Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. "175 Jahre ist es her, dass die 'Schulschwestern vom Dritten Orden des heiligen Franziskus zu Gratz' gegründet wurden. Antonia Maria Lampel, die damals eine Mädchenschule leitete, schlug dem Bischof 1841 vor, für die Jugendbildung einen Orden zu gründen. Darin sollten Frauen in einer religiösen Gemeinschaft leben, damit sie sich vollständig der Bildung von Mädchen widmen konnten." So wird auf der neuen Homepage das Kapitel über die Geschichte Ihres Ordens eingeleitet. Wenn wir den franziskanischen Geist Ihrer Gründung, dem sich die ersten verpflichtet wussten, hinzunehmen, so muss gesagt werden: "Im Geist des heiligen Franziskus folgen wir dem armen, demütigen und gekreuzigten Herrn nach. In Einfachheit, Freude und Aufgeschlossenheit gestalten wir unser Leben zum Lobpreis Gottes in Ehrfurcht und Verantwortung gegenüber der Schöpfung." Sie tun es als Orden päpstlichen Rechts nicht nur in der Steiermark, sondern derzeit - in der Geschichte sind auch andere Weltgegenden verzeichnet - in Österreich, Brasilien, Montenegro, in Slowenien, Südafrika, Frankreich und an der Elfenbeinküste - so jedenfalls nennen sich Ihre Provinzen und Vikariate.
2. So wie mit dem Beistand des Heiligen Geistes das Evangelium je neu in ein anderes Heute und damit auch in einen anderen Kontext übertragen werden kann, so gilt es auch für geistliche Gemeinschaften, die sich zu Menschen gesendet wissen, sich durch die Besinnung auf den Beginn den Anforderungen im Heute zu stellen. Einige Wegmarkierungen möchte ich Ihnen daher am heutigen Festtag mitgeben, die mir beim Nachdenken gekommen sind. Sie machen deutlich: es geht darum, nicht bloß die lange Geschichte zu feiern, geschweige denn zu "verherrlichen", sondern diese dankbar in Gottes Barmherzigkeit zurückzulegen, um das Geschenk dieses Charismas in das Heute und morgen in rechter Weise zu übertragen.
3. Der Geist des hl. Franziskus: er zieht nach wie vor an und fasziniert nicht nur jene, die sich in Assisi aufhalten. Erst jüngst auf der Diözesanwallfahrt erinnerte ich in San Francesco an meinen ersten Aufenthalt und meinen Eindruck, dass man in einer solchen Gegend einfach heilig werden "müsse". Sein Geist ist es, der innerer Antrieb Ihres Lebens aus den Evangelischen Räten ist. Sein Geist ist es, der Sie als Ordensfrauen die Sendung Jesu Christi in bestimmter Weise leben lässt. Ihr Charisma ist es, als Ordensgemeinschaft des regulierten Dritten Ordens des heiligen Franziskus, Menschen, vor allem junge Menschen auf dem Weg ihres persönlichen Lebens zu begleiten. Denn: erst wenn der Mensch seine Berufung zum Menschsein wirklich lebt, wenn er daraus seinen Weg vielleicht in der Nachfolge unseres Herrn und Meisters erkennt, erfährt er aus der Armut bloßen Hineingesetztseins in diese Welt in die Fülle des Daseins eingetaucht zu werden. - Werden Sie daher selbst nicht müde, sich mit dem Blickwinkel Ihres Ordenscharismas in das Ganze des Evangeliums zu vertiefen, um daraus Kraft und Zuversicht für die Sendung im Heute von Kirche und Welt zu entdecken.
4. Das Werk Gottes und Gott. Der verstorbene Kardinal van Thuan hat als eine seiner "Überlebensmomente" für die jahrelange Dunkel- und Einzelhaft benannt, dass er gelernt habe, zwischen Gott und den Werken Gottes zu unterscheiden. Gerade für apostolisch tätige Gemeinschaften tut diese Unterscheidung gut, aber auch not. Nicht die Werke sind es, seien sie auch noch so schön, die Sie angezogen haben, sondern Gott. Er ist der Antrieb hinter alledem, was Sie hier bei uns und in der Welt angestoßen haben. Daher bitte ich Sie, auch in Hinkunft Gott zu suchen - und sich dem entsprechend in unseren Tagen stets zu fragen: Wo sind wir als Jüngerinnen in der Nachfolge unseres Meisters heute notwendig, um Menschen in der Pädagogik Wege zu eröffnen, die Kinder und Jugendliche zur Fülle ihres Daseins führen können?! Und - das ist eingeschlossen: wo sind wir heute daher auch nicht mehr (so) notwendig, so sehr uns dies auch ans Herz gewachsen sein mag? Nur die von Kardinal van Thuan eingeübte Unterscheidung vermag, uns als Kirche aus dem gefährlichen Eck des bloßen Bewahrens und der Selbstreferentialität herauszunehmen, sodass auch klar bleibt: wir haben - in jeder Lebensphase - ob der Berufung, der wir folgen, vielen etwas zu geben.
5. Schließlich sei mir noch ein Aspekt zu benennen erlaubt, der mir aus der offiziellen Bezeichnung Ihrer Gemeinschaft einfach erwähnenswert erscheint: Sie als Franziskanerinnen von der Unbefleckten Empfängnis. Mir fiel dazu sofort ein: es geht im Leben Ihres spezifischen Weges der Nachfolge innerhalb der einen großen Kirche auch darum, ganz auf unseren Gott ausgerichtet zu sein - und eigentlich nichts anderes im Sinn zu haben. Genau das ist jene Wirklichkeit, die Maria in diese Welt eingebracht hat: Ja, es ist dem Menschen möglich, IHM entsprechend zu leben. - So können Sie auch im Heute das verwirklichen, was in Ihren Konstitutionen geschrieben steht: "Maria, die unbefleckt Empfangene, die Patronin unserer Kongregation, ist uns Vorbild als die gläubige, demütige und prophetische Frau, die dem Wort Gottes entschieden antwortet und es mit ganzer Hingabe lebt." - Daher: werden Sie nicht müde, sich selbst in Ihren Räten und Versammlungen, aber auch im persönlichen Leben Rechenschaft davon abzugeben, alles um Seinetwillen zu tun. Soweit ich es von mir sagen kann, klingt dies sehr einfach, ist aber eine radikale Schule, von der niemand von uns das Recht hat, sich zurück zu ziehen.
6. Geburtstage zu feiern ist schön. Auch wir haben als Diözese ausgiebig gefeiert. Sie sind zugleich aber auch Ermöglichung der Orientierung, der Selbstbesinnung und damit des Blicks nach vorn. Dies war in unserem Feiern ein wesentlicher Aspekt: das Zukunftsbild will uns helfen, den Auftrag des Evangeliums im Heute und Morgen unserer Sendung als Kirche von Graz-Seckau zu übersetzen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie mit Ihren Überlegungen hin zum Generalkapitel im kommenden Jahr und damit wohl auch zur definitiven Gestaltung Ihrer Konstitutionen Zukunftswege aufzeigen, die Hoffnung geben und damit Glauben ausstrahlen.