Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Es gibt viele Möglichkeiten, sich in der Kirche zu engagieren! Mehr Infos
Schulen, Kindergärten, Bildungshäuser und vieles mehr: Kirche ist ein wesentlicher Bildungsanbieter. mehr Infos
Vor einigen Wochen bin ich mit innerer Ergriffenheit vor dem Sarg des heiligen Papstes Coelestin V. gestanden, der seit einigen Monaten nach dem Wiederaufbau der Klosterkirche von Collemaggio wieder dort aufgestellt ist. Der Heilige trägt jenes Pallium, das Papst Benedikt XVI. an seiner unversehrt gebliebenen Grabstätte in L'Aquila hinterlassen hat. Diese hat er einige Wochen nach dem verheerenden Erdbeben 2009 besucht. - In einer herausfordernden Situation für die Kirche ist Papst Coelestin V. nach mehr als 2 Jahren Sedisvakanz auf einem Esel zu seiner Krönung in dieses Kloster eingeritten. – Die Frage nach authentisch gelebtem Christsein hatte ihn, den Einsiedler benediktinischer Ordnung, zuinnerst angetrieben. Da ihm dies im Petrusdienst nicht ermöglicht wurde, hat er ein knappes halbes Jahr nach seinem Amtsantritt, ohne Rom gesehen zu haben, seinen Dienst zurückgelegt.
Wenn Papst Franziskus von der Gefahr einer auf sich selbst fixierten, "selbstreferentiellen" Kirche spricht, dann spricht er damit Ähnliches an: Wir sind in diese unsere Welt gesendet, um für Christus einzutreten. Nicht uns selbst gilt es im Blick zu haben, sondern wie ER, haben wir den Auftrag, uns den Menschen mit ihren Freuden und Hoffnungen, mit ihrer Trauer und ihren Ängsten, vor allem den Armen und Bedrängten jedweder Art, zuzuwenden. - Könnte diese historische Geste Benedikts nicht auch dahingehend gedeutet werden, dass authentisch gelebte Nachfolge wichtiger ist als ein Amt, das "marianische Prinzip" wichtiger als das "petrinische"?[1] Bedeutet das nicht für jene, die ein Amt, einen Dienst in der Kirche ausüben, dies zu bedenken und dementsprechend zu leben? Diese wesentliche Bestimmung ist für jene, die in der Kirche seelsorglich wirken in Wahrheit die Herausforderung – und damit jene Herausforderung durch das erste Wort unseres Herrn: "Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!"[2] Dieses Wort ist auch uns immer wieder neu in Erinnerung zu rufen! Das Evangelium ist die Richtung, die unseren Weg vorgibt.
Perspektivenwechsel hat mit Umkehr, ja, mit Bekehrung zu tun; und Bekehrung ermöglicht neue Schubkraft an Sendung und Sendungsbewusstsein. Ich möchte daher an dieser Stelle innehalten und meinen Dank all jenen aussprechen, die seit geraumer Zeit auf dem "Weg 2018" vorausgegangen sind und uns "Geschmack" gemacht haben, mitzugehen. "Vergelt's Gott!" auch all jenen, die vor Ort für die Bühnen, die Ausstellungen, die Tage in Graz, das Gipfelkreuz, die "Schöpfung in der Schöpfung", die Diözesanwallfahrt und die abschließende Dankeswallfahrt vor einigen Tagen nach Mariazell verantwortlich waren. Ich glaube, dass wir mit diesen verschiedenen Veranstaltungen die katholische Kirche in der Steiermark in ihrer Breite und Dynamik gut präsentiert haben: wir sind Menschen, die die Freude des Glaubens leben, die aus dieser Überzeugung heraus Gesellschaft mitgestalten und die Seelsorge neu gestalten. Immer und immer wieder habe ich in den Wochen gehört, wie positiv das Hinausgehen in die Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Wie erfreulich, dass unsere Botschaft im Heute gehört werden will! Ja: wir haben die Botschaft für das Leben, die sich nicht nur auf die Kirche beschränkt. Aber es braucht auch den Mut, sich hinauszuwagen, denn, von Außen schaut das, was wir "Mitte" nennen, anders aus[3]. Daher, kehren wir uns IHM zu, der uns in der Welt entgegenkommt. Damit ändern wir auch die Perspektive unseres eigenen Denkens, wie Kirche sich im Heute vollzieht.
