Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Ich freu mich, heute bei Ihnen in Vorau beim „Tag der liturgischen Dienste“ zu sein. Bereits vor drei Jahren hat ein solcher für die ganze Steiermark im Augustinum in Graz stattgefunden. Damals war ich Regens dort und als solcher Teil des Vorbereitungsteams. Ich habe damals auch einen Workshop angeboten und kann mich noch an viele freundliche Begegnungen und interessante Gespräche erinnern, die sich dabei ergeben haben. Auch heute freue ich mich schon auf das eine oder andere Gespräch in der Pause, in den Workshops, beim Mittagessen oder locker so Zwischendurch.
Für einen Bischof gehört die Liturgie selbstverständlich dazu. Sie ist seine erste Aufgabe: Vor aller Verwaltung und Leitung soll er den Gottesdienst für seine ihm anvertraute Diözese feiern und für die Menschen beten. Mit Liturgie hatte ich aber nicht erst seit meiner Bischofsweihe zu tun. Ich bin mit der Kirche sozusagen aufgewachsen, auch deshalb, weil ich nur 150 Meter neben meiner Heimatpfarrkirche in Gleisdorf groß geworden bin. Meine „kirchliche Karriere“, wie man das immer so schön nennt, hat bei einem Kirchgang begonnen, wohl lange vor meiner Erstkommunion. An einem Sonntag stand ich an der Kirchentür und versuchte, die Gottesdienstordnung zu entziffern. Ich war stolz darauf, schon lesen zu können. Da rief mich der Nachbarsbub in die Sakristei. „Willst du heute ministrieren?“, fragte er. Mein „Ja“ kam wie aus der Pistole geschossen. Ab diesem Zeitpunkt gehörte das Ministrieren einfach zu meinem Leben dazu.
Ein anderes liturgisches Lernfeld hatte ich als Seminarist in den 80er-Jahren bei den bischöflichen Gottesdiensten im Grazer Dom. Als Zeremoniär begleitete ich damals Bischof Johann Weber zu großen Bischofsgottesdiensten in die ganze Steiermark. Dadurch lernte ich die Diözese und die Liturgie bei den Vorbereitungen von Altar-, Glocken- und Kirchweihen und besonders bei den Papstbesuchen 1983 und 1988 in ihrer Vielfalt kennen. Ein weiterer wichtiger Punkt war für mich auch die Zeit, in der es galt, die mitvorzubereiten und verantwortlich mitzutragen.
Heute, als Bischof, erlebe ich Kirche und damit auch Liturgie viel bunter, als ich sie damals in Gleisdorf oder in den Pfarren, wo ich als Kaplan oder Pfarrer tätig war, kennengelernt habe. Ich bin, wie man so schön sagt, in den zwei Jahren meines bischöflichen Dienstes viel herumgekommen. Ich konnte andere Länder und Diözesen besuchen und habe dabei Weltkirche kennengelernt: eine Kirche, die viele Gesichter hat, viele Eigenheiten, viel Unterschiedliches. Und eine Kirche, die viel Gemeinsames in sich trägt, Verbindendes, tragende Säulen ihrer Identität. Eine dieser tragenden Säulen ihrer Identität ist die Liturgie. Egal ob in Korea, in Rom oder in der Steiermark: Überall feiern wir als Kirche, als von Gott Gerufene Liturgie. Liturgie verbindet. Und dafür dürfen wir dankbar sein.
Was aber ist Liturgie eigentlich? Liturgie ist kurz zusammengefasst die Begegnung mit Christus in der Feier des Gottesdienstes. In jeder Liturgie geht es darum, ihm, dem menschgewordenen Gottessohn Jesus Christus zu begegnen, seine erlösende Gegenwart zu erfahren und ihm in Lob und Dank, aber auch in Bitte und Klage zu antworten. Die Liturgie gibt dieser göttlichen Begegnung eine Form. Sie ist wie ein Gefäß, in dem sich Unvorstellbares ereignet: Gott und Mensch begegnen sich. Und dabei ist es immer Gott selbst, der den ersten Schritt setzt und diese Begegnung überhaupt erst ermöglicht. Liturgie ist daher zuerst Gottes Dienst an uns. Er macht den Anfang, noch bevor wir ein Wort an ihn richten, noch bevor wir einen Ritus vollziehen. Diese Begegnung mit Gott können wir nicht „machen“ – wir können sie uns nur schenken lassen. Unser Beitrag – die Lieder, Gebete und Riten – sind eine Antwort auf dieses Geschenk, das Gott uns macht. Die Liturgie ist wie ein Gefäß und will helfen, dieser geschenkten Begegnung mit Gott eine Form zu geben.
