Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Schulen, Kindergärten, Bildungshäuser und vieles mehr: Kirche ist ein wesentlicher Bildungsanbieter. mehr Infos
Seit nunmehr 16 Monaten wirke ich als 58. Bischof der Diözese Graz-Seckau. Dieser Dienst ist herausfordernd, ja "spannend", weil er mir täglich vor Augen führt: Wir leben Kirche inmitten ei- ner Gesellschaft, die sich stark verändert. Zugegeben: wir tun uns damit nicht immer leicht.
Papst Franziskus ist einer, der uns auf diesem Weg vorangeht. Von ihm können wir lernen. Dies bedeutet unter anderem, anzuerkennen, dass unsere eine Kirche weltweit in unterschiedlichen Gestalten und Formen lebt. Das durfte und darf ich auch selbst immer wieder erleben, so etwa in verschiedenen Begegnungen mit Bischöfen, beim Weltjugendtag, in Sarajewo, in der Ukraine oder bei Einkehrtagen. Von diesen Erfahrungen ausgehend ist mir neu bewusst geworden: es gilt, nicht uns und unsere Gestalt der Kirche zu verabsolutieren, sondern den Einen, der uns heraus- ruft und sendet, ihn, den einzig absoluten Punkt im sich ständig ändernden Gefüge des Kosmos.
Im Lehrschreiben "Amoris laetitia" (1) von Papst Franziskus wie auch in seiner Programmschrift "Evangelii gaudium" und besonders im "Außerordentlichen Heiligen Jahr der Barmherzigkeit" wird immer wieder deutlich: "Machen wir uns in allem auf die Suche nach dem Willen Gottes für Heute!" Daher braucht es in unserer "alten" und strukturell stark ausgeprägten Kirche Momente, die uns diese Erfahrung immer wieder aufs Neue ermöglichen.
Im Unterschied zum vergangenen Jahr lege ich in meinen heurigen Ausführungen den Schwer- punkt auf das Vorhaben von strukturellen Veränderungen und Entscheidungen in und für die Diözese Graz-Seckau, durch welche die unterschiedlichen Formen und Gestalten kirchlichen Lebens weiterhin gut gestützt und auf Zukunft hin gewährleistet werden sollen. Diese Darstellung erfolgt in einem größeren Horizont, um nicht vorschnell mit dem Vorwurf belangt zu werden, es handle sich hierbei nur um bloße Strukturbereinigungen.
Wir leben als Kirche in einer Gesellschaft, die sich stark verändert – nicht erst seit Flüchtlingsbe- wegungen uns erreicht haben. Meist nehmen wir dies als Abbruch und nicht als Veränderung wahr. Damit aber stehen wir dieser Veränderung skeptisch bis negativ gegenüber (2) und vergessen, wie gut es um uns auf diesem Fleckchen Erde und um unsere kirchlichen Situation eigentlich be- stellt ist. Einige Stichworte dazu mögen genügen:
· Globalisierung und Wirtschaft
· Kriege in verschiedenen Ländern (im Nahen und Mittleren Osten, in Teilen Afrikas, …)
· Steigende Arbeitslosigkeit
· Größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich
· Politische Lagerbildungen
· Terrorismus und offene Gewalt
· Klimawandel und seine Auswirkungen
· Der Weg Europas
· Bildung und Chancengleichheit
· Mobilität und Urbanisierung
· Asylwesen und Migration
· Integration von Flüchtlingen
· Demographische Entwicklung und demographischer Wandel: Pensionen, Pflege
· Gesundheitswesen und Finanzierung
· Vertrauensverlust in Institutionen (Politik, Kirchen, Medien ...)
· ....Eine lang fortsetzbare Liste.
Viele Menschen tun sich schwer bzw. manche schaffen es gar nicht, sich in einer solch komplexen Wirklichkeit zurechtzufinden. Die Gefahr der "einfachen Antworten" liegt nahe: zu meinen, kom- plexe Situationen könnten schnell und dauerhaft gelöst werden. Oft scheint es auch so zu sein, dass viele sich selbst als die einzige Sicherheit in diesem "Durcheinander" erkennen und daher sich und die eigenen Wünsche zum Nonplusultra erklären.(3) Angesichts des Vielen, des vielleicht sogar "zu Vielen" und Komplexen ist es nur zu verständlich, wenn Menschen sich ins eigene Schneckenhaus zurückziehen oder mit Angst in die Zukunft blicken. – Ich kann auch nicht verheh- len, dass selbst Menschen im "Auftrag der Kirche" sich schwertun, hier wirklich Hoffnung zu ver- mitteln.
Was nehmen wir in dieser unserer Welt wahr – und wie können wir damit umgehen? Es gibt keine einfachen Antworten. Solche sind meines Erachtens auch gefährlich, wie man in verschiedenen Si- tuationen weltweit sieht. Es bleibt einzig, Spannungsfelder zu benennen (4), zwischen denen sich die Entwicklungen der Zukunft abspielen:
· Global – universal
Wir wissen uns zunehmend in einer Welt beheimatet. – Leben wir wirklich universal? Zugleich: Viele in der Welt leiden unter der Globalisierung, wiewohl die Armut weltweit weniger wird. Auch jeder Konflikt hat globale Konsequenzen, wie etwa die Auswirkungen des Krieges in Syrien und den Ländern im Nahen und Mittleren Osten. Diese sind nicht nur dort, sondern auch in Teilen Mitteleuropas spürbar.
· Zentrum – Peripherie
Die Welt ist poly-zentrisch geworden. Sie ist nicht mehr so zu begreifen, wie wir gelernt haben, sie wahrzunehmen. Europa ist nicht mehr das Zentrum, wie es auch der Papst "vom Rand der Welt" in der Kirche repräsentiert. In unserer Welt gibt es nicht mehr ein Machtzentrum, vielmehr sind Machtfaktoren auch auf kleine Nationen aufgeteilt.
· Multilateralität – Multipolarität
Das Spielfeld "Welt" wurde nach dem Zweiten Weltkrieg neu geordnet. Durch internatio- nale Institutionen wie etwa die UNO wurde es möglich, mit Diplomatie und Verträgen Frieden zu schaffen. Die EU kann hier ebenfalls als ein Friedensprojekt mitaufgezählt wer- den. Weltweit gesehen gibt es aber auch andere Regelgeber, die im internationalen Recht nicht abgesichert sind (etwa G9, G20). Auch außerhalb des Völkerrechts wurden mit der Begründung der "Selbstbestimmung der Völker" Kriege (z. B. Libyen) angezettelt oder Na- tionen begründet (z. B. Kosovo).
