Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Der jüdische Philosoph Emmanuel Levinas sagt: „Die Sprache Gottes ist eine mehrzahlige Sprache“. Die unterschiedlichen Vertreter und Vertreterinnen der christlichen Kirchen repräsentieren eine Mehrsprachigkeit des Christlichen. Mehrsprachigkeit evoziert unterschiedliche Sichtweisen, zum Beispiel den Ruf nach Einstimmigkeit, der mit Klarheit, Ordnung und letztlich auch mit der Frage nach der einen „richtigen“ Wahrheit verbunden ist.
Oder sie weckt die Freude an der Unterschiedlichkeit der Traditionen, Lebensgefühle und Zugänge. Dabei rückt die Frage nach der Einheit in den Hintergrund.
Im Blick auf Jesus Christus geht es um den dritten Weg: den Weg der Einheit in Vielfalt. Die Sehnsucht nach dem gemeinsamen Tisch muss bleiben, und doch darf nicht übersehen werden, dass christliche Kirchen weniger trennt, als ihnen gemeinsam ist: Das Evangelium liegt aller Mehrsprachigkeit zugrunde und auch voraus. Es ist immer aufs Neue zu entdecken und die kirchliche Praxis daran zu messen.
Ich denke an die Seligpreisungen, deren erste Adressatinnen und Adressaten klar benannt werden: Die Armen. Gottes Liebe zu jenen, die leicht übersehen und überhört werden. Besonders in Graz ist eine hohe Sensibilität für die Armen und Benachteiligten gegeben. Sie nennt sich doch „Stadt der Menschenrechte“. Integration und Schutz bedrohter Menschenwürde ist ihr ein Anliegen und da spürt man, die Bergpredigt hat an ihrer Aktualität nicht verloren. Hier darf die Stimme der Kirchen auch einstimmig sein, wenn sie als Gegenüber auftritt, als Mahnerin und Verfechterin der Vielfalt: ja, als prophetischer Geist jenen gegenüber, die auf sich selbst bestehen und von sich alleine überzeugt sind, andere nicht einmal dulden wollen; oder wenn Rechte auf freie Religionsausübung hinterfragt und Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden; oder wenn eine diffamierende Sprache gegenüber jenen verwendet wird, die benachteiligt und arm sind – und die Gott selig preist. – Mehrzahlig und mehrsprachig sollen Antwortversuche christlicher Kirchen in der Suche nach Lösungen für ein gemeinsames Miteinander-Leben in aller Vielfalt und Unterschiedlichkeit ausfallen.
Den Weg der Freude an der Vielfalt praktizieren wir hier in der Steiermark und das wurde unter Mühe, Wehe und Leid auch leidenschaftlich errungen. Meine Vorgänger im Amt und Deine Vorgänger im Amt, lieber Herr Superintendent, haben die Freude an der „mehrzahligen“ Sprache entdeckt. So wünsche ich uns in der Steiermark, dass Du einerseits mit der Sehnsucht nach dem gemeinsamen Tisch, andererseits mit der Freude an der christlichen Mehrsprachigkeit, hier für unser Land und seine Menschen wirken und wir gemeinsam auch da und dort einsprachig sind, wenn das im Evangelium Erkannte es verlangt.
Gottes Segen für Dein Wirken begleite Dich und Deine Familie.