Ich meine, dass wir in diesen Wochen des Feierns dies auch gemerkt haben: Das, was uns zuinnerst ausmacht, nämlich Glaubende zu sein, bringt uns weiter. In einer der 2. Lesungen der Lesehore am Fest der hl. Sr. Theresa Benedicta Edith Stein wurde mir dies aufs Neue in Erinnerung gerufen – und dazu braucht es von mir und wohl jedem hier eine täglich neue Hinkehr: "Gotteskind sein heißt: an Gottes Hand gehen, Gottes Willen, nicht den eigenen tun, alle Sorge und alle Hoffnung in Gottes Hand legen, nicht sich mehr um sich und seine Zukunft sorgen. Darauf beruht die Freiheit und Fröhlichkeit des Gotteskindes. Wie wenige auch von den wahrhaft Frommen, selbst heroisch Opferwilligen, besitzen sie! Sie gehen immer niedergebeugt unter der schweren Last ihrer Sorgen und Pflichten. Alle kennen das Gleichnis von den Vögeln unter dem Himmel und den Lilien auf dem Felde. Aber wenn sie einem Menschen begegnen, der kein Vermögen, keine Pension und keine Versicherung hat, und doch unbekümmert in seine Zukunft lebt, dann schütteln sie den Kopf, wie über etwas Ungewöhnliches. Freilich, wer vom Vater im Himmel erwartet, dass er ihm jederzeit für das Einkommen und die Lebensverhältnisse sorgen werde, die er für wünschenswert hält, der könnte sich schwer verrechnet haben. Nur dann wird das Gottesvertrauen standhalten, wenn es die Bereitschaft einschließt, alles und jedes aus der Hand des Vaters entgegenzunehmen. Er allein weiß ja, was uns guttut. [...] Das 'Dein Wille geschehe!' in seinem vollen Ausmaß muss die Richtschnur des Christenlebens sein. Es muss den Tageslauf vom Morgen bis zum Abend, den Gang des Jahres und das ganze Leben regeln."[4] – Wie recht sie doch hat. Und: wie notwendig, so kam mir in der Betrachtung dieses Textes, dass ich mich zu einem solchen Gottesglauben je neu durchzuringen habe.
Wenn ich zu meinem Amtsantritt und im Jahr danach auf der Pfarrerwoche einen Erneuerungsprozess angestoßen habe, der sich die Jahre herauf abgezeichnet hat, dann hat dieser darin seinen Grund: Es braucht eine innere Umkehr hin auf ein Leben aus dem Geist des Evangeliums. Es braucht den Glauben – bei einem jeden von uns – dass ER der Herr der Geschichte ist. Und wir tun gut daran, Seinen Willen zu erfüllen, weil darin unser Dasein und damit das Leben unserer Kirche zur Vollendung gelangt. Es geht nicht um die Verbesserung unserer Strukturen, damit alles beim Alten bleibt. Es geht auch nicht darum, Kirche in ihren Lebensäußerungen attraktiver und schicker zu machen, und dennoch hinter der Fassade alles gleich zu belassen. Es geht darum, dass wir uns selbst bekehren – mit einer segensreichen Geschichte –demütig nach dem fragen: "Herr, was willst du, dass ich – jetzt – tue?" Diese einfache Frage ist immer wieder zu stellen und braucht daher auch einfache und flexible Instrumente, die sich leicht den sich immer wieder ändernden Bedingungen anpassen, damit das Wesentliche dessen, was den Schatz unseres Glaubens ausmacht, zum Leuchten gebracht wird – heute vielleicht anders als gestern.
