Predigt während der Beauftragung zum Lektorat

Am Vorabend zum 6. Sonntag der Osterzeit beauftragte ich einige Männer, die sich auf den Diakonat vorbereiten als Lektoren der Kirche beauftragen. Folgende Predigt hatte ich vorbereitet:

1. Einen Aspekt möchte ich aus der 1. Lesung des heutigen Tages herausgreifen: Petrus hat gleichsam alle Hände voll zu tun, um der Verehrung zu entgehen, die ihm durch sein Auftreten und das, was er getan hat, zuteil worden ist. Nicht um ihn gehe es, sondern um die Ehre Gottes.

2. Wieso ich diesen Aspekt heute und hier herausstreiche? Nun: Sie werden in dieser Feier zu Lektoren beauftragt - und damit zu einem amtlichen Dienst in der Kirche. Sie werden sich, verzeihen Sie diesen Ausdruck, ein Stück weit sich selbst genommen. Denn: sie werden in Dienst genommen. Damit sie den Menschen durch die Verkündigung des Wortes dienen. Eben nicht durch ihre Gedanken dienen sie, sondern durch die Verkündigung der Frohen Botschaft. Durch diese Beauftragung und die Weihe danach wird deutlich: "Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir!"

3. Sich selbst genommen zu werden bedeutet im Kontext unseres Glaubens aber nicht, dass die eigene Identität nichts zählt. Vielmehr zieht der Mensch in der Taufe Christus an und wird inmitten dieser (!) Welt zum angreifbaren Herr und Meister der Geschichte, von dem wir wissen, dass er nicht den Untergang, sondern die Fülle des Lebens denen verheißen hat, die ihm folgen. In IHM also wird das Menschsein nicht ausradiert, sondern erfahrbar als Sein in Gott, erfahrbar als eines, das wirklich den Namen "Kind Gottes" zu sein verdient.

4. Uns, die wir dem entsprechend zu leben berufen sind und darum wissen, bleibt daher nur eines - und darum bitte ich Sie inständig: "Werden Sie nicht müde, sich täglich enger mit Christus zu verbinden", damit das, was Sie verkünden, Ihr Leben auszeichnet und mitten in dieser vielfach geschundenen und zerrissenen Welt Christus erfahrbar wird durch lebendige Menschen, durch Sie, durch einen jeden von Ihnen ganz persönlich.

5. Ein letztes Wort noch, das ich hier anschließen möchte zum Thema "Verkündigung des Wortes", das letztlich bekanntlich der Mensch gewordene Sohn Gottes ist. Franz von Assisi wird es zugeschrieben, dass er seinen Brüdern mitgegeben hat, mit ihrem Dasein den Lebendigen der Welt anzusagen, den also deutlich zu machen, der als der Auferstandene bis zum Ende der Welt bei uns zu sein versprochen hat - und wenn es nötig ist, auch mit dem Mund.

Die biblischen Lesungen des 6. Sontnags der Osterzeit:
Lesung: Apg 10,25–26.34–35.44–48;
Evangelium: Joh 15,9–17

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