Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. Moderne Menschen wollen Freiheit leben und wehren sich - berechtigter Weise - gegen Fremdbestimmung. Heute aber werden wir im Evangelium aufgefordert, Gott die entsprechende Ehre zu erweisen, IHN einzulassen in unser Leben. Im Tagesgebet haben wir sogar gebetet: "Mach unseren Willen bereit, deinen Weisungen zu folgen". Ist dies nicht das Gegenteil vom nach Selbstbestimmung gierenden Menschen des 21. Jahrhunderts?
2. Orgeln und ihre Pfeifen, Orgeln und ihre Register scheinen mir ein Bild zu sein für die Antwort auf diese Frage. In mehrerlei Hinsicht. Bevor ich aber darauf in dieser festlichen Feier ein wenig eingehe, sei allen Beteiligten ein herzliches "Vergelt's Gott!" gesagt dafür, dass Sie sich in dieser Wallfahrtskirche zusammengefunden haben, um die einige Jahrhunderte alte Orgel dieser ehrwürdigen Stätte der Anbetung und des Lobes Gottes und der Verehrung Mariens zu restaurieren - und damit nicht nur der Nachwelt zu erhalten, sondern auch deutlich zu machen, dass sich erst mit dem Lob Gottes unser Menschsein in seinem Streben nach Angenommensein und Eigenwert erfüllt.
3. Jede Pfeife dieser mit Einfühlungsvermögen restaurierten Orgel hat einen besonderen Klang und gibt nicht nur einen bestimmten Ton von sich. So wertvoll in diesem Sinn die einzelnen Pfeifen auch sein mögen: einzeln ergeben sie keineswegs das, was eine "Königin der Instrumente" ausmacht. Erst wenn ihre Eigenart durch geschicktes Schlagen der Tasten oder Treten der Pedale, die rechte Abstimmung der Register, den richtigen Wind und vieles andere mehr miteinander ertönen, entfaltet dieses Instrument jene Klarheit und Bedeutung, die ihm für den Gebrauch in einer Kirche zukommt - so habe ich es im Internet gelesen. - So wertvoll – und um dieses Bild vor Augen erstehen zu lassen – demnach auch jeder und jede von uns persönlich ist: weil wir nicht aus uns selbst leben können, sondern - sind wir uns selbst gegenüber ehrlich - aufeinander verwiesen sind und uns in den Händen des liebenden Gottes geborgen wissen dürfen, können wir unser Klangbild erst voll zur Entfaltung bringen. [Ich bitte an dieser Stelle auch so manche Organisten um Verzeihung, sollte mein Verständnis einer Orgel in diesem Bild falsch zum Ausdruck kommen.] So sehr also die persönliche Freiheit und der Selbststand auch wichtig sein mögen: erst im Zu- und Miteinander, das auf den Einen ausgerichtet ist, dem wir alles, und damit auch unser persönliches Dasein, verdanken, wird unser Leben hier auf Erden zu einem "klangvollen Ereignis", kann sich unsere Persönlichkeit wirklich entfalten. Wenn ich nur aus mir allein zu tönen versuche, klingt es eher billig, wenn nicht gar schäbig. - Wohin es führt, wenn Menschen nur mehr an sich denken und sich zum Maß aller Dinge erheben, erleben wir ohnedies immer wieder und bekommen dies dann auch noch täglich in so manchen Nachrichtenmeldungen präsentiert oder erfahren dies vielleicht auch in unserem eigenen Lebensumfeld. Dass überdies in der heutigen Zeit auch immer wieder Stimmen laut werden, die meinen, dass der Mensch aus sich heraus - ohne gelebte Transzendenz - das Eigentliche seines Wesens ausdrückt, vervollständigt ein für mich verzerrtes Bild der Freiheit des Menschen, die bekanntlich dort ihre Grenzen hat, wo die Freiheit meines Nächsten beginnt.
4. Lassen Sie mich noch einen zweiten Gedanken kurz hinzulegen: Erst dann, wenn ich bereit bin, mich von IHM spielen zu lassen und dies für uns als Menschen, als Jüngerinnen und Jünger Jesu Christi in seiner Nachfolge klar ist und dem entsprechend gelebt wird, werden wir als Kirche miteinander jenes Zeugnis in der Welt ablegen, nach dem sie sich sehnt. Gerade dies scheint mir kurz vor Beginn der Feiern rund um den 800. Geburtstag unserer Diözese und all den Überlegungen, die wir derzeit aufwenden, um unser Leben mitten in diesem Land zu verheutigen und als Kirche von Graz-Seckau "zukunftsfit" zu werden, notwendig betont zu werden. Nicht das bloße Dasein und Existieren Getaufter in einer Gesellschaft verleiht dieser einen besonderen Wert, nicht das in den letzten Wochen vielfach in Erinnerung gerufene von bestimmten Werten getragene und damit "christlich" zu nennende Abendland, sondern eine wirklich und bis in die letzten Fasern meiner Existenz ernstgenommene Beziehung zwischen dem lebendigen Gott und mir, die wie der Wind einer Orgel im Heiligen Geist mich zum Ertönen bringt und miteinander zu einem Klangbild formt, das die Welt erhellt. Werden wir daher nicht müde, nach Möglichkeiten zu suchen, in der Begegnung mit dem lebendigen Wort Gottes, in der Feier der Sakramente, im wirklichen menschlichen Miteinander, das in jedem - ob bekannt oder fremd - einen Bruder, eine Schwester wahrnimmt, weil wir Menschen Kinder eines Vaters sind. - Möge für ein solches Leben, das uns in Hinkunft immer deutlicher zur Herausforderung wird, diese Orgel, mögen hierfür unsere Kirchen Einladung sein und bleiben!
Die Lesungen vom 29. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A:
1. Lesung: Jesaja 45,1.4–6
2. Lesung: 1. Thessalonicherbrief 1,1–5b
Evangelium: Matthäus 22,15–21