Manche fragen sich vielleicht: Wo ist angesichts all dessen der Herr der Geschichte? Um sich im Zwischen der Pole einigermaßen zurecht zu finden, müssen wir die Frage nach Gott wieder verstärkt ins Zentrum rücken. Umgehen mit der Welt wird dann zu einem geistlichen Prozess, einem Nachspüren, vielleicht sogar zu einem intensiven Suchen nach dem nächsten Schritt. (5) Die Erfahrung von Welt als geistlichen Prozess anzusehen und zu leben muss bei uns immer wieder neu eingeübt werden. Dies bedeutet mehr als etwa eine Sitzung mit einem kurzen meditativen Gedanken zu beginnen. (6) Und es bedeutet auch mehr als jenseits medialer Schlagzeilen und Bericht- erstattung andere Blickweisen zuzulassen, um nicht einfach parteiisch zu werden und nur mehr einen Teil der Wirklichkeit wahrzunehmen. Die Wirklichkeit ist eben anders als Prinzipien und Ideen. (7) Gerade hierin sind Amtsträger der Kirche gefragt. Ich bemerke allerdings immer wieder, dass Menschen mit anderen Zugängen und Meinungen vielfach auch unter uns verunglimpft wer- den, dass pauschal verdächtigt und verurteilt wird, dass polemisch argumentiert wird, anstatt sich gegenseitig einzugestehen, ebenfalls "nur" unterwegs auf dem Weg zu Gott zu sein. (8)
Diese eben skizzierte Weltsituation erlebt auch unser Papst. Er ist sichtbares Zeichen für die eine Welt und lebt dies deutlich vor. Er wird nicht müde, Gott in dieser Welt zu bekennen, und bringt damit eine Dynamik in die Welt ein, die dringend not-wendig ist.
· Papst Franziskus setzt zukunftsweisende Zeichen und Gesten und spricht ermutigende Wor- te. (10) Ja: Es ist eine Stunde der Reform der Kirche. 50 Jahre sind seit dem II. Vatikanischen Konzil vergangen. Papst Franziskus hat selbst – als erster Papst seither – nicht daran teilgenommen. Wenn er daher vom Konzil spricht, sieht er dieses als Ausgangspunkt und nicht als Schlusspunkt. Der Heilige Geist brennt in ihm, und genau das (!) zeichnet ihn als Hirten aus. Ihn drängt die Liebe Christi, der Kirche in der Welt neuen Schwung zu geben. Alles in der Kirche hat dem zu dienen, was "Lumen gentium" eingangs sagt: "In Christus ist die Kirche Zei- chen und Werkzeug […] für die innigste Vereinigung mit Gott und der ganzen Menschheit" (LG 1). Und weiter heißt es: der bevorzugte Weg der Kirche ist die "kenosis" und nicht jener der Selbstbehauptung (LG 8).
· Am 17. Oktober 2015 hielt der Heilige Vater eine bemerkenswerte Ansprache aus Anlass "50 Jahre Bischofssynode" (11). Mit dem Stichwort der "Synodalität" versucht er die Ekklesiologie des Zweiten Vatikanischen Konzils zu leben. Es sind alle, für die die Hirten Autorität zeichnen, ernst- und anzunehmen. Wer Franziskus zu schnell und einseitig verstehen will, verkennt ihn.(12) Ihm geht es darum, hinzuhören, um zu führen. So hat er es mit der in mehreren Phasen abgehaltenen letzten Synode zu Ehe und Familie deutlich vor Augen geführt.(13)
· Damit die Schönheit, durch Christus berufen zu sein, neu aufstrahlt, ist eine Kultur der Barmherzigkeit geboten. Ich denke, um das, was uns Papst Franziskus als "Petrus im Heute" lehrt, einzuüben, haben wir nicht nur dieses eine Außerordentliche Jahr nötig. Eine Reform der Sichtweise des Auftrags und der Sendung von Kirche ist angesagt, wohl auch bei vielen von uns. Immer wieder gilt es neu zu entdecken: Christus ist die Mitte des Volkes Gottes. Nur mit Ihm und in Ihm sind wir eins und finden unsere christliche Identität als pilgerndes Gottesvolk.
· Papst Franziskus verwendet den Begriff "Begegnung" öfter als "Dialog". Wirkliche Begegnung ist gegenseitig bereichernd und ereignet sich auf gleicher Augenhöhe. Oft haben wir darin in der Geschichte gefehlt – und wohl auch heute noch. Das Christentum sagt: es ist gut, dass der andere da ist, ich will ihm begegnen. Denn auch Gott ist einer, der "nicht daran festhielt, wie Gott zu sein" (vgl. Phil 2,5-11), sondern einer, der sich entäußerte und sich für uns im Tod am Kreuz hingegeben hat. So schenkt er sich uns im Sakrament der Eucharistie, der communio, der Begegnung mit Gott.
· In seiner Antrittsenzyklika "Ecclesiam suam" hat schon Papst Paul VI. von der "Armut" der Kirche geschrieben. Er spricht hier nicht nur von materieller Armut, sondern bezieht sich auf einen Lebensstil der kenosis, des sich selbst um des Anderen willen Verlierens. Dieser Lebensstil berührt und ist anziehend. – Wird durch unser Handeln ER, der sich entäußerte, wahrgenommen oder begegnen Menschen einem "System Kirche", einem "Apparat", einem "Amt"?
Sich selbst zu riskieren ist gefährlich. Aber Priestersein und damit auch Leben in der Kirche ist ein "one-way-ticket".(14) Wir haben aus den sicheren Mauern einer gut bürgerlichen Kirche aufzubrechen. Unsere einzige Sicherheit ist ER, der Herr der Welt. ER ruft: "Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde." Nur dann (!) wird auch das Zweite geschehen: "Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein" (vgl. Gen 12,1f).
In den letzten Monaten wurde ich auf unterschiedliche Weise immer wieder gefragt, wer all die Prozesse, welche bei uns angestoßen wurden, noch überblicke.(15) Der Eindruck mag berechtigt sein. Ich halte diesem ein Mehrfaches entgegen und ich frage: "Leben wir Aufbruch?" – "Verwalten wir Kirche?" – "Ist wirklich alles, von dem, was derzeit gedacht und neu gesehen wird, auch relevant für mich?" – Immer wieder höre ich, dass zu wenig kommuniziert werde. Andere wiederum ärgerten und ärgern sich, dass zu viel in Gang gebracht wurde bzw. werde. Ich möchte daher in diesem ausführlicheren 3. Punkt meines Referats – und dieser ist auf dem eben benannten Hintergrund zu verstehen – einige Wegmarkierungen für unsere Diözese setzen, die uns in Zukunft begleiten werden, ohne zu behaupten, dass diese die Lösung für alle anstehenden Fragen wären.
Wenn ich an die Stationen denke, die "der Bischof auf dem Weg" zurückgelegt hat, dann sind die- se Erfahrungen sowie jene, die ich von verschiedenen Beteiligten im vergangenen Jahr erbeten habe, ernst zu nehmen. Auf dem "Weg 2018", von dem noch bei der Pfarrerwoche die Rede sein wird, wurden diese aufgegriffen und werden weitergedacht. Die nun von mir am heurigen 24. Juni, zwei Jahre vor der Feier des 800-jährigen Bestehens unserer Diözese, in Kraft gesetzte "diözesane Ausrichtung" bringt das durch folgende Sätze zum Ausdruck(16):
· Stärken wir die Freude am Glauben!