Eine Stelle aus dem Markusevangelium hilft mir, den Sinn von Liturgie immer vor Augen zu haben. Im 2. Kapitel heißt es: „An einem Sabbat ging Jesus durch die Kornfelder und unterwegs rissen seine Jünger Ähren ab. Da sagten die Pharisäer zu ihm: Sieh dir an, was sie tun! Das ist doch am Sabbat nicht erlaubt. Er antwortete: Habt ihr nie gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren und nichts zu essen hatten, wie er zur Zeit des Hohenpriesters Abjatar in das Haus Gottes ging und die Schaubrote aß, die außer den Priestern niemand essen darf, und auch seinen Begleitern davon gab? Und Jesus sagte zu ihnen: Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat.“ (Mk 2,23-27).
Immer, wenn ich diesen Evangeliumstext lese, kommt mir unweigerlich der Gedanke, dass der letzte Satz Jesu auch für die Liturgie gilt: Die Liturgie ist für den Menschen da. Sie hat eine zutiefst diakonische Funktion: Sie dient den Menschen und sie dient Gott. Sie dient Gott, weil er in der Liturgie den Menschen entgegenkommt, sie anspricht, berührt, sie mit seiner Gegenwart erfüllt, eine Gegenwart, die befreit, die aufrichtet, die erlöst. Und die Liturgie dient auch dem Menschen, weil der Mensch in der Liturgie Gott ein Stück näher kommen darf, auch wenn er das persönlich nicht immer so empfindet. Liturgie ist ein großes Geschenk Gottes an uns.
Was an der Liturgie abzulesen ist – dass sie eine dienende Funktion für die Menschen hat –, das gilt auch für die Kirche als Ganze. Die Kirche hat nur dann einen Sinn, wenn sie sich als Werkzeug Gottes im Dienst an den Menschen versteht. Das drückt die große Kirchenkonstitution „Lumen gentium“ des Zweiten Vatikanischen Konzils aus, wo es heißt: „Die Kirche ist in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit.“ (LG 1) Was das Konzil damit sagen will, ist, dass die Kirche ihren Sinn darin verstehen muss, Wege zu Gott und zueinander aufzuzeigen. Sie muss zusammenführen, nicht trennen. Sie muss verbinden und integrieren, nicht fernhalten. Sie ist in der Welt, um das Erlösungswerk Jesu Christi fortzusetzen. Und das tut sie im Auftrag Jesu. Das war sein Testament an die Apostel, an seine Jüngerinnen und Jünger, an die frühe Kirche. Ein Gebet aus dem 14. Jahrhundert bringt diese Dimension von Kirche auf den Punkt: „Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun. Er hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen. Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen, um Menschen von ihm zu erzählen. Er hat keine Hilfe, nur unsere Hilfe, um Menschen an seine Seite zu bringen.“ Diese Sätze gelten zutiefst für die Kirche. Natürlich: Christus kann auch, Er ist Gott (!), ohne uns wirken. Doch üblicher Weise - weil es seine Freude ist, "bei den Menschen zu sein" (vgl. Spr 8,31) - wirkt er mit und durch uns.
