Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
Es gibt viele Möglichkeiten, sich in der Kirche zu engagieren! Mehr Infos
Schulen, Kindergärten, Bildungshäuser und vieles mehr: Kirche ist ein wesentlicher Bildungsanbieter. mehr Infos
Sehr verehrte, geschätzte Medienschaffende und Medienunternehmer!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich freue mich, dass Sie der Einladung zum diesjährigen Medienempfang, der ganz im Zeichen unseres Diözesanjubiläums steht, so zahlreich – auch aus Wien – gefolgt sind.
WAS WÜRDEST DU MORGEN ZURÜCKLASSEN?, lautet die erste Frage.
Diese intellektuell reizende Frage hat zwei Blickrichtungen:
Mir, und wahrscheinlich auch Ihnen, fällt es leichter, auf die zweite Blickrichtung zuerst zu antworten: Zeitdruck, Kostendruck, Innovationsdruck und einiges mehr. Das sind aber Mittel, die nicht mit dem Ziel, „Bleibendes zu stiften“ verwechselt werden dürfen.
Unser Zukunftsbild der Diözese, das wir am Beginn des neuen Kirchenjahres im Dezember vergangen Jahres an der „Wiege der Diözese“, in Seckau, veröffentlicht haben, stellt uns bestimmte Ziele vor Augen. Wie diese erreicht werden können –darum werden wir noch trefflich intern „streiten“. Doch dürfen wir nicht Gefahr laufen, die Mittel zu Zielen zu erklären. Innovation der Innovation willen läuft Gefahr, unser Erbe zu verkennen. Zeitdruck als Teil eines uns als modern erscheinenden Lebensstils macht taub für unsere Mitwelt. Und verstehen Sie mich bitte nicht falsch – eine rein auf Zahlen, Clicks und Big Data aufbauende Realität missachtet unsere conditio humana. Die Fixierung einer solchen Realitätssicht – mögen die Datenanalysten noch so Recht haben – bringt uns um einen Teil der Möglichkeit, menschlich sinnhafte Zukunft in Freiheit zu gestalten. Ziele und Mittel sind stets abzuwägen. Letztlich geht es dabei um Konsequenz – konsequent für Freiheit einzustehen, respekt- und würdevoll mit unserer Mitwelt und dem Erbe unserer Geschichte umzugehen.
Im jüngsten Schreiben von Papst Franziskus über die Heiligkeit „Gaudete et exsultate“ sagt er u. a. zur Konsequenz: „Der Herr fordert alles; was Er dafür anbietet, ist wahres Leben, das Glück, für das wir geschaffen wurden. Er will, dass wir heilig sind, und erwartet mehr von uns, als dass wir uns mit einer mittelmäßigen, verwässerten, flüchtigen Existenz zufriedengeben“ (Nr. 1).
Zur nächsten Frage: WO BRAUCHEN WIR GRENZEN?
Klar spielt diese Frage auf das Jahr 2015 an. Wir erinnern uns alle nur all zu gut daran. Bilder davon haben sich in uns eingegraben – mit all ihrer Ambivalenz, mit ihrerr Tragik, aber auch mit dem großen Aufleuchten an Solidarität und der erst danach gestellten Frage, wie wir als Gesellschaft mit wachsender Zuwanderung umgehen wollen. Doch die Frage „Wo brauchen wir Grenzen“ wäre oberflächlich behandelt, wäre sie auf ein rein historisches Maß heruntergebrochen. Die Frage zielt auf zwei Tugenden: Einerseits auf Mut, Grenzen des Bekannten und Gewohnten zu überwinden; andererseits auf die Tugend des notwendigen Respekts vor Grenzen. Eine Grenze kann es nur geben, wenn ich um mich selbst weiß, aber mir gleichzeitig auch dessen bewusst bin, dass es etwas gibt, das über meinen Horizont hinausgeht. Ich denke, die katholische Kirche in der Steiermark ist in diesem Kontext eine mutige. Dies dokumentiert u. a. auch der reiche Schatz an künstlerischer Auseinandersetzung mit unserer Geschichte in den großen fünf Ausstellungen anlässlich unseres Jubiläums. Mutig zu sein allein reicht aber nicht aus; Grenzen von Zuständigkeiten und Möglichkeiten sind dabei ebenfalls zu respektieren. Des Weiteren erlebe ich immer wieder befruchtende Gespräche mit JournalistInnen über Mut und Grenzen der Kirche. Bitte bleiben wir darüber im Gespräch.
