Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Verzeihen Sie bitte diesen Einstieg zur Predigt am heutigen Festtag für Ihre Pfarren: auch heute braucht es meines Erachtens einen Jesus, der uns die Augen öffnet. So verschlossen scheinen sie doch angesichts dessen zu sein, was so in der Welt wirklich - und in der Kirche - vor sich geht. In den letzten Monaten war ich in verschiedensten Weltgegenden, zuletzt in Israel und Palästina, und kam immer mehr zu Erkenntnis: Wir hier jammern angesichts dessen, was dort und in vielen Weltgegenden so alles los ist, wirklich auf hohem Niveau. Damit will ich Herausforderungen, die sich unsere Gesellschaft zumal und verstärkt in den letzten Jahren zu stellen hatte und hat, nicht kleinreden. Liest man in Medien, hört man auf so manche Gespräche in der Öffentlichkeit zwischen Menschen: da kann einem schon angst und bang werden - so schlimm scheint es um uns zu stehen. Wer öffnet den Menschen die Augen, um nicht nur die eine Seite zu sehen, die sich dann auch noch in virtuellen Medien, die sich sogar "sozial" nennen, durch Algorithmen entsprechend eingefärbt ei-nem darbietet? Wie gut da doch der Blick über den eigenen Zaun hinaus tut - und tatsächlich: unserer Heimat, unserem Europa würde es gut und wohl auch nottun, sich auch weiterhin nicht einzukapseln im Eigenen.
"Horrorszenarien" begegnen uns aber auch angesichts der sich neu in unserer Welt positionierenden Kirche. So etwa werde ich nicht müde in Erinnerung zu rufen, wie sehr in manchen Weltregionen Christen auch und gerade heute verfolgt werden und um Leib und Leben fürchten müssen. Woran uns angeblich nicht alles "mangelt" - diese Rede wird immer schaler in meinem Mund. - "Herr, öffne uns die Augen!", kommt mir immer wieder angesichts so mancher aus einem Lebensgefühl der Übersättigung geführten Debatten.
Am Blindgeborenen im Evangelium wurde das Wirken Gottes offenbar (vgl. V 3) und er bekannte seinen Glauben (vgl. V 35ff.), weil er Jesus nicht ausgewichen war. Genau das wünsche ich uns allen - gerade angesichts all dessen, was sich uns an Herausforderungen stellt. Gesellschaftlich wie kirchlich merken wir: neue Ordnungen, neue Gesetzmäßigkeiten, neue Regeln allein bringen uns nicht weiter. Es braucht dieses glaubende Herz, das die Welt und alles in ihr (neu/anders) sieht. Es braucht das persönliche: "Hier bin ich, Herr. Was willst du, dass ich tue?" eines bzw. einer jeden von uns, die wir uns als Getaufte in der Nachfolge Jesu wissen. Dies ist nicht zu delegieren - es gilt nicht nur für Pfarrer, Priester, Diakone, Pastoralassistenten und andere Hauptamtliche, es gilt auch nicht nur für die Pfarrgemeinderäte, die mitunter sich bloß wie ein "Vereinsvorstand" vorkommen. Es braucht das vertrauende und damit glaubende Ja eines jeden und einer jeden, es braucht ein gemeinsames Nachspüren dessen, was Wille Gottes im Heute und hier für uns alle heißt. Bloßes Verwalten einer bestimmten Form von Kirche wird nicht reichen, führt auch in die Irre. So als ob Strukturen die Welt retten könnten. Schauen Sie hin auf Ihre Pfarren - übrigens auch Strukturen: da gibt es unendlich viel Leben in den kleinen Einheiten von Menschen, die sich auf der Suche wissen, die im Glauben stehen und dem entsprechend ihr Leben gestalten wollen: vom Arbeitskreis, der uns die Augen für die Weltkirche öffnen hilft, bis hin zu den wohl auch hier im städtischen Milieu Platz greifenden kleinen und größeren Nachbarschaftshilfen, vom "einfach da sein füreinander" bis hin zur organisierten Caritas, weil es um das Heil der Menschen geht. Dass wir es nötig haben, all das, was sich an Leben hier abspielt, an IHM zu orientieren, ist logisch. Wie und wo das geschieht, ist eigentlich sekundär: das Sakrament der Eucharistie macht eben deutlich: euer Leben, das sich tagaus, -ein abspielt, ist eines, das von IHM her und auf IHN hin gestaltet ist. Seid Euch dessen bewusst!
Wenn heute nach Monaten der Erneuerung und den davorliegenden Zeiten der Planung usw. das Pfarrhaus hier aufs Neue eröffnet wird und in Bälde eine andere Art des Miteinander Wohnens hier Platz greift, dann wird durch dieses Leben gleichsam ein Zeichen gesetzt: Wir haben diesen Blick, den uns der Gekreuzigte und Auferstandene geschenkt hat, mit dem wir an die Wirklichkeiten dieser Welt im Kleinen und im Großen herangehen. Und damit bauen wir Kirche. Von unten.