Wenn das Konzil die Kirche als „Sakrament“ bezeichnet hat, dann will es nicht die Selbstherrlichkeit der Kirche zum Ausdruck bringen, sondern ihren Charakter, Werkzeug zu sein für etwas, oder besser gesagt: für jemanden. Dies erfordert daher auch eine Selbst-Relativierung im wörtlichen Sinn, ein Sich-in-Bezug-Setzen. Ihr Bezugspunkt ist Jesus Christus selbst, ohne den sie nicht Werkzeug und auch nicht Heilsmittlerin sein könnte. Dieser Jesus ist es, von dem uns die Bibel so viel berichtet: der in der Begegnung mit Menschen befreiend wirkte, der gegen Intoleranz einschritt, der das Anderssein des Anderen achtete, der soziale Schranken hinterfragte, der Ausgestoßene in die Mitte holte, der durch sein heilend-befreiendes Handeln das Reich Gottes hier auf Erden vergegenwärtigte. Die Kirche ist nicht gleich das Reich Gottes hier auf Erden – dieses gibt es auch außerhalb unserer Kirchenmauern. Sie soll aber das fortführen, was Jesus hier auf Erden begonnen hat: aufzeigen, dass das Reich Gottes schon jetzt Wirklichkeit werden will.
All das, was ich jetzt allgemein über die Kirche gesagt habe, gilt im Speziellen auch für die Liturgie. Die Liturgie ist nicht das Reich Gottes, aber in der Liturgie wird das Reich Gottes gegenwärtig, weil wir es dort mit Gott selbst zu tun bekommen. Die Liturgie ist auch kein Selbstzweck. Sie ist bezogen auf Gott, der sie erst ermöglicht, der uns seine Gegenwart schenkt – seine Gegenwart, die wir eben nicht „herstellen“ können. Die Liturgie ist aber auch bezogen auf die Menschen, denen Gott sich zuwenden und ihnen Leben in Fülle schenken möchte. Noch einmal kurz gesagt: Die Liturgie ist für den Menschen da.
Das mag sich jetzt vielleicht großartig anhören: „Die Liturgie ist für den Menschen da, weil auch Kirche für die Menschen da ist!“ Aber was ist, wenn der Mensch nicht mehr für die Liturgie da ist, wenn Menschen die Liturgie nicht mehr in Anspruch nehmen? Oft höre ich bei Visitationen, Firmungen oder anderen Anlässen die Klage, dass die Kirchenbänke immer leerer werden, die Jugend sowieso fern bleibt und Liturgie von vielen als zu langweilig und langatmig erlebt wird. Eine Antwort darauf mag vielleicht darin liegen, dass Liturgie eben nur ein Standbein kirchlichen Wirkens ist. Damit möchte ich mich aber hier nicht zufriedengeben. Für wen ist die Liturgie also - noch - da?
Mein Vorgänger, Bischof Egon, ist zeit seines bischöflichen Wirkens nicht müde geworden, immer wieder auf das Prinzip Stellvertretung hinzuweisen. Auch wenn die Kirchenbänke leerer werden und die Menschen, vor allem die Kinder und Jugendlichen, der Liturgie fern bleiben, so dürfen wir durchaus darüber seufzen. Christus hat uns aber nicht volle Kirchen und tolle liturgische Feiern versprochen. Wenn Liturgie für den Menschen da ist, dann ist sie nicht nur für jene da, die physisch in der Kirche anwesend sind. Stellvertretung bedeutet zu hoffen, dass auch die anderen, die nicht zum Gottesdienst kommen, einen „Nutzen“ daraus haben werden. Die in der Kirche stehen stellvertretend für die Vielen vor Gott und beten für sie. Und das tun wir alle, wenn wir Gottesdienst feiern: Wir feiern nicht uns oder nur mit jenen, die da sind. Wir feiern mit- und füreinander. Das kommt besonders in den Fürbitten zum Ausdruck, wenn wir für die Weltkirche – für Papst und Bischof, für Lebende und Verstorbene und für alle Menschen beten, die noch unterwegs sind auf ihrem Lebensweg. Dieser Gedanke kommt in der Heiligen Messe besonders auch bei der Gabenbereitung zum Ausdruck, wenn Brot und Wein zum Altar gebracht werden. Es ist ein für mich tiefer Moment, wenn mit diesen Gaben alles auf den Altar gelegt wird, was wir auf dem Herzen haben. Mit dem Brot können wir alles Schwere zu Gott bringen, was und bedrückt, belastet oder schockiert. Mit dem Wein können wir alles Schöne zu Gott bringen, was uns Freude bereitet, was uns beglückt und erfüllt. Mit den Gaben können wir auch alle Fragen zu Gott bringen: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist der Sinn meines Lebens? Und was wird die Zukunft bringen? Diese Gaben von Brot und Wein stehen in jeder Messe stellvertretend für uns selbst und für alle Menschen – ob Christ oder nicht Christ – auf dem Altar im Vertrauen, dass mit ihnen auch unser Leben verwandelt wird. Gehen wir noch kurz einen Schritt weiter: als durch den Empfang der eucharistischen Gaben dann selbst verwandelte, gehen wir hinaus in unser Leben, bringen wir IHN, den Auferstandenen zur Welt. Letztlich: wenn dann der durch Eucharistie geheiligte Leib des Menschen in die Erde gesenkt wird, wird damit die Welt geheiligt. Ja: wenn wir Eucharistie feiern, geschieht Heiligung der ganzen Welt!
