ihn dadurch "Vater" nennen zu können, ist uns eher fremd. Erst in den letzten Jahrzehnten, bedingt auch durch die verschiedenen Wanderungsbewegungen, wird uns mehr und mehr deutlich, dass Christ sein in dieser Welt keine Selbstverständlichkeit ist. Wir dürfen, ja müssen uns daher gefordert wissen, stets tiefer in die Realität dessen einzudringen, was "Berufung zum Christsein" eigentlich ausmacht.
Zur Familie der Kinder Gottes gehören zu dürfen ist tatsächlich ein großartiges Geschenk. Es bedeutet unter anderem, um es in der Sprache der Kirche auszudrücken, in der Welt, aber nicht von der Welt zu leben. Es heißt, in der Nähe des Heiligsten, Gott nämlich, zu sein, also in jenem "heiligen Raum" sich selbst zu sehen und zu verstehen, der den Bereich des Ewigen eröffnet. Christ zu sein – um es in der Sprache der Bibel und mit Paulus auszudrücken – bedeutet, als Heiliger bezeichnet werden zu können, weil wir Anteil haben an dem einzig Heiligen, der uns seine geliebten Söhne und Töchter nennt und dessen Ebenbild wir sind.
Trauen wir uns doch diese Berufung zu! Trauen wir uns zu, "Heiligkeit" nicht bloß als etwas anzusehen, dass "moralischen Höchstleistungssportlern" vorbehalten und daher nur einigen Auserwählten zuzumuten sei. Trauen wir uns zu, zu unserer Erwählung in Christus zu stehen! In Vietnam und in Korea habe ich dies auf unterschiedliche Art und Weise deutlich erlebt - und viele rund um die Welt, die ob ihres Glaubens an Christus auch heute verfolgt werden, machen dies auch deutlich.
Ja: nur aus der uns zuvorkommend geschenkten Liebe und Barmherzigkeit des Vaters heraus wird uns ein Leben eröffnet, das nicht im Dunkel des Todes versinkt. Ja: uns Menschen ist die Lebensweise Gottes zumutbar, einander also zu lieben, wie ER uns geliebt hat.
Jene, die uns den Weg des Mensch- und Christseins vorausgegangen sind und die wir als "Heilige" bezeichnen und denen der heutige Festtag gewidmet ist, mögen uns Erweis dafür sein, dass die Rede von Gott eine Hoffnungsperspektive zu eröffnen vermag, die uns "über" das hinausschauen und damit auch hinausleben lässt, was wir in der Beschränktheit des Wissens um die eigene Sterblichkeit als endlich erfahren. Dieses Leben aus dem Wissen der innigen Nähe zu Gott, dem Schöpfer der Welt, vermag auch uns in so manchem Widersprüchlichen, die sich uns im Hier und Heute auftun, auszuhalten lehren. Ein Leben aus der angenommenen Liebe und Barmherzigkeit Gottes heraus entlässt uns daher in jene Freiheit, nach der sich jede und jeder von uns sehnt. Ein so gelebtes und Tag für Tag sich aufs Neue angeeignete Sein "in IHM" ermöglicht jenes Leben, das uns der Auferstandene verheißen hat, wenn er sagt: "Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben" (Joh 10,10).