Die angestoßenen Projekte und Prozesse, um die Wege zu bereiten, die es zu gehen gilt, haben uns ebenfalls im vergangenen Jahr vielerorts und vielfach beschäftigt und gefordert, teilweise auch überfordert. Jedenfalls wurde immer deutlicher: "Ja, wir haben alles in den Blick zu nehmen und nicht nur an einem Rädchen zu drehen. Das ermutigende Wort "Gott kommt im Heute entgegen" als Titel des "Zukunftsbildes der Katholischen Kirche Steiermark" bestärkt uns dazu. Vor einem Jahr haben wir dieses Dokument in einem breiten Prozess zu erarbeiten begonnen. Es war keine einfache Aufgabe, aber es ist ein "Bild" davon entstanden, wie wir in Zukunft Kirche gestalten wollen: "Zukunft säen" heißt ernst machen mit dieser inneren Bekehrung, dem Evangelium zu folgen wie auch das "Zukunftsbild" umzusetzen und mit Leben zu erfüllen. Die einzelnen Aspekte dieses "Kompasses" für die Seelsorge der kommenden Jahre, wie er schon vor ein paar Jahren (damals als "Diözesane Ausrichtung" auf dem Weg 2018) angekündigt wurde, sind in den verschiedensten Erfahrungsräumen unserer Kirche zu vertiefen. Die "Botschaft für die Steiermark", die wir am Geburtstag unserer Diözese verkündet haben, umschreibt dasselbe mit anderen Worten. Ich möchte hier im Besonderen auf die Einleitung und die ersten drei Konzentrationen unseres Zukunftsbildes hinweisen, die sich aus der Tatsache ergeben, dass wir Gottes Melodie in uns aufnehmen: wir gehen vom Leben der Menschen aus, sind alle auf der Suche nach Gott und nehmen an und ernst, dass ER uns vor allem in den Armen und Bedrängten entgegentritt.
Aus dem Zukunftsbild ergeben sich Konsequenzen für unser Handeln. Vielleicht sind wir es bislang nicht gewöhnt, "strategische Ziele" zu benennen, und dabei klare Priorisierungen und Posteriorisierungen, besonders im materiellen Bereich für das Gesamt unserer Diözese zu betrachten und zu fixieren. – All jenen, diesbezüglich in einer Arbeitsgruppe, in einem Team, persönlich oder bei einer Konsultation oder Ähnlichem mitgewirkt haben, allen auch, die im strukturierten Prozess Empfehlungen ausgesprochen haben, sei Dank gesagt. – Künftig gibt es eine Personalstrategie, die Strukturen und Abläufe im Ordinariat werden neu und verschlankt aufgesetzt; künftig wird verstärkt in Prozessen gearbeitet, Gremien, Beratungs- und Entscheidungsabläufe werden klarer und transparenter gestaltet. Bis dahin wird es noch eine Zeitlang brauchen. Bei der Transformation, die jetzt beginnt, ist klar: was wir an Gutem übernommen haben und in der ganzen Steiermark leben, tragen wir verantwortungsbewusst in die Zukunft. Ich weiß auch, manches der Saat, für die ich sehr dankbar bin, wird nicht sofort aufgehen, manches wird verdorren, bei so manchem werden wir entdecken, dass wir sprichwörtlich aufs "falsche Pferd" gesetzt haben. Aber: wir haben uns redlich bemüht auf den Geist Gottes zu hören, was dieser uns sagen will.
Es ist nicht Auftrag, Verwalter zu sein, sondern "Treuhänder für die Aussaat des Evangeliums". Manchen geht es zu schnell, manchen zu langsam, manche stellen vielleicht die Entwicklung der Kirche bei uns in Frage, manche sind unzufrieden, weil wir den Rahmen, den uns die Weltkirche vorgibt, nicht infrage gestellt haben. Ihnen allen möchte ich mitgeben: Es geht darum, das Wort Gottes in die Welt hinein zu betten. Und dieser Auftrag ist herausfordernd und schön, auch wenn wir vielleicht selbst "verbeult" daraus hervorgehen. Papst Franziskus geht uns dabei voran. Bischof Hermann Glettler berichtet aus seiner "formatio" in Rom, dass in nahezu allen Vorträgen die Bedeutung der vom Papst geforderten "pastoralen Bekehrung" zur Sprache gekommen sein. Es sei "ein Gebot der Stunde, Gott für den Dienst der Einheit zu danken, der von Papst Franziskus in großartiger Weise ausgeübt wird", so Bischof Hermann.[5]
"Willkommen Zukunft" heißt demnach, dass wir das Ausgesäte an Evangelium und Leben gut pflegen wollen, sodass die Saat aufgeht. Und das tun wir dort, wo wir als Kirche – in welcher Form auch immer – leben; das tun wir für die Menschen vor Ort, ich als Bischof genauso wie jede/r von Euch. Vielleicht braucht es auch darin ein Stück weit "Bekehrung" – hin zu einem wirklichen Leben jenes "Leibes", der wir als Kirche unserer Diözese sind. Das ist mehr als eine bloße Strukturreform, nicht nur weil die Ressourcen weniger werden – im Vergleich zu anderen Kirchen weltweit sind wir sehr reich –, sondern weil auch Priesterberufungen in unseren Breiten seltener werden. Dies als Mangel zu sehen, mag stimmen – und es ist nicht einfach, der heutigen (!) Generation deutlich zu machen, dass wir sparen müssen, weil es automatisch nicht mehr mehr wird. Es nur so zu sehen und zu verstehen, greift meines Erachtens zu kurz, denn es geht um echten Glauben, zu dem sich wohl viele erst durchringen müssen. Es geht um echte Hoffnung, die einer wohlstandsgesättigten Gesellschaft, wie der unsrigen, neu einzupflanzen ist. Es geht um echte Liebe, die letztlich allein Leben zu schenken vermag. So weist uns der Auferstandene in unserer Mitte den zu gehenden Weg.