· Richten wir die Seelsorge neu aus!
· Gestalten wir unsere Gesellschaft mit!
Mit der Benennung von Hermann Glettler als Bischofsvikar für Caritas und Evangelisierung(17) soll deutlich werden, dass die unterschiedlichen Lebensvollzüge kirchlichen Lebens – caritas, liturgia, koinonia, martyria – einander bedingen und stärken und alles auf diese hin ausgerichtet sein soll. Weiters nenne ich hier den neuen Schulamtsleiter Walter Prügger, der hinführende pädagogisch- kirchliche Erfahrungsfelder vernetzten wird.
Bei den zahlreichen Begegnungen in unserem Land durfte ich viele unterschiedliche Gestalten und Formen von Kirche erleben. Das ist schön, sehr schön sogar. Verflechten wir diese mehr und mehr ineinander und lassen wir uns immer wieder auf den hin orientieren, der allein der Kirche Leben einhaucht: Christus. Christus – und damit auch die Kirche – ist größer und weiter als das, was ich singulär in ihr leben kann. Der Begriff "Kirche" wird allein schon in der Bibel für unterschiedliche soziale Realitäten verwendet: für das Leben einer Familie im Haus genauso wie für das auf dem ganzen Erdkreis. Daher: Begreifen wir uns als "teilhaft" und gehen wir demütiger miteinander um; lernen wir als "Leib" leben! Schon der Apostel Paulus mahnt die Gemeinde in Philippi: "Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht" (vgl. Phil 2,5). Daher: Stärken wir dieses reiche Leben vor Ort – in den Pfarren und den kirchlichen Gemeinschaften in ihrer regionalen Ausfaltung und Gegebenheit! Das heißt, die Balance zwischen Leben der Kirche vor Ort und dem Leben (in) der Diözese ist neu auszuloten und dabei die wirt- schaftliche Nachhaltigkeit stets gut mit im Blick zu haben. Subsidiarität im Miteinander zwischen den einzelnen Ebenen von Kirche ist neu zu "buchstabieren" und das Zueinander und Miteinan- der von haupt- und ehrenamtlich Tätigen in der Kirche neu wertschätzend zu betrachten.
Strukturen sollen ein solch vielfältiges Leben stützen bzw. ermöglichen. Wenn Leben sich ändert, wenn Welt sich ändert, dann ändern sich auch Form und Gestalt von Kirche.(18) Schon 2013 haben sich die Dechanten auf einer Fortbildungswoche in Brixen gefragt, wie sich der Dienst auf der "Mittleren Ebene" zwischen dem Leben der konkreten Ortskirche und jenem der Diözese von Graz-Seckau angesichts veränderter Rahmenbedingungen neu gestalten könnte. Die "Mittlere Ebene" ist ein Bindeglied zwischen den Pfarren und dem Gesamt der Diözese. Wir können nicht losgelöst davon denken und handeln. Damit verbinden sich Fragen wie etwa: Wie kann in den pfarrlichen Strukturen vor Ort dieses vielfältige kirchliche Leben noch deutlicher wahrgenommen werden? Welche konkreten Auswirkungen hat dies für Pfarren und Pfarrverbände? Wie kann eine daraus resultierende Mitbestimmung des unterschiedlichen kirchlichen Lebens vor Ort in diözesane Entscheidungsprozesse eingebunden werden? Welche Aufgabenstellungen obliegen dem Diözesan- oder Priesterrat? Wie ist das Zusammenspiel und die Zusammensetzung der Gremien? Das ad experimentum in Kraft gesetzte Projekt "Stadtkirche Graz" ist ein erstes sichtbares Ergebnis aus den in Brixen angeregten Überlegungen. In den vergangenen Monaten habe ich mir durch eine Projektgruppe(19), die unterschiedliche diözesane Verantwortungstragende eingebunden hat, Empfehlungen erarbeiten lassen, wie eine "Mittlere Ebene" in der gesamten Steiermark in den Regionen umgesetzt werden könnte. Als Strategie für die Umsetzung der "Mittlere Ebene" als "Regionen" wurden folgende Punkte zusammenfassend benannt:
· Aufgrund der regionalen Ausrichtung der Seelsorge (im Sinne eines "größer Denkens" über Pfarr und Pfarrverbandsgrenzen hinaus) fördern und fordern wir ein stärkeres subsidiäres Handeln.
· Durch eine intensivere diözesane Einbindung der Regionen stärken wir Kirche vor Ort und er- höhen das gemeinsame Verständnis für diözesane und regionale Anliegen.
· Aufbauend auf Taufe und Firmung richten wir das Zusammenspiel von hauptberuflich und freiwillig Tätigen neu aus.
· Um die Seelsorge in den verschiedensten Bereichen unserer Diözese auch langfristig zu ermöglichen, gehen wir sorgfältig und nachhaltig mit unseren finanziellen Ressourcen um.
Am 8. Juli d. J. hat eben diese durch mich im November 2015 eingesetzte Gruppe Empfehlungen unterbreitet, welche ich heute und hier mit dem dazugehörigen Rahmen vorstelle(20). Dieser mag zunächst einer "strukturellen Verunsicherung"(21) gleichen – verzeiht mir bitte diese Wortschöpfung –, uns im Letzten aber darauf hinweisen, auf den zu hören, der uns zum Aufbruch mahnt(22) und uns in neue Weiten führen kann – die wir wohl erst entdecken und uns aneignen müssen. Damals hat ER Abraham herausgerufen. Auch eine beinahe 800 Jahre alte Diözese kann daher neu herausgerufen werden. Wagen wir den Aufbruch! Gott ist mit uns!
Unter diesem Vorzeichen des Aufbrechens werden wir ab 1. September 2017 "Zukunft säen", um "morgen zu leben und morgen zu glauben". Es soll deutlich werden, wie pfarrliches Leben(23) und Formen kirchlichen Daseins in den verschiedenen Sendungsfeldern und Gruppierungen gestärkt werden können. Das geschieht unter dem Gesichtspunkt: "Was will uns der Geist im Heute unserer Tage sagen?" (vgl. Teil 1). – Ich danke an dieser Stelle ausdrücklich dem Pastoralamt unserer Diözese, das in den vergangenen Monaten mit vielen Mitarbeitenden in der Seelsorge versucht hat, das, was "lebendige Pfarre" heißt, durchzubuchstabieren.(24) Das Ergebnis dieses Hörens und Niederschreibens wird unser Pastoralamtsleiter zu gegebener Zeit in diesen Tagen präsentieren. – Ich bitte, den Überlegungen des Pastoralsamts wie auch den meinen, nicht mit jenem Misstrauensvorschuss zu begegnen, der leider oft reflexartig gemacht wird: "Da wird halt wieder an der Struktur und nicht am Wesentlichen herum gedoktert", "da wird neuer Wein in alte Schläuche gefüllt", "da wären zunächst einmal Fragen der Weihezulassungskriterien zu stellen", "da wäre, ...., da sollte, ...., da müsste, ....". Vor solchen Selbstimmunisierungsstrategien sind wir alle nicht gefeit. Ich lade daher ein, das Denken und Planen in Prozessen als suchendes Unterwegssein und damit als geistliches Miteinander zu verstehen: es werden von mir heute keine fertigen Konzepte präsentiert, sondern der Rahmen bekannt gegeben, unter dem wir uns hinauswagen auf neues Terrain, das Zukunft heißt.