Frage drei: WOLLEN WIR NOCH SELBST DENKEN?
Hinter mir sehen Sie ein Bild von Muntean/Rosenblum, ein Auftragswerk, das eigens für diesen Raum anlässlich des Jubiläums geschaffen wurde. Es leuchtet eigentümlich blau. – Blaulicht vom Handydisplay erhellt das Gesicht, blaues Straßenlicht und Werbetafeln beleuchten die Jugendlichen in dieser Straßenunterführung. Damit zitieren die Künstler barocke Malerei, die das Licht auf Gesicht und Körper fallen lässt, ganz so wie das dahinter liegende Bild, das die wundersame Brotvermehrung am See Genesaret zeigt. Gleichsam bildlich ist die „dahinter liegende Frage“ damit schon gestellt: Was verstehen wir eigentlich unter „Brotvermehrung“? Ist es die beliebige virtuelle Vervielfachung unserer selbst? Zieht es uns in seinen Bann? Nährt es unseren Geist? Gerne folgen wir dem Blaulicht der Handydisplays und ihrer Angebote. Das heißt nicht, dass wir unser Denken aufgeben, doch unsere Aufmerksamkeit wird fremdbestimmt. – Das barocke Licht hingegen zieht unseren Blick hinauf. Der Glaube öffnet uns eine Dimension, die über diese virtuelle, unendlich horizontale und ewig gegenwärtige Welt hinausweist. Glaube so verstanden kann zum „Schuhlöffel“ für freies Denken werden.
Schließlich komme ich zur Generalfrage: GLAUBEN WIR AN UNSERE ZUKUNFT?
Bei dieser Frage kann man über Zukunft, über Glauben oder über beide Begriffe nachdenken. Doch ich möchte diese Hauptfrage des Diözesanjubiläums an den beiden Worten: „wir“ und „unsere“ aufhängen. Wir, die katholische Kirche in der Steiermark, sind derzeit intensiv damit beschäftigt zu klären, wie WIR die nahe Zukunft in der Diözese gestalten werden. Erste Realisierungen werde ich im September auf der Pfarrerwoche bekannt geben. Aber wir wollen dieses WIR weiter denken. Schließlich sind wir zu ALLEN Menschen in der Steiermark gesendet, um, wie der Apostel Paulus sagt: „das Evangelium von der Gnade Gottes [allen] zu bezeugen“ (Apg 20,24). Das wird seinen Widerhall auch in der „Botschaft für die Steiermark“ beim so genannten Jubiläumswochenende am 23./24. Juni finden. – Ich lade Sie an dieser Stelle noch einmal sehr herzlich zu diesem Höhepunkt der Feierlichkeiten ein, und ganz besonders zur festlichen Messfeier am Sonntag am Platz der Versöhnung im Stadtpark.
Das WIR beziehe ich in diesem Rahmen aber auch auf das Verhältnis zwischen Diözese und Medien. Ich danke allen unter ehrlicher Wertschätzung einer kritischen Distanz für das respektvolle Miteinander. Ich begreife unseren Dialog als wichtigen Baustein für eine Kultur des offenen Wortes und der freien Gedanken. So leisten wir, auch aus unterschiedlichen Motivationen heraus, einen gemeinsamen Beitrag zur Verständigung der Menschen in unserem Land.
Ich danke Ihnen daher für Ihre Gemeinschaft im kritischen und offenen Wort, den Weg der Katholischen Kirche in der Steiermark zu begleiten und ersuche Sie, das auch in Zukunft zu tun. Denn auch Ihr Dienst sät Zukunft – so das Motto des Diözesanjubiläums.
Danke!