Das "Zukunftsbild" ist ein Versuch, ein kleiner Schritt, dahin, das Evangelium "neu zu akzentuieren". Denn im Evangelium liegt die Erneuerungs- und – sagen wir es ruhig so – "Innovationskraft" des Christentums. Ohne diesen Geist würde die Geschichte der Christenheit – auch die unserer 800-jährigen Diözese – wohl nicht so lange angedauert haben. Gerade deswegen aber gilt es der Meinung zu wehren, "das Heute" ist das konstant Bleibende. Es hat in der Kirchengeschichte durch Konzilien immer wieder neue Antworten auf aktuell brennende Fragen gegeben. So gab es in der jüngsten Geschichte Papstpersönlichkeiten, durch die deutlich wird, dass im Jahr 2018 in den Schuhen des "Fischers" zu gehen etwas anderes bedeutet als z. B. 2005 der Fall war, oder 1978.
Romano Guardini sprach schon vor Jahrzehnten vom "Ende der Neuzeit". Ende und Anfang fallen zumeist in Eins. Somit rufen wir uns in Erinnerung, dass sich angesichts der erscheinenden Grenzen gleichzeitig auch große Chancen für die Diözese Graz-Seckau auftun, dem Ruf Gottes auf neuen Wegen zu folgen.
Generalvikar Dr. Erich Linhardt
Ich möchte im Zusammenhang mit dem Thema "Willkommen Zukunft" ein Wort zum priesterlichen Dienst sagen, vor allem, weil viele von Euch in "dieser" Zukunft unserer Diözese keinen rechten Platz mehr zu haben glauben. Ich weiß, dass das, was ich jetzt darlege, nichts Neues, Euch Unbekanntes ist, aber es soll einfach bestärken und die Freude am Priestersein fördern.
Viele Menschen sind von der großartigen Botschaft Christi in unterschiedlicher Art und Weise sowie Intensität ergriffen worden. Einige sind so berührt, oder haben sich so stark anrühren lassen, dass sie sich entschieden haben, sich so intensiv an Christus zu binden, dass sie ihm ihr ganzes Leben zur Verfügung stellen. Das sind wir Priester, die wir dafür in der Weihe ein unauslöschliches Prägemal erhalten haben, so dass wir dadurch sogar Christus repräsentieren, ihn trotz aller menschlichen Gebrochenheit darstellen dürfen. Wir sind daher – und das ist ein erstes, ganz Wesentliches – ein Hinweis darauf, dass es Gott gibt, dass Gott vor allem als ein Gott für uns Menschen wahr ist. Allein durch das Sein und den Auftrag in persona Christi zu sagen: "Das ist mein Leib … das ist mein Blut … für euch hingegeben." Und diese Hingabe muss dann natürlich auch von uns abgedeckt und gelebt werden. Nur DER findet, der sich schenkt. Das Sakrament der Weihe ist Zeichen der bleibenden Initiative Gottes vor allem menschlichen Handeln, trotz aller menschlichen Schwächen. Darum kann sich niemand selbst zum Priester erklären und keine Gemeinde kann mit ihren Beschlüssen jemanden dazu machen. Wir empfangen im Sakrament, das Gott uns schenkt.