Mit Herbst 2017 werden vom Ordinarius Regionalkoordinatoren, Priester wie Laien, benannt, die gemeinsam mit den dann noch amtierenden Dechanten daran arbeiten werden, den neuen Rahmen im Jahr darauf umzusetzen. Diese Koordinatoren werden aus einem Personen-Pool ausgewählt werden, der in diesen Wochen zusammengestellt wird. Vieles an innerer Ausgestaltung der Regionen wird in den kommenden Monaten erst zu suchen sein, manches davon ist vielleicht auch bald wieder zu überarbeiten. Aber, haben wir keine Angst, seien wir nicht kleinmütig und spielen wir uns gegenseitig nicht aus. Gott ist mit uns!
a) In den Pfarren und Pfarrverbänden wird die Nachfolge Jesu Christi unterschiedlich gelebt.
Aufbauend auf die bereits in den vergangenen Jahren durchgeführten Prozesse "2010" wird es in den kommenden Monaten eine der vorrangigsten Aufgaben des Generalvikariats sein, gemeinsam mit den noch zu benennenden Regionalkoordinatoren, die "pastoralen Räume" zu benennen(25). Diese werden dann von mir festgeschrieben werden.(26) In ihnen wird vielfältiges kirchliches Leben im Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen, Priestern wie Laien ermöglicht(27) und dieses auf Christus hin durch Verkündigung des Wortes Gottes, die Feier der Sakramente, im Dienst an den Armen usw. orientiert.(28) So werden territoriale und kategoriale Aufgaben in diesen Räumen zusammen gesehen. Die Charismen einzelner Gemeinschaften und Orden, so vorhanden, sollen entsprechend berücksichtigt werden; Leben in den Gliede- rungen der KA, der "Jungen Kirche" usw. findet dort angemessen Berücksichtigung.
Die einzelnen Pfarren werden so einerseits in ihrem Leben gestärkt, andererseits aber auch, da sie in einem Verbund gesehen werden, dazu ermuntert, sich bestimmte seelsorgliche Aufgaben aufzuteilen oder sich ihnen gemeinsam zu stellen(29). Andere kirchliche Erfahrungsräume wie Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime, Gefangenenseelsorge usw. können so besser wahrgenommen und integriert werden. Bei den Besetzungen von pastoralen Dienstposten soll verstärkt auf die individuellen Charismen eingegangen werden können.(30)
All das zusammengesehen bedeutet, diese pastoralen Räume nicht zu klein anzudenken.(31)
Eswird in Teams, bestehend aus Priestern(32) und Laien, die Verantwortung gemeinsam für den pastoralen Raum gelebt.(33) Das heißt dann aber auch, dass diese Verbände unabhängig von der Zahl der Priester lebendig sind, weil es um Lebensräume geht. So wird auch gewährleistet, dass wir uns "zu allen" gesendet wissen. Ja: Wir brauchen Priester und wir brauchen gute Priester, die den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen sind. Daher frage ich: Nehmen wir hinreichend jene Menschen wahr und ernst, die auf der Suche sind, einen geistlichen Beruf zu ergreifen? Für Gott und die Menschen zu leben ist ein äußerst attraktives Angebot. Vielleicht tut uns hier ein "Schub" Berufungspastoral gut, koordiniert durch den neuen Regens unseres Priesterseminars, Thorsten Schreiber. Und: Wir brauchen engagierte Laien, wir brauchen Diakone, die – haupt- und ehrenamtlich – das Netz der Seelsorge möglichst engmaschig knüpfen. Daraus können sich mitunter auch neue Berufsbilder in und für die Seelsorge ergeben (vgl. etwa die in Probephase befindlichen "Verwaltungsassistenten" in manchen Pfarrverbänden, ...), die keine volle theologische Ausbildung zu Pastoralassistenten brauchen.(34)
b) Die Diözese wiederum und die dort angesiedelten Ordinariats-Einrichtungen sollen dem Leben vor Ort dienen und administrative Hilfestellungen hierfür leisten.(35) Zugleich hat das Ordinariat die Aufgabe, zu helfen, die diözesanen Vorgaben des Ordinarius in das Leben vor Ort zu "inkulturieren". Wie schon angekündigt, wird in einem weiteren Schritt zu überlegen sein, wie eine diesen Veränderungen entsprechende Ordinariatsstruktur auszusehen hat. Hierfür wird von mir zu gegebener Zeit eine Gruppe eingesetzt werden, die Vorschläge dazu ausarbeitet. Die Beratungsorgane des Bischofs – Diözesanrat und Priesterrat – werden hinkünftig die großen Linien kirchlichen Lebens gemeinsam beraten.(36) Auch die Gremien im Ordinariat sind unter den eben genannten Gesichtspunkten neu zu ordnen. Während also – um es zusammen zu fassen – das pastorale Bemühen in den Seelsorgeräumen, sprich Pfarren und Pfarrverbänden, erfolgen wird, sind für die diözesane Unterstützung der Pfarren und Pfarrverbände im Verwaltungsbereich größere Räume als die bisherigen Dekanate sinnvoll.(37) Es geht in diesen darum, mit hoher Fachkunde die Verwaltung kostengünstig und unter Beachtung rechtlicher und wirtschaftlicher Kriterien gut zu sichern. Unter diesen Voraussetzungen sind die Regionen zu sehen. Diese werden sein:(38)
· Ennstal und Ausseer Land
· Obersteiermark West
· Obersteiermark Ost (Hochsteiermark)
· Oststeiermark Nord
· Oststeiermark Süd
· Weststeiermark
· Steiermark Mitte
· Graz(39)
a. Die Dekanate werden abgeschafft.
