Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Hochschulpastoral an den Standorten Graz und Leoben!
"Woher komme ich? - Was ist die Zukunft? - Was ist der Sinn meines Lebens?" So ähnlich hat der frühere Wiener Kardinal Franz König die grundlegenden Fragen des Menschen benannt. Auf gewisse Art und Weise haben wir alle uns wohl immer und immer wieder die Fragen nach dem zu stellen, was uns ausmacht, und: was uns ausmacht im Umfeld dessen, was wir "Welt" nennen. "Was", so könnten wir fragen, "gibt uns, gibt mir persönlich Selbststand, Wissen darum also, wer ich bin."
Die Antwort erscheint uns in unserer Gesellschaft eine leichte zu sein. Ich möchte sie mit dem Ausdruck umschreiben: Wir erkennen, dass der/die neben mir nicht ich ist. Wir leben und erleben Identität demnach im Alltag oft als Abgrenzung vom Anderen, von Anderen. Identität ist gleichermaßen etwas, das Differenzen deutlich macht, Unterschiede hervorhebt und die Menschen voneinander abschottet.
Wie anders doch eigentlich da das Bild des Menschen und seiner Identität ist, die uns im Christentum begegnet. Wenn wir die erste Seite der Bibel aufschlagen, machen wir die Entdeckung, dass die Identität des Menschen als eine umschrieben wird, die mitten in der Welt Gott sichtbar macht: "als Abbild Gottes" schuf er den Menschen, heißt es dort, als "Mann und Frau" schuf er sie. Nicht in der Differenz, sondern im Miteinander ist der Mensch das, was er sein soll, was er ist, – ist er doch Ebenbild eines Gottes, der nicht in sich selbst verschlossen ist, monadenhaft fern von allem im Universum thront und in Distanz zu dem geht, das er geschaffen hat. "Gott ist Liebe" und damit zuinnerst Beziehung. So lapidar umschreibt es die Bibel (vgl. 1 Joh 4,16b) im 1. Johannesbrief. – Identität im Christentum wird mir also in gelebter Beziehung geschenkt, im Miteinander, nicht in Differenzierung und Unterscheidung.
Mehr noch: es wird uns berichtet, dass der Sohn Gottes nicht bei sich selbst bleibt, sondern sich aus Liebe entäußerte und Mensch wurde (vgl. Phil 2,5-11). Damit wird uns Christen ein Lebenskonzept anempfohlen, dass vielem, dem wir heute in der Welt begegnen, alternativ entgegentritt, weil es deutlich macht: Identität erreicht der Mensch nicht durch bloße Selbstbehauptung, sondern im Leben der Hingabe. Im ersten Lied, das uns die Christenheit überliefert, schreibt Paulus im Brief an die Philipper, dass die Hingabe schlechthin, nämlich sein Tod am Kreuz, Jesus zu dem gemacht hat, der er für uns im Glauben ist, wenn er hymnisch besingt: "darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der jeden Namen übertrifft".
Am Beginn dieses gemeinsamen Abends wollte ich Wesentliches in Erinnerung rufen, das uns Christen auszeichnet, uns zu dem macht, was wir sind, und hinter dem wir nicht zurückkönnen, wollen wir uns selbst nicht belügen und betrügen. Ich meine sogar, dass wir diesen Lebensstil unserer Welt schuldig sind, die sich anschickt, mehr und mehr sich im Kleinen wie im Großen in sich selbst zu verkehren und damit eigentlich leblos zu werden, gleichsam an der Identitätssuche zu ersticken droht. Orte wie unsere Hochschulen sind wichtige Plätze in unserer Gesellschaft, um einen solchen wahrhaft alternativen Lebensstil einzupflanzen: ich bin, weil ich liebe, ich bin und werde, weil ich mich Dir zuwende, weil Du mich bereicherst, weil Du mir dazu verhilfst, immer mehr ich selbst zu werden.
In diesem Sinn wünsche ich uns einen gelungenen Abend voller Begegnungen, damit wir uns im Anderen (in der Anderen) "neu" entdecken.