Man könnte jetzt versucht sein zu fragen, ob das gerecht ist. Ist es gerecht, dass auch die anderen einen Nutzen aus der Liturgie haben, obwohl sie nie oder nur selten in die Kirche kommen? Eine wirklich verführerische Frage. Ich glaube, dass wir als Kirche viel Geduld und Phantasie aufbringen müssen mit Menschen, die noch keinen Zugang zur Liturgie gefunden haben. Und wir brauchen ebenso die Demut für die Tatsache, dass nicht alle Menschen etwas von der Kirche und von der Liturgie haben wollen. Auch für sie dürfen und sollen wir beten, weil wir eine Menschheitsfamilie sind, geeint durch den gemeinsamen Schöpfer, den wir Vater nennen dürfen.
Neben jenen, die nichts von Kirche und Liturgie wissen wollen, gibt es auch jene, die Kirche nur punktuell nutzen. Die Sakramente wie Taufe oder Hochzeit, Sakramentalien wie das Begräbnis, die Osterspeisensegnung oder die Kinderkrippenfeier seien hier nur als Beispiele genannt. Manchmal war ich versucht, die vorwurfsvolle Frage zu stellen: Heute kommen sie, aber wo sind sie das ganze Jahr über? Wenn ich es ernst meine, dass Liturgie für die Menschen da ist – unabhängig, ob sie 52 Mal im Jahr zum Gottesdienst kommen oder nur zwei Mal –, dann ist Liturgie auch für diese Menschen da, die nur selten oder gar nicht dieses Angebot in Anspruch nehmen. Schreiben wir diese Menschen nicht einfach ab – als Menschen, die nicht oder nur selten in die Kirche gehen. Immer wieder bin ich überrascht darüber, wie viel Christliches diejenigen Menschen leben, die nicht so oft den Gottesdienst besuchen. auch wenn sie es nicht als Gottes- oder Nächstenliebe bezeichnen würden. Ja, es erfordert viel Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl von uns Liturginnen und Liturgen im Umgang mit den Menschen. Und es erfordert von uns auch viel Respekt vor den unterschiedlichen Lebenswelten und Lebensweisen. Denken wir bei der Planung des Jahres daran, dass die Kirche einen reichen Schatz an liturgischen Formen kennt – dazu gehört die Messe genauso wie die Wort-Gottes-Feier, dazu gehören die anderen Sakramente, die Sakramentalien, die Andachten, die Tagzeitenliturgie, die Segensfeiern und noch vieles mehr. Diesen Schatz dürfen wir in einem Kirchenjahr ruhig ausschöpfen. Und dazu möchte ich Sie ermutigen - um der Menschen willen.