Vieles hat sich – so die Erkenntnisse der Dechanten auf der bereits erwähnten Tagung in Brixen 2013 – im Laufe der letzten Zeit dahingehend entwickelt, dass dekanatliche Aufgaben durch andere Verantwortungsträger ausgeübt werden.(40)
b. Um das Miteinander zwischen Pfarr(verbänd)en und gesamter Diözese zu erleichtern, braucht es in dieser großen Kirche Menschen, die mit dem Bischof und für ihn Verwaltungsaufgaben übernehmen. Diese Personen nennen wir Regionalkoordinatoren; die Aufgabenbereiche sind teils zentral organisiert, andere vor Ort zu bedenken.(41)
c. Als Regionalkoordinatoren werden vom Ordinarius Priester(42), Diakone oder Laien gleichberechtigt als Verwalter jeweils auf Zeit eingesetzt.(43) Ihnen kommt in diesen Funktionen keine Leitung im kirchenrechtlichen Sinne zu. Sie sind auch keine Vorgesetzten der Pfarrer und an- derer seelsorglich Tätiger. Im Auftrag des Ordinarius führen sie Verwaltungs- und andere Administrationsmaßnahmen(44) durch. Sie sind dem Ordinarius gegenüber verantwortlich und berichtspflichtig.
d. Aus der persönlichen Beauftragung für bestimmte Agenden ergibt sich, dass mehrere Regionalkoordinatoren verschiedene administrative Angelegenheiten im Auftrag des Ordinarius ausüben und daher in einem Team zusammen gesehen werden.(45) Die Verantwortungsträger werden vom Ordinarius auf fünf Jahre ernannt.(46)
e. Die Regionalkoordinatoren sollen folgende Fähigkeiten und Voraussetzungen mitbringen(47):
· Weitblick und strategisches Denken
· Prozess- und Entwicklungskraft
· Einen diözesanen Blick einerseits und einen auf die unterschiedlichen kirchlichen Lebensräume vor Ort andererseits wie auch auf die Kommunikation zwischen diesen verschiedenen Ebenen.
f. Einige Aufgabenfelder für die Regionen(48) werden hier ohne Priorisierung benannt:(49)
f1) Kommunikation in den pastoralen Räumen und zwischen den Handlungsfeldern:
· Beitrag zur Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Verantwortungsebenen und -trägern(50) wie auch zwischen Orden, Gemeinschaften, Bewegungen, Gliederun- gen der KA, Caritas, ReligionslehrerInnen, Bildungseinrichtungen und (Aus-)Bildnern etc.
· So es notwendig erscheint, können zu diversen Fragestellungen regionale Gruppen und Arbeitskreise von Ehren- und Hauptamtlichen gegründet werden.
· Begleitung der Pfarren und Pfarrverbände, insbesondere bei Veränderungen und anderen Herausforderungen.(51)
· Sollte es nötig und sinnvoll erscheinen, können die Verantwortungsträger speziell für gewisse Territorien Hauptverantwortung in der Kommunikation zwischen Diöze- se und Pfarr(verbänd)en übernehmen.(52)
· ...
f2) Seelsorge
· Sicherstellung seelsorglicher Dienste.(53)
· Initiativen, die dem theologischen, spirituellen und pastoralen Austausch unter Priestern und in der Pastoral Tätigen sowie zwischen den einzelnen Berufsgruppen dienen.
· Ermöglichung von (Erwachsenen-)Bildungsmaßnahmen und Fortbildungsmaßnahmen für Ehrenamtliche in den Regionen – in allen Grundfunktionen der Kirche und in Zusammenarbeit mit den diözesanen Stellen wie Caritas, Pastoralamt, Bildungswerk, Liturgiereferat etc.
· Operative Aufgaben, die mit der Pastoral-Visitation des Bischofs unmittelbar zusammenhängen(54) und begleitende Umsetzung(55), u. a. Führung von Mitarbeitergesprächen.
· Gespräche mit Personen, die regional für das öffentliche Leben(56) Verantwortung tragen.
· ...
f3) Personal
· Förderung der Teilnahme und Mitgestaltung am kirchlichen Leben aufgrund von Taufe und Firmung.(57)
· Einbeziehung der in der Seelsorge wirkenden Personen durch Beteiligung an Entscheidungsprozessen in Form von Mitarbeitergesprächen, Bildungsmaßnahmen u. a.
· ...
Der Ordinarius trägt Sorge dafür, dass all diese Aufgaben – in Gesamtschau der Diözese – bewerkstelligt werden können.(58) Die Regionalkoordinatoren werden in unterschiedliche Gremien und Beratungsgruppen eingegliedert werden, die auf Diözesanebene tätig sind. Dieser Prozess wird schrittweise umgesetzt. In der augenblicklichen Begrifflichkeit könnten solche Gremien z. B. sein: Diözesan-, Priesterrat, Konsistorium, Domkapitel(59), Personalausschuss(60) usw.
Am Ende meiner Überlegungen und Darstellung bleibt zu sagen: Unsere Kirche lebt! Kirche lebt – und ist nicht bloß Bewahrerin von liebgewonnen Traditionen, mögen diese auch noch so dienlich gewesen sein(61). Kirche lebt – und das immer neu und stets anders!(62) Sie lebt, weil ER mit uns ist und weil ER uns ruft und immer wieder aufs Neue heraus-ruft. ER ruft an unterschiedlichen Orten, so auch in der territorial größten Diözese Österreichs. Ich bitte heute und hier darum, diesen Ruf wahrzunehmen und den Weg offen und im Vertrauen mitzugehen. Es braucht jeden und jede von Euch!
Ganz konkret wende ich mich am Beginn der 59. Pfarrwoche an Euch Pfarrer und Priester – sowohl an die, die im aktiven Dienst stehen, als auch an jene, die als Pensionisten ihre Dienste in verschiedenen seelsorglichen Aufgabengebieten einbringen. Ich bitte darum, Euch neu anreden zu lassen und auch für Neues bereit zu sein. Dazu ist es notwendig, sich mehr und mehr in einen Lebensstil einzuüben, der dem gerecht wird, der uns Weg, Mitte und Ziel ist und uns als Gemeinschaft eint. ER, der in sich Gemeinschaft ist – dreifaltig – zeugt immerwährend neues Leben. Und dieses innertrinitarische Leben der Liebe ist eingeschrieben in unsere Gemeinschaft als Kirche: HEUTE, HIER und JETZT.
(1) Ich möchte an dieser Stelle ein großes "Danke!" an das Pastoralamt sagen, das einige Argumentationshilfen und Möglichkeiten der Begleitung im Intranet gesammelt hat (https://intranet.graz-seckau.at/behelfe- materialien/amoris-laetitia?code=YIujfeCvNjTmE2Mn4E4QcUtiOzimZTPB [22.8.2016]). Das Familienreferat ist darüber hinaus gerne bereit, vor Ort Abende zu "Amoris laetitia" anzubieten. Ich habe mehrfach darauf hingewiesen, dass die "fünf Aufmerksamkeiten" Wegweisung für Unterscheidung – Begleitung – Integration in unserer Diözese sein können: https://intranet.graz-seckau.at/behelfe- materialien/amoris-laetitia?d=geschiedenenpastoral-aufmerksamkeiten (22.8.2016).
(2) Darüber hinaus droht auch eine Art "innere Emigration" und Rückzug auf – um ein Bild zu gebrauchen – die "Burg Kirche".
(3) Ich bitte hier die entsprechenden Passagen des Herbstreferats des vergangenen Jahres zu bedenken.
(4) Diese Felder wurden auf einem Bischofstreffen vor einigen Wochen von Pasquale Ferrara benannt, der als Diplomat an mehreren universitären Einrichtungen Italiens über "internationale Beziehungen" lehrt.
(5) Bonert Michael: Mensch, ändere dich! – Über die Führung in kirchlichen Entwicklungsprozessen (http://kirchenentwicklung.de/mensch-aendere-dich/ [26.7.2016]).