Das Angerührt-Sein von der Botschaft, dass Gott den Menschen liebt, dass er sein Heil will, dass es mit ihm gut ausgeht, ist – wie oben gesagt – die Ursache dafür, dass jemand sein ganzes Leben unserem Gott übergibt. Diese Botschaft darf dann vom davon Betroffenen auch weitergesagt werden, und der Priester soll dies in vielfältiger Art und Weise tun. Er hat sich als Freund Christi senden lassen und wirkt in seinem Auftrag die Heilszeichen Gottes, in denen sich das alle Grenzen sprengende Gottesreich ankündigt: In der Spendung der Sakramente, im Predigen, in Gesprächen, im persönlichen Zeugnis, in der Begleitung vor allem von Menschen in schweren Lebenssituationen. Er setzt dafür sein Leben ein, existentiell, persönlich, bis ins Innerste hinein von seiner Berufung geleitet.
Auf ein weiteres ganz Wesentliches im Sein des Priesters möchte ich auch noch hinweisen: den Dienst der Stellvertretung. Das stellvertretende Gebet für jene, die keine Zeit dafür haben, die vielleicht nicht wollen oder aus anderen Gründen mit Gott nicht in Kontakt treten. Sie alle, die uns anvertraut sind, im Gebet vor Gott hinbringen. Diese Stellvertretung, die schon in der Heiligen Schrift des Alten Bundes als höchst wertvoll dargestellt (Gen 18,16ff).
Die Menschen spüren, auch wenn sie nicht die hl. Messe mitfeiern und wenig Kontakt zur Kirche haben, dass da einer ist, der für sie betet, der sie zu Gott hin mitnimmt und dafür steht, dass es Gott gibt. Der Priester ist letztlich ein großes Hoffnungszeichen; viele haben einfach das Gefühl, dass er für sie den Himmel offen hält. Deswegen wollen die Menschen auch Priester haben. Diese Bedeutung des priesterlichen Seins und Dienstes kann niemand wegnehmen oder kleiner und geringer machen. Sie steht unabhängig davon, welches Amt ein Priester konkret in der Kirche übernommen hat. Priestersein kann sich demnach nicht einfach auf sakramentale Einzelvollmachten und -funktionen beschränken. Der Dienst des Priesters ist vielmehr ein gestalthaft Ganzes, in dem Christus und die Kirche gegenwärtig werden. Im Seelsorgeraum ist das in erster Linie sein wichtiger Beitrag, der unersetzbar ist: die Hoffnung auf Gott offen halten. Und das kann der Priester dann auch für mehrere Pfarren im Seelsorgeraum ohne zusätzliche Belastung sein, weil er dort von vielem, das nicht wesentlich zum Priestersein gehört, "frei gespielt" ist. In der Folge kann überlegt werden, welche andere Aufgaben noch übernommen werden, was jemand speziell gerne tut, wo auch dessen individuelle Begabungen liegen: ob die sakramentale Leitung eines Raumes, Teile dieser Leitung, ob, für einen – der es gerne tut – sogar die Verwaltung, oder vieles andere. Aber das Entscheidende bleibt und gilt: keine Reform kann den Priester wegnehmen. Die Freude am Priestersein soll uns ungebrochen weiter tragen.
Ressort Seelsorge und Gesellschaft, Mag. Anna Hollwöger / Mag. Erich Hohl
Viele von euch werden "Don Camillo und Peppone" kennen: Im ersten der Filme redet Don Camillo mit Gott, weil die Kommunisten, die ausdrücklich antiklerikal sind, die Wahl zum Bürgermeister gewonnen haben. Jesus, im Film spricht das hölzerne Kruzifix, ermahnt Don Camillo, sich damit abzufinden und nicht in der Öffentlichkeit gegen die Wahlsieger aufzutreten, denn "nur hier (in der Kirche) darfst du tun, was du willst, hier bist du zuhause". Don Camillo findet einen Weg, in seiner Kirche zu bleiben und seinen Unmut dennoch zu artikulieren: Er läutet so laut und ausdauernd mit den Glocken, dass es unmöglich ist, die Wahlkampfreden der Kommunisten auf dem Platz vor der Kirche zu verstehen – mit dem Effekt, dass sich die Kirchengegner mit dem Pfarrer auseinandersetzen müssen.
