Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Die Regel Deines Mönchsvaters Benedikt beschreibt den Dienst des Abtes, des Vaters im Kloster, beinahe an deren Anfang. Du hast Dir diese richtungweisenden Worte dieses großen Heiligen, der Schutzpatron Europas ist, sicher die Jahre herauf als Mönch hier in Admont verinnerlicht, und bist damit auch zugerüstet worden, dieses Amt in der Gemeinschaft und damit auch für diese Gegend unserer Heimat, die von diesem Stift in vielerlei Hinsicht geprägt ist, auszuüben.
Wir haben uns heute und hier am Ende der Osteroktav versammelt, um den Segen Gottes für Dein Wirken zu erbitten. Und wir haben diese Botschaften der Heiligen Schrift vernommen. Da Benedikts Weg ganz der des Evangeliums ist, so wie es viele authentische Wege der Nachfolge gibt, sollen die biblischen Stellen des Weißen Sonntags, der auch der Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit ist, heute dienen, um einen Weg für Dein "Vater-Sein" in Admont zu umschreiben.
"Die Gläubigen hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebe-ten." Es mutet fast an als ob Lukas in seinem Werk über die Ausbreitung des Evangeliums eine Benediktinerabtei vor Augen hatte. Aber er umschreibt das Miteinander der ersten Christen, vielleicht idealisiert, nichtsdestotrotz aber als deutlich von den Wegmarkierungen des Auferstandenen bestimmt. Interessant für mich ist, dass aufgrund dieses so umschriebenen Lebens es dann gegen Ende der ersten Lesung geheißen hat: "der Herr fügte täglich ihrer Gemeinschaft die hinzu, die gerettet werden sollten". - Mit anderen Worten, lieber Abt, liebe Mönchsgemeinschaft hier im altehrwürdigen Stift: wenn Ihr nicht müde werdet dem Evangelium entsprechend zu leben, wird der Herr das Seinige dazu tun. Ich weiß aus eigener Erfahrung: ein solches Leben, so schön es aufs erste auch klingen mag, ist eine wirkliche Herausforderung. Angesichts der vielen Verpflichtungen, die eine "Stadt auf dem Berg", wie es eine Abtei eben auch veranschaulicht, zu erfüllen hat, ist dies tägliches Brot für jeden Mönch und erst Recht den Abt. Zugleich aber wissen und ahnen wir - und das ist auch der innere Antrieb die Nachfolge auf diesem Weg, als Mönch in Admont, zu gehen: die Weisungen und das Lebensbeispiel unseres Herrn sollen und wollen gelebt werden, denn unsere Welt, in der wir leben, braucht nach wie vor Beispiele gelungenen, ja erfüllt gelebten Daseins.
Diese Hoffnung, diese Perspektive wird uns durch die Auferstehung geschenkt. Sie ist der Grund, auf dem wir stehen und durch den wir befähigt sind, unseren Weg in der Welt als Christen zu gehen. Werdet daher nicht müde, liebe Mönche, lieber neuer Abt, dieses Mysterium immer tiefer zu erfassen. Lebt dem entsprechend! Und werdet nicht müde, einander daran zu erinnern! Blickt auf alles, was Euch begegnet, mit " Osteraugen", "die im Tod bis zum Leben, in der Schuld bis zur Vergebung, in der Trennung bis zur Einheit, in den Wunden bis zur Herrlichkeit, im Menschen bis zu Gott, in Gott bis zum Menschen, im Ich bis zum Du zu sehen vermögen" .(1) Werdet also nicht müde, jede Begegnung - und dieses Stift mit seinen Einrichtungen sowie die Pfarren, in die Ihr gesendet seid, geben meines Erachtens genügend Möglichkeiten dazu - zu nutzen, um auf diesen Grund des Lebens und Glaubens vorzudringen!
Schließlich: Werde und werdet immer mehr zu einem Zeugen wie Thomas! Er ist ja alles andere als ungläubig, er ist eher ein Mensch wie es viele gibt in unseren Tagen. Er will es wissen! So wie er die Jahre herauf mit Jesus vieles erlebt hat, das seinem Leben eine neue und wesentliche Richtung gegeben hat, so will er sich sicher sein, dass er richtig liegt als Zeuge der Auferstehung. Und deswegen möchte er nichts lieber als ertasten, erspüren was Auferstehung heißt. Er sehnt sich nach der Berührung mit dem, der ihm die Jahre herauf neues Leben "eingehaucht" hat, er sehnt sich zuinnigst danach, Auferstehung zu spüren. Wenn nun ein Lied gesungen wird, das diese Sehnsucht zum Ausdruck bringt, dann, lieber Abt Gerhard, möchte ich Dir als Bischof dieser Diözese und als Dein Weihekollege ganz einfach mitgeben: "Werde nicht müde, in Deinem Dienst diese Sehnsucht immer und immer wieder leise im Herzen oder auch laut unter und mit Deinen Mönchsbrüdern auszusprechen und in den Sakramenten, in der Begegnung in und mit dem Wort Gottes zu leben. Denn: das ist unser Leben, das ist unser Glaube! Amen.
(1) Klaus Hemmerle: Ich wünsche uns Osteraugen. Ostern 1993, in: Hirtenbriefe, hg. v. Karlheinz Collas, Aachen 1994, 113.