(6) Horn Jan-Christoph: Gemeindeentwicklung im Geist der Exerzitien (http://kirchenentwicklung.de/gemeindeentwicklung-im-geist-der-exerzitien/ [11.7.2016]).
(7) Vgl. Papst Franziskus' Rede davon in Evangelii gaudium, 231-233.
(8) Post, die an mich und andere Entscheidungsträger im Ordinariat ergeht, zeichnen ein Bild davon.
(9) Die Bücher, die Christian Hennecke in den vergangenen Jahren verfasst hat, leicht lesbar in der Art von "tagebuchartigen Einsichten" in Entwicklungsprozesse, sind mir seit geraumer Zeit für mein Nachdenken wichtig geworden. So auch das jüngst von ihm erschienene: "Kirche steht Kopf: Unterwegs zur nächsten Reformation", Münster 2016. Für Impulse in diesem Abschnitt danke ich darüber hinaus dem Direktor des "Istituto Universitario Sophia", Piero Coda.
(10) Auf das Phänomen der Authentizität, der richtigen Sprache wurde ich unter anderem bei der Lektüre von Flügge Erich: Der Jargon der Betroffenheit: Wie die Kirche an ihrer Sprache verreckt, München 2016, erneut aufmerksam gemacht. Positiv wird darin die Art der Kommunikation durch unseren Papst erwähnt.
(11) http://w2.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2015/october/documents/papa- francesco_20151017_50-anniversario-sinodo.html (20.08.2016).
(12) Es ist bedenklich, wie manche Kreise versuchen, die päpstliche Autorität und die Hirtensorge in "Amoris laetitia" herunter zu spielen oder gar nicht der Lehre der Kirche entsprechend zu brandmarken. Zudem erstaunt es mich, wie Gruppen, die immer auf die Treue zum Petrusdienst Wert gelegt haben, sich nunmehr winden, Franziskus als Papst gerade noch anzuerkennen. An dieser Art über ihn zu denken und zu reden wird wohl auch das neue Interviewbuch nichts ändern, in dem sich der emeritierte Papst mehrfach positiv über seinen Nachfolger äußert (Benedikt XVI.: Letzte Gespräche. Mit Peter Seewald, München 2016).
(13) Darüber hinaus bin ich unserem Kardinal Christoph Schönborn dankbar, dass er am 28. November d. J. hier in Seggau zum Studientag zu "Amoris laetitia" kommen wird.
(14) Die Homilie des Papstes bei der Messfeier für Priester, Ordensleute und Seminaristen in Krakau am 30. Juli 2016 ist mir mehrmals als "Pflichtlektüre" empfohlen worden: http://w2.vatican.va/content/francesco/de/homilies/2016/documents/papa-francesco_20160730_omelia- polonia-santuario-gpii.html (19.8.2016).
(15) Eine Übersicht gewährleistet die Stabstelle "Organisationsentwicklung" im Generalvikariat. Weil es einige Prozesse sind, heißt das nicht, dass diese alle betreffen.
(16) Die im vergangenen Jahr begonnenen Gespräche auf Landesebene mit den im Landtag vertretenen Parteien, die in diesem Arbeitsjahr von der KA in anderer Weise fortgeführt und vertieft werden, sind hier ein wesentlicher Beitrag. Zu nennen sind auch die Begegnungen mit den Priestern in den verschiedenen Regionen unseres Landes, von denen ich hoffe, dass sie der Priesterrat in geeigneter Weise fortführt: Wir müssen – vielleicht wieder neu – lernen, uns als Brüder geistlich und theologisch auszutauschen, damit wir miteinander voran- schreiten können.
(17) Dass weltweit betrachtet – so jedenfalls die Auskunft des für den deutschen Sprachraum zuständigen Sachbearbeiters im römischen Rat für Neu-Evangelisierung – sich viele dem Christentum zuwenden, weil sie gelebte Caritas erfahren, sei nebenbei erwähnt. Der griechisch-katholische Erzbischof von Iwano-Frankiwsk hat Ähnliches für die Ukraine und die aus dem Osten geflohenen ca. 2 Mio. Binnenflüchtlinge gesagt.
(18) Dies ist mir erst jüngst wieder bei der Feier des großen Reformers der Kirche, Papst Gregor, in Erinnerung gekommen: Wie oft doch in vergangenen Jahrhunderten Heilige unserer Kirche ein neues Antlitz gegeben haben!
(19) Ein großer Dank sei an dieser Stelle der sog. "Steuergruppe Mittlere Ebene" unter der Leitung von Generalvikar Erich Linhardt gesagt. Dieser Gruppe gehörten an: - aus dem Diözesanrat Friedrich Polzhofer und Sr. Roswitha Bauer - aus dem Priesterrat Ewald Pristavec und Andreas Monschein - aus der Stadtkirche Graz und der Dechantenkonferenz Hans Schrei und Gerhard Hörting - aus dem Ordinariat Helmut Schmidt und Tamara Strohmayer. Johannes Ulz war als Referent des Generalvikars und Gerhard Baldauf als Prozessbeauftragter im Team dabei. Arbeitsgruppen beschäftigten sich zwischendurch mit der Frage der "Leitung" in der Kirche, vor allem im Blick auf die Mittlere Ebene und mit Umsetzungsmöglichkeiten (vgl. https://intranet.graz- seckau.at/entwicklungsschritte/kernprozesse/mittlere-ebene-neu [19.8.2016]). Viele haben sich zwischendurch bei Umfragen eingebracht. Ihnen allen sei auf diesem Weg ein großes "Vergelt's Gott!" gesagt.
(20) In der Sitzung am 8. Juli hat die Gruppe gebeten, diese Empfehlungen nicht gleich zu veröffentlichen, um ausstehende Entscheidungen nicht zu präjudizieren. Im Folgenden werden einige dieser Empfehlungen immer wieder in Anmerkungen verdeutlicht.
(21) Interessant war für mich die innere Dynamik des Treffens am 8. Juli mit der Steuergruppe: Schon dort wurden manche der Empfehlungen im gemeinsamen Austausch unter neuem Licht gesehen. Wenn also im Folgenden auf die Empfehlungen verwiesen wird, dann ist dort u. a. immer von "Regionalleitung" die Rede. Beim Gespräch im Juli hat sich ein Weiterdenken und eine neue Art, regional zu denken, entwickelt, nämlich die auf dieser Ebene zu verrichtenden Arbeiten als Hilfe für den Ordinarius 'administrativ' zu sehen. Zu erwähnen ist die Strategieklausur in der vergangenen Woche mit Generalvikar, Kanzler, Pastoralamtsleiter, gf. Wirtschaftsdirektor, in welcher wir den hier vorgeschlagenen Rahmen und die daraus erwachsenden Konsequenzen an- und bedacht sowie Umsetzungen überlegt haben.
(22) Das, was empfohlen wurde, und das, was ich nunmehr hier vorschlage, kann im Intranet eingesehen werden.
