Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Wenn ich am heutigen "Tag des Herrn" an der Göttlichen Liturgie teilnehmen darf, wofür ich Dank sage, gehen meine Gedanken unwillkürlich in den vergangenen Juli. Bei der nationalen Wallfahrt der Unierten zur Gottesmutter der Sarwanyzja in der Erzdiözese Ternopil in der Ukraine wurde ich mit dem sehr großen Glauben von fast 150.000 Gläubigen konfrontiert. Mitten in herausfordernden Zeiten ihrer Heimat gaben die Menschen dort durch den Empfang der Sakramente deutlich zum Ausdruck, wer sie sind: "seine auserwählten Heiligen".
In den Gesprächen mit verschiedenen Bischöfen und kirchlichen Organisationen in den Tagen danach wurde mir sehr deutlich, dass das, was im Brief an die Kolosser beschrieben ist, von den Christen in diesem gebeutelten Land unseres Kontinents immer wieder eine neue Lebens-Herausforderung ist: "Bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld! Ertragt euch gegenseitig und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht." Ich bin überzeugt: nur mit einem solchen Leben, das den Kindern Gottes eigen ist, kann der gordische Knoten an Schwierigkeiten dort durchtrennt werden.
Mehr noch: aus der Erfahrung, sich geliebt zu wissen, erwächst ein Lebensstil, der den Christen wahrhaft würdig ist. Und diesen gilt es, ob gelegen oder ungelegen, zu leben zu versuchen. Dies wird, soweit ich es sehen und beurteilen kann, mehr und mehr auch von jenen gefordert sein, die sich hier bei uns aus Taufe und Firmung zu Christus bekennen. Dies ist etwas gänzlich anderes als eine bloße Mahnung oder Aufforderung. Denn es ist die für mich eigentlich logische Konsequenz der Erfahrung, von Gott geliebt zu sein. Ich möchte daher mich und uns alle am heutigen Wochenfeiertag der Auferstehung ermuntern, uns dieser großen Liebe auszusetzen, die sich verborgen in der Frage des Mannes im Evangelium bzw. der Antwort unseres Herrn und Meisters verbirgt. Wenn mir Gott wirklich mein ein und alles ist, weil ich mich bei ihm nicht erklären muss, weil ich durch sein Ansehen, das er mir gibt, eine Würde zugesprochen erhalte, die mir durch nichts und niemanden genommen werden kann, dann würde ich eigentlich mir selbst Schaden zufügen, wenn ich nicht allein auf IHN baue, also wirklich alles lasse.
Wie ist das zu leben - angesichts der vielen Verpflichtungen, denen sich jede/r von uns gegenüber weiß? Oder - um es mit den Worten des Evangeliums auszudrücken - angesichts unseres "Reichtums" in vielerlei Hinsicht? Beginnen wir "einfach", beginnen wir wirklich so zu leben, dass gilt: "Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch. Belehrt und ermahnt einander in aller Weisheit! Singt Gott in eurem Herzen Psalmen, Hymnen und Lieder, wie sie der Geist eingibt, denn" dann seid "ihr [..] in Gottes Gnade." Leben wir also das Wort Gottes, hören wir es nicht nur, meditieren wir es nicht nur, sondern machen wir es uns so zu eigen, dass durch unser Tun, durch unser Denken und Reden deutlich wird, dass das Wort Gottes schlechthin, Jesus Christus unsere Nahrung ist; und damit jene Liebe, die sich hingibt bis zum Tod.
Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass sich viele nach einem solchen Leben - auch und gerade heute - sehnen inmitten dieser unserer Welt, die angesichts der komplexen Vorgänge vor unseren Augen mehr denn nach Orientierung und damit festem, wirklich tragfähigem Boden unter den Füßen schreit.
Die biblischen Lesungen in der Liturgie waren:
Lesung: Kol 3,12–16
Evangelium: Lk 18,18–27