Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Einmal im Jahr gedenken hauptamtliche und freiwiliige Mitarbeiter des Albert-Schweitzer-Hospizes der Verstorbenen des vergangenen Jahres. Pandemie-bedingt musste dies heuer ohne Angehörige gefeiert werden.
1. In seiner neuesten Enzyklika verwendet unser Papst das eben verkündete Evangelium als Folie für das, was er an Bedeutsamen unter dem Stichwort "Geschwisterlichkeit" der Welt mitgeben möchte. Ich behaupte: Sie in Ihren Herausforderungen - wie auch immer sich diese im Albert-Schweitzer-Hospiz konkret gestalten mögen - sind wichtige und lebendige Zeugen für das, was Geschwisterlichkeit heißt. Sie sind - ob hauptberuflich oder als freiwillig Mitarbeitende jene, die die Würde des Menschen, die es bis zuletzt ernst zu nehmen gilt, bewahren helfen. Ich möchte daher in 2 kurzen Gedankengängen ausgehend von diesem Gleichnis Ihnen in dankbarer Verbundenheit für Ihren Dienst Überlegungen mitgeben.
2. Da war einzig und allein der Mann aus Samarien, mit denen Juden keinen Umgang pflegen durften, der demjenigen, der wehklagend und niedergeschlagen am Wegrand gelegen ist, als Bruder - im Geist der Geschwisterlichkeit also - entgegengetreten ist. Interessant finde ich, dass es der Weg von Jerusalem nach Jericho hinab ist, den die beiden jüdischen Hauptdarsteller beschreiten: Sie kommen also direkt vom Tempel, von jenem Ort, von dem die Juden sagen, dass dort Gott mit den Zehenspitzen die Erde berühren würde - und gehen am Leidenden vorbei. Das mag durchaus als Aufruf verstanden werden: "Auch wenn du vom Gottesdienst kommst, also vom Heiligsten, kann es passieren, dass du am Nächsten, am Bruder, an der Schwester vorbeilebst." Gerade deswegen fordert der Papst in seiner Enzyklika auch auf, den Blick zu erheben und nicht nur um sich zu kreisen, damit die Not derer "am Rand" wahrgenommen werden kann. - Die Gelegenheit, den Menschen neben mir wahrzunehmen, erleben Sie praktisch täglich; aber auch die Pandemie, "verlangt" dies förmlich von uns, gerade wenn wir uns Christen nennen: rund um alle Situationen, die Leben und damit auch das Sterben ausmachen, ist ein solcher Blick, ist solche Nähe notwendig. Schon Kardinal König hat dies in einfachen Worten gesagt, wenn er - Geschwisterlichkeit in allen Lebenslagen einmahnend - in Erinnerung gerufen hat: "Der Mensch soll an der Hand und nicht durch die Hand eines anderen sterben!" Danke also für Ihr Leben und Ihr Zeugnis!
3. Ja, es geht um Geschwisterlichkeit. Und deswegen möchte ich auf einen zweiten, oft nicht unmittelbar gehörten Aspekt des eben gehörten Evangeliums hinweisen: Jesus dreht am Ende der heutigen Bibelstelle nämlich die eingangs an ihn gestellte Frage um. Hat es ursprünglich geheißen: "Wer ist mein Nächster?" (Lk 10,29), so fragt Jesus schließlich zurück: "Wer von diesen dreien [...] ist dem der Nächste geworden, der von den Räubern überfallen wurde?" (Lk 10,36). Sie leben genau diese Wirklichkeit täglich und stellen sich dieser Anforderung immer und immer wieder: Sie machen sich zur Nächsten, zum Nächsten. Und dafür gebührt ihnen ein großes "Vergelt's Gott!" In herausfordernden Situationen wie es eben eine Krankheit, das Altern oder auch das Sterben ist, sind wir Menschen auf Nähe angewiesen, weil wir ohne Beziehung und ohne Liebe einfach nicht existieren können. COVID hat uns gerade darin einiges neu bewusst gemacht: Seien Sie daher auch weiterhin Körper- und Seelsorger/innen im besten Sinn des Wortes für diejenigen, denen Sie nahekommen - aller, die bei Ihnen im vergangenen Jahr verstorbenen sind, gedenken wir jetzt gleich! Seien Sie das auch weiterhin in "Ihrem" Hospiz.
4. Und schließlich noch ein drittes "Danke!" "Vergelt's Gott!" auch dafür, dass Sie mit Ihrer heutigen Feier das Thema Leiden - Krankheit - Sterben - Tod in die Mitte unserer Stadt geholt haben und dies nicht "am Rand" lassen, denn wir wissen uns als Gesellschaft mehr denn je herausgefordert, uns diesen Wirklichkeiten zu stellen.
Während der Andacht wurde Lk 10,25–37 als biblische Lesung verkündet