(23) Papst Franziskus: "Eines möchte ich unterstreichen: Die Pfarrgemeinde ist nach wie vor wertvoll. Die Pfarre muss bleiben: Sie ist eine Struktur, die wir nicht über Bord werfen dürfen. Die Pfarre ist ja gerade das Haus des Volkes Gottes, in dem es lebt. Die Frage ist: Wie gestalte ich die Pfarre
(http://w2.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2016/july/documents/papa- francesco_20160727_polonia-vescovi.html [19.8.2016]).
(24) Darüber hinaus ergänze ich, dass diese Überlegungen analog auch für andere Wirklichkeiten kirchlichen Lebens und nicht nur für "Pfarren" angewendet werden können.
(25) Wir werden mitunter auch pastorale Räume neu "zeichnen", ohne dass sich derzeit an der konkreten Besetzung und Zuständigkeit etwas ändert. Gleichzeitig soll den Gläubigen vor Ort gut kommuniziert werden, in welche Richtung wir uns entwickeln werden. Sollte der Wunsch auftauchen, auch im Kleinen Strukturveränderungen vorzunehmen, wird dies von den Verantwortungsträgern im Ordinariat natürlich gern geprüft.
(26) Eine Arbeitsgruppe wird sich unmittelbar nach der Pfarrerwoche 2016 damit auseinanderzusetzen beginnen und mit den Regionalkoordinatoren zu gegebener Zeit abstimmen. Nach Vorlage einiger Varianten für eine Umsetzung wird der Ordinarius eine Entscheidung treffen.
(27) Empfehlung 5 der Steuergruppe "Mittlere Ebene Neu": "Die Entwicklung der Rollen von Pfarren und Pfarrverbänden ist aktiv weiter zu führen, damit die Mittlere Ebene gut anschließen kann und nicht Aufgaben übernimmt, die auf Pfarr- und Pfarrverbandsebene bleiben sollten."
(28) Vgl. hierzu alle Fragen, die Kandidaten zur Priesterweihe gestellt werden.
(29) Die hierfür ggf. notwendigen statutarischen Veränderungen werden im Lauf der nächsten Pfarrgemeinderatsperiode erarbeitet werden.
(30) Trotz abnehmender Zahl an Priestern erfordert dies ein Denken, dass nicht alle Priester Pfarrer werden müssen. Nur dann (!) ist ein mehr an den Charismen orientierter Einsatz möglich. - Der von der Personalentwick- lung gerade in Arbeit befindliche Prozess "Personalstrategie" wird in diesem Punkt Berücksichtigung finden.
(31) Das wiederum heißt keineswegs – und das wird aus gewissen Kreisen immer wieder Bischöfen, vor allem im deutschen Sprachraum, unterstellt – dass der priesterliche Dienst geschmälert oder gar abgeschafft wird. Ein Beispiel für diese Auseinandersetzung ist m. E.: http://cicero.de/salon/katholische-kirche-der-priestermangel- ist-gewollt [22.8.2016] und eine weit weniger polemisch formulierte Replik darauf: https://christianhenneckehildesheim.wordpress.com/2016/08/21/in-der-abseitsfalle/ [22.8.2016]. – Es ist aber auch kein einfaches: "Wir haben so viele Gemeinden und daher heißt es, Weihezulassungskriterien zu ändern, damit alles – wie bisher – weitergehen kann." Hier in den eben benannten Argumentationslinien der üblicherweise "linken" Reformgruppen oder der "rechten" Konservativen zu meinen, all das sei einfach zu lösen, ist m. E. verantwortungslos. Diese übersehen zum einen: Leben von Kirche spielt sich in den Familien und in unmittelbaren Lebensräumen ab und nicht in Strukturen. Die anderen wiederum übersehen, dass Kirche eben nicht nur jene sind, die ein geweihtes Amt bekleiden.
(32) Die Mehrzahl ist hier zu beachten! – Einer oder mehrere unter ihnen ist bzw. sind Pfarrer.
(33) Die genaue Festschreibung der neuen Einheiten kann überdies unabhängig von der neuen Pfarrgemeinderatsperiode und den daraus sich ergebenden Gremienbildungen erfolgen.
(34) So etwa wird für das Berufsbild "Pastoralassistent/in" eine Erweiterung vorgesehen. Die Berufsgemeinschaft "Laien im pastoralen Dienst" ist bereits mit dem Generalvikariat im Gespräch. Daraus ergibt sich aber auch eine "berufliche Veränderungsmöglichkeit" innerhalb dieses Berufsstandes. Die neuen Studiengänge für theologische Studien (Bacc. bzw. Master) an unserer Fakultät sollen Basiswissen für gänzlich neue Berufsmöglichkeiten liefern. An möglichen Szenarien wird derzeit schon gearbeitet.
(35) Es ist davon auszugehen, dass Abteilungen des Ordinariats, so erforderlich, in diesem Zusammenhang neu ausgerichtet werden.
(36) Die Größe und Zusammensetzung dieser Räte wird durch die Neuordnung der Regionen neu. Dies wird von den zuständigen Stellen des Ordinariats angedacht und mit den bisherigen Gremien abgestimmt werden.
(37) So sind etwa die Referenten und Bautechniker der Diözese bereits Regionen zugeteilt, die immer mehrere Pfarrverbände und auch Dekanate umfassen. Mit größerer Effizienz wird dadurch das Baugeschehen einschließlich Denkmalschutz sichergestellt. Ähnlich sollen auch andere Verwaltungsbereiche auf Ebene von Regionen von fachkundigen Personen verwaltet sowie die Mitarbeitenden in den Pfarren unterstützt, beraten und entlastet werden.
(38) Die genauen Bezeichnungen werden noch erarbeitet werden. Grafisch können die "Regionen" aber schon dargestellt werden. Vgl. hierzu Empfehlung 2. Die genaue Aufteilung zu welcher Region welche Pfarre/Pfarrverband gehört, ist noch genauer anzusehen.
(39) Das bereits ad experimentum bestehende Statut der Stadtkirche Graz ist diesen Überlegungen in manchen Punkten anzupassen.
(40) Die Auswirkungen auf die bislang bestehenden Gremien auf Dekanatsebene werden im Laufe der kommenden Monate gemeinsam mit den neuen Regionalverantwortungsträgern abgestimmt. Die zuständigen Stellen des Ordinariats werden beauftragt, die hierfür nötigen Überlegungen entscheidungsreif vorzulegen. Wie ich beim Weltjugendtag in Krakau feststellen konnte, ist dieser Schritt auch in der Erzdiözese Hamburg in Umsetzung begriffen – dort freilich unter anderen Voraussetzungen.
(41) Das Subsidiaritätsprinzip ist, wiewohl aus der katholischen Soziallehre entstanden, gerade in der Kirche ausbaufähig. Diese Veränderungen sollen einen solchen Paradigmenwechsel unterstützen, der das Gesamt dieses Referats kennzeichnet.
