Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. Oft - egal in welcher Gemeinschaft man ist - wird zunächst und zuallererst daran gedacht, wer in einer Gruppe "oben" und daher auch wer "unten" ist. Redet man von Kirche sind oft zunächst die Gedanken bei den Amtsträgern in ihr - und es ist schwer, deutlich zu machen, dass das Volk Gottes eben von allen gebildet wird und diese gemeinsam unterwegs sind. denn aufgrund von Taufe und Firmung ist allen eine Würde geschenkt, die allen gleich ist und nicht genommen werden kann, auch wenn der eine oder andere Dienst in der Gemeinschaft der Kirche ausgeübt wird. Auch im allgemein gesellschaftlichen Bereich sind ähnliche Entwicklungen wahrzunehmen - ich denke da etwa an die immer mehr zunehmenden Personalisierungen: der Bürgermeister wird mit der Gemeinde identifiziert, der Landeshauptmann ist das Land und viel zu wenig kommt m.E. das zu tragen, was schon J.F. Kennedy vor mehr als 50 Jahren vor Augen gehabt hat, wenn er meinte: "Frag nicht, was Amerika für dich tun kann, frag vielmehr, was du für Amerika tun kannst." - Solche und ähnliche Fragestellungen mögen wohl auch heute scheinbar bestätigt werden, wenn in der 2. Lesung des heutigen festlich gefeierten Sonntags von "Über-" und "Unterordnung" die Rede war und dies auch noch im Zusammenhang mit den gerade in unseren Breiten derzeit massiv diskutierten Geschlechterrollen, Fragen rund um Autorität und den Missbrauch derselben oder auch gelebten sexuellen Mussbrauch.
2. Ich behaupte, dass die Weihe der Orgel, zu der wir uns eingefunden haben, uns helfen kann, hier anders und dem Ganzen der biblischen Botschaft entsprechend zu denken. Hier gibt es hunderte Pfeifen in 21 Register, unterschiedlich sind sie gearbeitet. Auch wenn jede einzelne Pfeife in der Orgel ein Kunst des Handwerks ist und daher äußerst wichtig, so ist sie dennoch als einzelne nicht entsprechend gewürdigt: erst in der Orgel kann sie sich "entfalten". Ja nicht einmal so sehr die Kunst dessen, der die Tasten der instandgesetzten Orgel schlägt, ist das allein Ausschlaggebende: Es geht ums Ganze. Das Zu-, In- und Miteinander der Pfeifen und Register - und damit auch das aufeinander abgestimmt Sein ist weit wichtiger: das Ganze eben, nicht nur etwas Einzelnes. Und nur dieses macht die Orgel zur "Königin der Instrumente", die praktisch alle Stimmungen menschlichen Daseins wiedergeben kann. Sie gibt damit auch einer Gemeinschaft einfach durch Luft die jeweils entsprechende Klangfarbe. Genau dieses Miteinander muss wie bei Ihrer Orgel immer wieder einem neuen Zueinander Platz machen - erneuert und instandgesetzt wurde sie bekanntlich unter anderem auch mit Teilen einer Mauracher-Orgel in Kapfenberg. An dieser Stelle sei aufrichtig all jenen gedankt, die schon seit Jahren daran "gewerkelt haben", dass dieses Sinnbild für Kirche und ihr Leben in dieser Pfarre und damit auch in dieser Pfarre und darüber hinaus im Seelsorgeraum im 800. Geburtsjahr unserer Diözese, neu erklingen kann.
3. Je nachdem, wie ich es dann anschaue und gestrickt bin, könnte ich - um beim Vergleich zu bleiben - dieselbe Wirklichkeit dann auch mit den eingangs beschriebenen Vokabeln benennen. Paulus geht es eindeutig um das Ganze von Kirche, wenn er von ihr redet als dem "Leib Christi" mit den unterschiedlichsten Personen und deren Aufgaben. Denn: das Leben des Leibes ist davon bestimmt, dass der eine für den Anderen da ist. Demnach gilt: Liebe ist das was uns bestimmt, Liebe - und damit Hingabe, nicht Selbstbehauptung und damit das übliche Denken in "oben" und "unten". Solches Denken, das weit verbreitet ist, führt - so unser Papst erst jüngst vor Zehntausenden Jugendlichen auf dem Zirkus Maximus in Rom - zu einer Kirche, die nur auf sich selbst bedacht ist, zu Menschen in ihr, die sich nicht gesendet wissen und fühlen, sondern lediglich danach trachten, sich selbst zu erhalten. Noch einmal eine Rückblende zum Bild: was nützte diese neue Orgel, wenn sie nicht gespielt und wenn sie nicht gehört werden würde?
4. Daher: nicht "meine Pfarre" ist mein einziges "Daheim". Daher nicht: "so wie ich versuche in der Nachfolge Jesu Christi zu leben so sollten am besten alle ihr Leben gestalten". Nein: nur indem wir uns - alle, jede und jeder (!) - füreinander verschenken, uns jeweils dem anderen - und hier gebrauche ich bewusst wieder die eingangs beschriebenen Begriffe - unterordnen, weil wir ihn lieben (!) und daher ihn, sie, die Gemeinschaft, die Nachbarpfarre, den Menschen neben mir - woher er auch immer kommt und welchem Glauben er auch immer angehört etc. etc. im Blick haben und dessen Wohlergehen und nicht nur auf uns narzisstisch fixiert sind. nur dann werden wir leben und auch Leben schenken. - Im übrigen kann diese Art von sich selbst zu sprechen und zu denken als Christ durchaus auf alle anderen Lebensbereiche angewendet werden, da wir ja als Menschen, als Mann und Frau bekanntlich auch aufeinander verwiesen sind, um Leben weiterzugeben.
5. Wenn wir so Kirche zu denken und zu leben beginnen, dann sind eben die Armen in den Blick zu nehmen, dann kann ich nicht sagen: zunächst kommen wir und das was wir sind, "schmeiß ich dir an den Kopf", dann heißt es eben: Ich gehe als Christ in der Nachfolge unseres Herrn mit dir, dem konkreten Menschen neben mir einen Weg. Und deswegen liebe ich dich wie mich selbst. Ein solcher Lebensstil hat dann zur Folge, dass ich eben auch die Pfarre meines Nächsten wie meine eigene liebe usw. usf. - Nur: ein solches lebendiges Miteinander lässt uns als Kirche ein wirklich schönes und gutes Zeugnis in der Welt abgeben. Und dies zu tun haben wir uns ja im Zukunftsbild als die Herausforderungen für die nächsten Jahrzehnte auf-gegeben. Klar ist - und dies wird ja in den beiden anderen Lesungen des heutigen Sonntags deutlich: weil wir uns immer wieder neu unter den begeben, der die Liebe ist und sich daher selbst auch geringachtet, können wir in unserer Welt dieses Zeugnis leben. Diese Bekehrung, diese Hinkehr tut einer Gesellschaft und Kirche not, weil sie den Menschen nottut.
Die Lesungen des 21. Sonntags im Jahreskereis - Lesejahr B:
1. Lesung: Jes 35,4–7a;
2. Lesung: Jak 2,1–5;
Evangelium: Mk 7,31–37