Keine Sorge, wir beide haben nicht vor, in einen Klassenkampf (gegen wen auch immer) zu ziehen. Was wir aber möchten, ist:
"Seelsorge und Gesellschaft: Ein großes, sich ständig veränderndes Aufgabengebiet. Der Bischof hat uns gebeten, diesen Bereich zusammen zu leiten. Gerne übernehmen wir gemeinsam dafür die Verantwortung.
Dazu wird es auch den Mut brauchen, manchmal laut und ausdauernd die Kirchenglocken zu läuten, sich als Kirche zu positionieren, und immer und immer wieder jenen Rede und Antwort zu stehen, die von uns Rechenschaft fordern über die Hoffnung, die uns erfüllt, wie es im Petrusbrief heißt.
Ressort Schule und Bildung, Walter Prügger BEd. MA
"Willkommen Zukunft!", sage auch ich als Ressortleiter für "Bildung, Kunst und Kultur", gemeinsam mit Ute Paulweber und Johannes Lienhart, meinen beiden StellvertreterInnen, und meinem gesamten Team.
Gestatten Sie mir einen biographisch gefärbten Prolog. Im Jahr 1995 habe ich mich dafür entschieden, das Studium für Religionspädagogik zu inskribieren, weil ich in mir die Berufung gespürt habe, jungen Menschen das Evangelium nahezubringen, gemäß dem Bibelvers Mt 28,19-20 "Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt."
Junge Menschen auf ihrer Gottsuche zu begleiten, mich Tag für Tag im Schulalltag immer wieder aufs Neue in meinem Christsein anfragen und herausfordern, oft auch provozieren zu lassen; mich, wie es Papst Franziskus nennt, an die Ränder zu begeben – all dies hat mich zuinnerst erfüllt.
Methodisch habe ich mich dabei an Jesus orientiert, der mehr durch Fragen als durch belehrende Reden zum Glauben führt. So finden sich etwa in den Evangelien neben 37 Gleichnisreden über 220 Fragen an die Jünger, an Kranke, an Fremde, an Freunde und Gegner.
Heute ergeben sich durch die Beschäftigung mit dem Zukunftsbild eine Vielzahl von Fragen. Impulshaft sind sie bereits in der neuen Arbeitshilfe des Pastoralamts, für die ich an dieser Stelle ebenfalls recht herzlich danke, wiedergegeben. So heißt es dort zum Beispiel:
Ich erlaube mir zu ergänzen:
Diese und viele andere Fragen können uns aufs Erste verunsichern, da sie uns dazu auffordern, gewohnte Verhaltensmuster abzulegen, aus ausgetretenen Pfaden auszubrechen und neue Wege zu beschreiten. Gelingt es uns allerdings, diese Fragen, die sich in Bildung, Kunst und Kultur stellen, mit Freude willkommen zu heißen, ihnen voller Zuversicht durch unser gelebtes Glaubenszeugnis zu begegnen, so wecken sie in uns die Neugierde, diese neue Melodie Gottes in uns zum Klingen zu bringen.
Fragen und Antworten, Antworten und Fragen … Poetische Texte, künstlerische Interventionen, kulturelle Impulse, innovative Bildungsangebote … Fragen und Antworten, Antworten und Fragen …
Schließen möchte ich meine Gedanken mit prophetischen Worten von Tomás Halik: "Erst wenn Fragen und Antworten einander begegnen, bekommen unsere Aussagen ihren wirklichen Sinn und ihre Lebensdynamik zurück: Wahrheit geschieht im Dialog. Ja, unser Weg, bedeutet oft den Weg von den Problemen zum Geheimnis, von den scheinbar endgültigen Antworten zurück zu den Fragen."
"Willkommen Zukunft! "
Ressort Ressourcen, Dr. Gottfried Moik
Die Diözese Graz-Seckau ist eine vermögende Diözese und wird es auch bleiben. Wir haben viele Möglichkeiten, die Frohbotschaft zu verkünden.
Wir wollen die Ressourcen so aufstellen, dass das so bleibt und nicht eines Tages die Sorgen ums Geld übermächtig und zum Thema Nr. 1 werden. Wir wollen weiterhin jedes Jahr einen positiven Jahresabschluss vorlegen, aber dabei kein großes Vermögen aufbauen.
Rechtzeitig müssen wir daher die Ausgaben den tatsächlichen Möglichkeiten anpassen.