(42) Der in diesen "Teams" benannte Priester ist zugleich Pfarrer. Vgl. Empfehlungen zur Regionalleitung 9 (modifiziert) aus der Arbeitsgruppe "Leitung in der Kirche – Leitungsmodelle für Regionalleitung und Leitung eines Pfarrverbandes". Siehe weiters auch die Empfehlungen an die Regionalleitung 13: "Dass die Regionalleitung die Praxis von Pfarre / Pfarrverband kennt, ist von großer Bedeutung. Wie die Regionalleitung seelsorglich verankert ist (als Pfarrer mit starker personeller Unterstützung, als Seelsorger in einer Pfarre, als Springer oder in der kategorialen Seelsorge) ist offen. Eventuell kann dieser Punkt von den betroffenen Priestern selbst individuell festgelegt werden. Empfohlen wird aber eine anknüpfende Tätigkeit als Pfarrer, ev. in der kategorialen Seelsorge."
(43) Diese Regionalkoordinatoren sind nicht Nachfolger der Dechanten, sondern haben spezifische Funktionen, welche noch genauer zu bestimmen sind. Sie leiten nicht die Region, sondern koordinieren und verwalten jene Bereiche, welche ihnen von der Natur der Sache zukommen, also nicht von der Pfarre, dem Pfarrverband und der Diözese wahrgenommen werden können bzw. müssen (vgl. Subsidiaritätsprinzip).
(44) Dies kann sowohl nach Rücksprache mit den Pfarren oder aber aufgrund eines direkten Auftrags des Ordinarius erfolgen.
(45) Vgl. die Empfehlungen zur Regionalleitung 1-2, die hier aufgrund der Gespräche am 8. Juli d. J. modifiziert aufgegriffen wurden. Empfehlung zur Regionalleitung 3: "Der Sitz der Leitung in der Region soll von der Regionalleitung festgelegt werden." Dies ist auch in unterschiedlichen Varianten denkbar.
(46) Die Erfahrung der ersten Jahre soll klären, wie die Benennung danach zu erfolgen hat.
(47) Empfehlungen an die Regionalleitung 14: "Für die Regionalleitung werden im Blick auf das breite Tätigkeitsfeld bestimmte Anforderungen hilfreich sein: - "Weitblick, strategisches Denken" (Regionalleitungen sind fähig, die verschiedenen Ebenen wahrzunehmen und zu beachten: regionale Ebene, diözesane Ebene, weltkirchliche Ebene). - "Vorausschauend" im zeitlichen Sinne z. B. für das Entwickeln möglicher Szenarien für zukünftige Seelsor- gemodelle. - "Entwicklungsorientiert" im Sinne einer zukunftsweisenden Kirchenentwicklung.
(48) Die genaue Beschreibung der administrativen Aufgabenfelder wird in den kommenden Monaten mit den Regionalkoordinatoren erarbeitet und ggf. auf bestimmte Regionen spezifiziert.
(49) Dies bedeutet auch, dass manche Aufgabenfelder nur der einen oder anderen Region übertragen werden. So gibt es etwa in der Region Graz andere Bedürfnisse als anderswo.
(50) Vgl. Empfehlung zur Regionalleitung 8: "Die Vernetzung von Initiativen auf Pfarr- und Pfarrverbandsebene soll unterstützt, aber nicht von der Regionalleitung selbst durchgeführt bzw. getragen werden [...]."
(51) Vgl. Empfehlungen zur Regionalleitung 10. Ebda., 11: "Die Leitungspersonen sollen in der Entwicklung der Strukturen mit den Betroffenen in der Region durch Prozessbegleitung (Change Management, Coaching, Supervision etc.) unterstützt werden."
(52) Vgl. Empfehlung 4: Wie sich dies auf die Informationswege zwischen Pfarren und Ordinariat auswirkt, ist in der nächsten Phase der Umsetzung zu entwickeln. Vgl. auch Empfehlung zur Regionalleitung 4a, 4c.
(53) Vgl. Empfehlungen zur Regionalleitung 7: "Die Regionalleitung hat dafür zu sorgen, dass bei Krankheit, bei Urlaub etc. die Seelsorge gesichert ist und die Betroffenen rasch entlastet werden. Es soll aber verhindert werden, dass administrative Aufgaben, die derzeit ehrenamtlich erledigt werden, leichtfertig zu den Hauptamtlichen der Region wandern."
(54) So etwa können die Gespräche in den unterschiedlichen Fragestellungen und der daraus resultierende Visitationsbericht auf dieser Ebene erstellt werden. Das Team der zu beauftragenden Regionalverantwortlichen wird ein für diesen Zweck adaptiertes neues Visitationskonzept erarbeiten. Vgl. Empfehlungen zur Regionalleitung 9: "Die Durchführung von Visitationen soll grundsätzlich neu überlegt werden und gemeinsam mit der bischöflichen Visitation sowie mit der internen Revision und dem Controlling zusammen gesehen werden".
(55) Vgl. Empfehlungen zur Regionalleitung 9: "Auf alle Fälle hat die Regionalleitung den Auftrag, Umsetzungen von Erkenntnissen aus der bischöflichen Visitation zu begleiten. Die Regionalleitung sorgt dafür, dass es den Pfarrleitungen möglich ist, die Vorgaben und Standards einzuhalten."
(56) Vgl. Empfehlungen zur Regionalleitung 12: "Die Regionalleitung soll in der Öffentlichkeit und gegenüber Stakeholdern der Region (z. B. Regionalmanagement) aktiv in Erscheinung treten."
(57) Vgl. Empfehlungen zur Regionalleitung 15: "Es ist Aufgabe der Regionalleitung, grundsätzlich die Einbindung der EA zu fördern. Überlegenswert wäre auch eine Einbindung EA in die Regionalleitung. Wie dies konkret geschehen kann, ist in den Regionen selbst zu entwickeln."
(58) Das Zusammenspiel der unterschiedlichen Ebenen hat u. a. zur Folge, dass gemeinsam mit der Wirtschaftsdirektion in den kommenden Jahren auch eine neue Priorisierung des diözesanen Budgets überlegt werden muss. – Ich bitte darum, vor Augen zu haben, dass der Auftrag unseres Herrn derselbe wäre, auch wenn wir kein Geld zur Verfügung hätten.
(59) Das Domkapitel wurde beauftragt, eine Statutenreform vorzulegen, welche "Domherren auf bestimmte Zeit" ermöglichen soll.
(60) Im Personalausschuss, dem der Generalvikar vorsteht, wird hinkünftig über alle für die Seelsorge relevanten Personen beraten werden (Priester, Pastoralassistenten, Regionalreferenten, Pfarrsekretäre, Diakone, ...). Daher wurde auch die Personalabteilung wieder in ein Personalbüro umgewandelt.
(61) Hingewiesen sei hier etwa auf das Referat des früheren Abtes von Einsiedeln, Martin Werlen, beim Ordenstag 2015 in Wien, wo er einmahnte, zwischen der Tradition und den Traditionen zu unterscheiden; dieser ist hier einzusehen: http://www.ordensgemeinschaften.at/swstatic-250108043112/images/2015_11_24_Werlen_PC_einschalten.pdf (20.8.2016).
(62) Empfehlung 5: "[...] In den Regionen soll bereits Bestehendes, das gut fu