Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. Die zunächst Auserwählten lehnten ab - und gerade deswegen wurden danach alle eingeladen. Das, was in den Ohren derer, die dieses Gleichnis hörten, wohl einen ungeheuren Schmerz verursacht haben muss - "ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein" - wurde uns heute und hier verkündet und damit ist es auch lebendiges Wort Gottes für diese Pfarre im Jahr 2020, die sich durch Sie heute und hier zur Orgelweihe versammelt hat. Viel an Engagement und auch an materiellen Lasten wurden in der letzten Zeit - begonnen mit der Renovierung dieser weithin sichtbaren Wallfahrtskirche - aufgewendet und dafür sage ich jeder und jedem einzelnen Dank und "Vergelt's Gott!" Ja: diese Orgel gibt etwas von dem wieder, was uns heute im Evangelium zur Gewissenserforschung einlädt. Ein Mehrfaches möchte ich daher vor Ihnen heute ausbreiten.
2. Zunächst: alle 844 Pfeifen, auch die noch so kleinen und unscheinbaren, sind in dieser Orgel wichtig - ohne sie wäre sie nicht vollständig - gerade deswegen hat sie seit der Zeit ihrer erstmaligen Herstellung Veränderungen und Renovierungen erfahren. Wie leicht doch mitunter manche in der Kirche versucht sind von sich zu meinen, "wichtiger" und damit auch "mehr" zu sein als andere, die nicht zu uns gehören. Und - noch schlimmer: wie sehr wir doch auch der Gefahr unterliegen, unter uns zu unterscheiden zwischen jenen, die "näher" dran sind, und jenen, die angeblich weiter weg wären vom Leben mit Gott. - Nur im aufeinander-zu und daher alle im Miteinander einschließend, zu denen wir uns gesendet wissen, geben wir als Kirche jenen Klang ab, der wohl temperiert ist und anziehend wirkt. Ja, diese Orgel ist eine Art Gewissenserforschung, die uns und mich mahnt, nie zu denken, dass nur gewisse dazugehören oder eben zuerst Einzuladende seien und andere eben "draußen" und außerhalb unseres Blickfelds bleiben könnten.
3. Viele unterschiedliche Klangfarben - 9 Register im Manual, 5 Register im Pedal, 4 weitere im sog. "Unterwerk" - wissen sich in diesem Kunstwerk der "Königin der Instrumente" vereint. Alle müssen entsprechend aufeinander abgestimmt sein, keines ist bedeutsamer oder "mehr" wert, ob es die eher tragenden Bass-Stimmungen enthält oder auch die davon zu eilen scheinenden Töne beherbergt oder gar jenes Register dieser wertvollen historischen Orgel unserer Heimat ist, das lediglich 1 Pfeife "bedient". Jedes Register fügt sich gleichsam in der ihm entsprechenden Verantwortung ein ins Gefüge des Ganzen. Dies scheint mir auch ein stimmiges Bild für die Kirche mit ihren unterschiedlichen Berufungen in ihr zu sein. Und damit sind all die Charismen gemeint, die uns geschenkt sind zum Aufbau des Ganzen. Auch das geweihte Amt gehört so betrachtet. Dort, wo es meint, sich aus den Stimmen hervortun zu müssen, ist es eigentlich fehl am Platz: es dient der Berufung aller; wenn nur ein Register gespielt wird, das damit den Ton anzugeben versucht ist, ist die Orgel ein Taugenichts. Ich muss mir als Bischof diese Wirklichkeit immer wieder in Erinnerung rufen: Nur das Miteinander der unterschiedlichen Klangfarben, der unterschiedlichen Höhen oder Tiefen und der unterschiedlichen Größe und Materialien der Pfeifen lässt leben - und wehe mir, wenn ich meine, dass ich den ersten Ton anzugeben habe, dass ich der bedeutsamste oder gar derjenige sei, der Gott am nächsten stehe. Ich gestehe: die Haltung des Pharisäertums, das im jüngst erschienen Buch des früheren Abtes von EInsiedeln, Martin Werlen, thematisiert wird, ist auch mir nicht fremd - und Bekehrung tut diesbezüglich not.
4. Schließlich: das Gleichnis des heutigen Sonntags ist eines, das uns die Berufung für das Himmelreich, das Reich Gottes, nahebringen will. Kirche ist nicht für sich selbst da: Auch die Orgel ist nicht deswegen schön, weil sie nun wieder hergerichtet ist, sondern nur aufgrund ihres Dienstes und damit ihres Spieles (!) hat sie Bedeutung. Weil sie geschlagen wird, wie es heißt, und damit ihren Dienst recht versieht, hat sie Wirkung. Wie sehr sie damit doch auch uns als Kirche im Heute Beispiel gibt, die wir versucht sind, "nur" um uns selbst zu kreisen, uns besser. Wie wohl doch gerade auf diesem Gebiet die immer wieder vorgebrachten Erinnerungen unseres Papstes - erst jüngst wieder in seiner Enzyklika - tun, dass wir als Jüngerinnen und Jünger Jesu Christi einen Auftrag für die Welt zu erfüllen haben und daran am Ende der Welt gemessen werden, wie wir dies gelebt haben. Da ist nicht davon die Rede, wer für, wer gegen einen Pfarrer oder Bischof ist, sondern dort - am Ende des Tages - zählt, wie sehr wir uns für den Nächsten - und da ist nicht einmal von Mitgliedern einer, geschweige denn unserer Glaubensgemeinschaft die Rede - und für all jene eingesetzt haben, die in Not sind. Dieser Dienst ist unsere Sendung und gibt uns in der Unterschiedlichkeit der Pfeifen, die wir gleichsam darstellen, erst ein Existenzrecht. Ich hoffe, dass Sie mit dieser Vielstimmigkeit allen, die hier her kommen, um bei der Muttergottes in unterschiedlichen Angelegenheiten Schutz zu suchen, behutsamst auf ihrem Weg zu Gott ein Stück weiterhelfen - ohne die je eigene Art, das Leben zu spielen, aufzudrängen.
Lesungen des 28. Sonntags im Jahreskreis
1. Lesung: Jes 25,6–10a;
2. Lesung: Phil 4,12–14.19–20;
Evangelium: Mt 22,1–14