Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Die Sicherheiten schwinden immer mehr dahin, die uns hier in Europa die letzten Jahrzehnte lang begleitet haben. Das ist eine Tatsache und nichts Neues, wir haben es nur nicht gemerkt. Da hat sich sehr viel gewandelt in der Gesellschaft - Stützungen, wie sie etwa auch der Kirche über Jahrhunderte gegeben waren, bröckeln zunehmend hinweg. Die Weltlage wird immer undurchschaubarer, Entwicklungen werden zunehmend komplexer und unübersichtlicher, die Zeit der einfachen Antworten - hier habe ich ein Problem, und hier das einfache schnell wirkende und vor allem alles lösende Patent-rezept - ist meines Erachtens definitiv vorbei. All das aber lässt viele, zumal junge Menschen nicht unbedingt zuversichtlich in die Zukunft blicken. "Wer weiß, wohin das alles noch führen wird?" Und daher nimmt es nicht wunder, wenn manche (oder sind es viele?) sich eher auf sich selbst zurückziehen, weil mir das eigene Ich und damit das persönliche kleine Leben die einzige Sicherheit zu bieten scheint. Wenn alles zusammenbricht um mich herum, alles anders wird, dann ist dies, nicht nur heute, scheinbar die erstbeste Reaktion.
Nach Jahrzehnten der Wüstenwanderung bricht für das Volk Israel nahe der Grenze zum Gelobten Land erneut die Welt zusammen, stirbt doch genau dort, wo es nur mehr einen Schritt in die verheißene Zukunft des gelobten Landes braucht, der, der uns aus Ägypten herausgeführt hat, Mose. Die Sicherheiten sind dahin, was also tun? - Da wird dem Josua die verstärkende Zusage zuteil, dass Gott mit ihm ist und dass er aus Seiner Kraft vor nichts und niemandem Angst haben muss: "ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns?" fragt auch Paulus jene, die sich der Gemeinde in Rom zugehörig fühlen (vgl. Röm 8,31ff,). Denn: wäre der Mensch wirklich allein unterwegs, so dürften wir uns nicht wundern, dass wir angesichts all dessen, was sich uns darbietet und sich uns entgegenstellt, kleinbeigeben und mutlos werden. Weil aber Gott mit uns ist: Was hindert uns dann, uns reinzuhauen und die Zukunft zu wagen? Mehr als Seine Nähe kann uns nicht zugesagt werden, mehr als Seine Liebe kann uns nicht geschenkt werden. Also: "Habt Mut!"
Ich glaube, ich kann dies schon hier und heute erzählen: vor etwas mehr als 2 Jahren hieß es für mich aus dieser Überzeugung "ja" zu sagen zu einer Berufung, die alles andere als leicht ist; vor knapp 27 Jahren galt es auch schon einmal, mich auf das Wagnis der ungewissen Zukunft im Priestertum einzulassen - im Vertrauen auf Gottes Mitsein. Ja: egal, was die Zukunft bringt: es gilt, nicht vor Angst zu vergehen, sondern wirklich ernst zu machen damit, dass wir als Christen um einen wissen, der uns seit Taufe und Firmung zugesagt hat, immer an unserer Seite zu gehen und uns zu lieben, weil er eine Berufung auf ewig, das Leben in Fülle für uns bereithält. - Daher möchte ich mir und uns allen am heutigen Abend einfach diese Tatsache, die jeder und jedem hier in dieser Kirche geschenkt wurde, in Erinnerung zu rufen. "Habt Mut!" Denn Gott ist mit uns!
Mut zu leben ist alles andere als einfach, wenn es da nicht jemanden gibt, der da ist und als Wegbegleiter an der Seite steht. Mut zu leben ist aber auch alles andere als verantwortungslos, weil die Erfahrung auch zeigt, dass Berechnungen allein nicht die Welt ausmachen, Standards letztlich doch nicht alles erklären können, das Leben an sich im Grunde genommen immer ein großes Geheimnis bleibt, weil wir nicht einmal wissen, was der unmittelbar nächste Au-genblick bringen wird. Nein: es gilt immer und immer wieder den "Anker der Hoffnung" auszuwerfen, den nächsten Schritt zu wagen und nicht zu meinen, dass das alles aus eigenen Kräften zu schaffen ist, was sich uns darbietet. - Geistliche Berufe sind demnach eigentlich eine Art Stachel im Fleisch einer Gesellschaft, die meint dass sie selbst alles in der Hand hat bzw. haben muss, um zu leben. Daher lade ich uns alle ein, die wir seit Jahren und Jahrzehnten in einem solchen Stand leben: "Haben wir neu Mut, wirklich alles auf die eine Karte zu setzen, die uns Seine Nähe und Seine Liebe sind!" Und alle, die - vielleicht auch heute Abend hier - auf der Suche sind, woran die Zukunft hängt, rufe ich zu: "Habt Mut! Gott ist mit uns!" Und: "Gott braucht jede und jeden!"