Warum sage ich Ihnen das alles? Weil Liturgie nicht allein in der Verantwortung der Priester oder der Hauptamtlichen liegt. Die ganze Gemeinde ist aufgrund von Taufe und Firmung Trägerin der Liturgie. Diese Mitverantwortung der ganzen Gemeinde zeigt sich auch in der gemeinschaftlichen Feier: Alle sind zu einer „vollen, bewussten und tätigen Teilnahme“ (SC 14) an der Liturgie berufen. Diese Teilnahme kann sich unterschiedlich zeigen. Sie zeigt sich im allgemeinen Mitfeiern, also im Mitbeten und Mitsingen. Sie zeigt sich genauso auch in der Ausübung verschiedener liturgischer Dienste. Sie zeigt sich im Planen, Vorbereiten und Gestalten der gottesdienstlichen Feiern. Und sie zeigt sich auch bei jenen Menschen, die in die Kirche kommen, die scheinbar „nur passiv“ am Gottesdienst teilnehmen wollen, die nicht lautstark mitbeten und mitsingen, die nur in den letzten Bankreihen sitzen und sich berieseln lassen möchten von dem, was da vorne geschieht. Auch sie nehmen am Gottesdienst teil in einer Weise, die ihnen entspricht und guttut. Davon dürfen wir überzeugt sein.
Liebe Mitarbeitende in der Liturgie!
Kirche ist größer als der Horizont, unter dem ich sie früher – in meinen Kindheits- und Jugendtagen – kennengelernt habe. Das Leben aus dem Glauben an Gott artikuliert sich unterschiedlich: in Pfarren, in Gemeinschaften, an öffentlichen Plätzen; zu Hause genauso wie an Arbeitsstätten; im Karmel genauso wie in der Liebe einer Krankenschwester; bei der Dreikönigsaktion genauso wie im Marienstüberl; bei bischöflichen Liturgien genauso wie bei einfachen Andachten, die von Laien getragen werden. Das macht Kirche bunt und lebendig. Und für jedes Engagement in den unterschiedlichen Bereichen von Kirche bin ich dankbar.
Am Ende meiner Ausführungen möchte ich Ihnen noch ein Wort mit auf den Weg geben, das auch mir Klarheit in meinem Dienst als Liturge gibt. Liturgin bzw. Liturge zu sein bedeutet für mich Hebamme zu sein, Geburtshelfer für diesen Moment der Begegnung zwischen Christus und den Menschen. Das ist ein Dienst, keine Auszeichnung, und es ist ein sehr schöner und wertvoller Dienst, den Sie tun.
Seien Sie daher Dienerinnen und Diener des Gebets. Gebet heißt nicht automatisch Reden. Es meint sich zuerst einmal bewusst zu machen, dass wir in der Gegenwart Gottes stehen, dass er da ist. Deshalb können wir ihm dann auch danken, klagen, bitten und preisen.
Seien Sie Dienerinnen und Diener des Wortes Gottes. Das Wort Gottes zu verkünden und es den Menschen nahezubringen, ist unsere erste Aufgabe, auch im Alltag – ob Sie jetzt einer Liturgie vorstehen oder nicht. Es heißt, sich selbst mit dem Wort Gottes auseinanderzusetzen, sich damit zu beschäftigen und sich die Frage zu stellen: Was will mir Gott in seinem Wort sagen?
Seien Sie Dienerinnen und Diener des Gesangs, auch wenn das Singen nicht zu Ihren Stärken gehört. Dem heiligen Augustinus wird das Wort zugeschrieben: „Wer singt, betet doppelt“. Lieder können Wirklichkeiten verdichten und religiöse Gefühle zum Ausdruck bringen. Dazu braucht es nicht immer einen Text. Auch die Musik kann das.
Seien Sie auch Dienerinnen und Diener der Stille. Jede Feier braucht die Stille, Momente des Zur-Ruhe-Kommens, des Verweilens: bei einem Text, bei einem Bild, bei einer Emotion, bei einem Ritus. Die Stille ist jener Moment, wo sich in mir selbst vieles ereignen kann, vieles wandeln kann, ohne das Zutun der Liturgen.
Seien Sie Dienerinnen und Diener der Liturgie und somit Diener Gottes und der Menschen, ob als Bischof oder Priester, als Kommunionhelfer oder Lektor, als Kantor oder als Mesner oder in einer anderen Funktion.
Für Ihren Dienst in der Liturgie danke ich Ihnen sehr. Herzlich wünsche ich Ihnen, dass dieser Tag in Vorau eine Bereicherung für Sie und Ihren Dienst wird und dass Sie auch weiterhin zum Segen werden können für viele.