Da in Zukunft auch der Personalbereich in das Ressort "Ressourcen und Verwaltung" fällt, setzen wir uns zum Ziel, MitarbeiterInnen zu fordern (wir brauchen Engagement und Qualität), aber auch zu fördern! Wir wissen, dass wir künftig pro Jahr auf etwa 20 VZÄ werden verzichten müssen. Wahrscheinlich wird das großteils auf dem Weg von Pensionierungen und üblicher Fluktuation möglich sein, es kann aber auch sein, dass es zu sonstigen Lösungen von Dienstverhältnissen kommt. Wir werden sorgsam mit unseren MitarbeiterInnen umgehen und einvernehmliche Lösungen suchen. Jedenfalls werden wir auch in dieser Phase neue Mitarbeiterinnen aufnehmen. Insgesamt wollen wir anhand eines Personalstellenplanes für alle Beteiligten für Transparenz und Berechenbarkeit sorgen.
In den nächsten Jahren werden wir ein Immobilienkonzept erarbeiten, weil wir sehen, dass aus pastoraler Sicht deutliche Überkapazitäten vorhanden sind, die aber in der Erhaltung Geld kosten. Umnutzungen und Verkäufe werden da oder dort vorzuschlagen sein.
"Nachhaltigkeit" ist mit dem, was wir an Erkenntnissen heutzutage haben, ein besonders wichtiges Thema. Wie wir das leben, ist auch Teil unserer Verkündigung und Glaubwürdigkeit. Am besten entsprechen wir der Umweltschonung, wenn wir weniger Energie verbrauchen. Bauabteilung und Gebäudemanagement werden einen besonderen Fokus darauf legen. Energie, die wir dennoch brauchen, wollen wir aus nachhaltigen Quellen beziehen, also weg mit Ölheizungen und her mit zertifiziertem Strom. Ich bin sehr dankbar, dass sich viele Pfarren entschieden haben, diesen Weg mitzugehen und uns Vollmacht erteilt haben, entsprechende Stromlieferverträge zu verhandeln. Fernziel ist es, soviel Strom als katholische Kirche der Steiermark zu erzeugen, wie wir selbst brauchen. Das kann auch über Beteiligungen an Produktionsanlagen, etwa Windkraftwerken gehen.
So versuchen wir nicht nur die Ressourcen für die Pastoral über Kirchenbeitrag und Immobilieneinnahmen zur Verfügung zu stellen, sondern auch selbst im Geist des Zukunftsbildes kirchliche Ziele zu verwirklichen.
Bischof
Wir – und hier sind die Mitarbeitenden in den sogenannten Prozessbereichen eingeschlossen – möchten Sie und Euch alle am heutigen Nachmittag ermuntern, diesen Weg des Glaubens, auch wenn sich dessen kirchliche Form in Hinkunft anders gestalten wird und auch gestalten wird müssen, mitzugehen. Es ist ein Weg des Vertrauens, das ich vielfach in den vergangenen Jahren meines bischöflichen Dienstes in der Diözese durch Sie/Euch erfahren habe dürfen. Es ist aber vor allem ein Weg des Vertrauens, dass der Herr der Geschichte in seiner Barmherzigkeit unser Wegbegleiter ist und uns ermuntert, das Eine oder Andere (neu) zu wagen. Gehen wir in die Zukunft! Er ist unser Weggeleit!
[1] Vgl. u.a. zu diesen Überlegungen: Joseph Ratzinger: Die kirchlichen Bewegungen und ihr theologischer Ort, in: Joseph Kardinal Ratzinger (Benedikt XVI.): Kirchliche Bewegungen und neue Gemeinschaften. Unterscheidungen und Kriterien, München: Neue Stadt 2007, 15-57.
[2] Mk 1,15.
[3] vgl. Papst Franziskus' Ansprache beim Besuch Kubas am Internationalen Flughafen Havanna-"José Martí", am Samstag, 19. September 2015.
[4] Theresia Benedicta vom Kreuz, aus dem Vortrag: Das Weihnachtsgeheimnis, 1931 in Ludwighafen/Rhein; in: Lektionar für das Stundenbuch III, S. 1105 ff.
[5] https://www.kathpress.at/goto/meldung/1675465/glettler-in-rom-unterstuetzung-fuer-papst-in-wort-und-tat.