Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Schon der erste Blick auf die Hauptkirche der Diözese Graz-Seckau verrät, dass der heutige Dom nicht als Kathedralkirche errichtet wurde. Vielmehr hat Kaiser Friedrich III. das Gotteshaus zwischen 1438 und 1464 anstelle einer romanischen Kirche des 12. Jahrhunderts errichten lassen. Sie diente ihm als kaiserliche Hofkirche neben seinem Regierungssitz in der Grazer Burg. An mehreren Stellen ließ Friedrich sein Erkennungszeichen – die geheimnisvollen Buchstaben „AEIOU“ – am Bau anbringen. Und über dem Hauptportal sind neben seiner Devise die Wappen des doppelköpfigen Reichsadlers, des österreichischen Bindenschildes und der Steiermark neben dem Wappen seiner Gemahlin Eleonora von Portugal angebracht.
Wechselvoll ist die Geschichte der heutigen Domkirche: Die kaiserliche Hofkirche diente auch als Pfarrkirche der Stadt Graz ehe sie zwischen 1577 und 1773 zur Kirche des Jesuitenordens wurde. Im Zuge der Aufklärung erfolgte durch Kaiser Josef II., den Sohn von Kaiserin Maria Theresia, eine Reform der kirchlichen Strukturen im Habsburgerreich. Bis dahin war die obersteirische Klosterkirche auch die Domkirche des steirischen Bistums Seckau. 1786 wurde nun auf staatliche Anordnung der Diözesansitz in die Landeshauptstadt Graz verlegt. Die ehemalige Hof- und Jesuitenkirche stieg in den Rang der Domkirche auf und wurde zum liturgischen Mittelpunkt des Bistums Seckau. Seit 1964 heißt daher die steirische Diözese Graz-Seckau.
Das Äußere des Domes zeigt also nach wie vor das Erscheinungsbild einer kaiserlichen Hofkirche. Das gotische Bauwerk besitzt hoch aufragende Strebepfeiler und schlanke Maßwerkfenster. In der Barockzeit wurden durch die Jesuiten an den Außenseiten barocke Kapellen sowie die Sakristei angebaut. Die schlichte Hauptfassade wird durch einen mächtigen Dachreiter bekrönt, in dem sich heute das mächtige Geläute befindet. Die fünf Bronzeglocken wurden 1987 in der Glockengießerei Perner in Passau gegossen.
Das Werk der Orgel mit 70 Registern, 5158 Pfeifen und einem Glockenspiel wurde 1978 restauriert und erneuert. Die Orgel zählt zu den bedeutendsten Kirchenmusikinstrumenten in Graz.
Unter den zahlreichen Besonderheiten des Doms ist an der Außenseite das Gottesplagenbild besonders zu erwähnen. Der Maler Thomas von Villach malte es im Auftrag der Grazer Bürger. Diese gaben es in Auftrag nachdem 1480 Pest, Heuschreckenplage und Türken die Stadt bedrohten und alle Plagen abgewendet werden konnten. Das Fresko zeigt die älteste Darstellung von Graz und ist daher auch historisch besonders wertvoll.
Im hochaufragenden Inneren der Kirche hat sich ihr Auftraggeber– Kaiser Friedrich III – verewigen lassen: Über dem Portal der Südseite findet sich sein Portrait im Abbild des Hl. Christophorus wieder.
Die ansonsten einheitlich barocke Ausstattung des Grazer Doms stammt aus der Jesuitenzeit und zeigt qualitätsvollstes barockes Handwerk. Der mächtige dreigeschossige Hochaltaraufbau am Ende der Apsis ist einmalig in der Steiermark: Der riesige Altaraufbau ist durch und durch aus verschiedenen Marmorarten aus in-und ausländischen Steinbrüchen gefertigt und nicht, wie in den meisten anderen Kirchen üblich, aus Holz, das mit Stukolustro überzogen wurde. Das theologische Programm des Hochaltars stammt vom Jesuitenpater Georg Kraxner, der hier 1730 bis 1733 ein wahrhaftes „theatrum sacrum“ – ein barockes, heiliges Theater – mithilfe der damals bekanntesten steirischen Künstler – erschaffen hat.
Das Altarbild stammt vom Grazer Maler Franz Ignaz Flurer. Das Bild zeigt den Kirchenpatron Ägidius. Er wird als Benediktinermönch im Ordensgewand mit einer Hirschkuh neben sich gezeigt. Von göttlichem Licht umstrahlt wendet dich Ägidius den Hilfe suchenden Menschen – Müttern, Aussätzigen und Epileptikern – zu.
Eine moderne Darstellung des Heiligen findet sich als kleine Statue des Grazer Künstlers Erwin Huber am Vorplatz gegenüber dem Dompfarrhof.
Eingebettet in die bewegte Architekturkulisse sind weiße Marmorstatuen.von Johann Jakob Schoy. Die unterste Ebene zeigt zwei Jesuitenheilige. Links sendet der Ordensgründer der Jesuiten, Ignatius von Loyola, seinen Gefährten Franz Xaver in die Mission. An der rechten Seite nimmt Franz Borgia den jungen Stanislaus Kostka in den Jesuitenorden auf. Seitlich neben dem Hochaltarbild steht links die hl. Katharina mit Schwert als Patronin der Wissenschaften und rechts die hl. Barbara als Patronin von Bergbau und Militär sowie als beliebte Volksheilige.
Über dem Hochaltarbild findet die Krönung der Gottesmutter Maria im Himmel statt. Im Zentrum kniet Maria die von Gott Vater und Jesus Christus die Krone aufs Haupt gesetzt erhält, während darüber die Taube des Heiligen Geistes schwebt. Am Geschehen nehmen rechts und links die vier Evangelisten mit ihren Symbolen – Markus (Löwe), Johanes (Adler), Matthäus (Mensch) und Lukas (Stier) – teil. Den obersten Abschluss bilden allegorischen Figuren der drei christlichen Tugenden. Links eine Frau mit Kind als Symbol der Nächstenliebe, rechts eine Frau mit Anker als Symbol der Hoffnung und in der Mitte darüber eine stehende Frau mit Kreuz als Symbol des Glaubens, der über allem steht.
Deutlich sichtbar sind auf der linken Seite des Presbyteriums jene Logen, die ehemals von Kaisern und Erzherzögen zur Mitfeier der Gottesdienste verwendet wurden. Die große Mittelloge ist mit dem Doppeladler verziert. Dahinter verbirgt sich das Hoforatorium, das heute als Museumsraumeine weitere Kostbarkeit des Domes beherbergt: Es ist das künstlerisch einmalige, gotische Tafelbild „Kreuzigung im Gedräng“. Die 3x3 Meter große Darstellung der Kreuzigung Jesu Christi ist das größte Tafelbild im Alpenraum und eines der wertvollsten, gotischen Altarbilder Österreichs, das um 1457 von Konrad Laib gemalt wurde.
Weitere große Künstler waren an der barocken Ausstattung des Grazer Domes beteiligt. Es sind Bildhauer, wie Philipp Jakob Straub, der die beiden kleinen Säulenaltäre rechts und links umgeben von den Kirchenbänken gestaltet hat. Aus feinstem Marmor sind die stehenden Engel gearbeitet. Die zierlichen Figuren flankieren Altarbilder, die wieder Jesuitenheilige – Franz Xaver und Aloisius von Gonzaga – zeigen.
An den Seiten des mächtigen Triumphbogens stehen auf hohen Marmorsockeln zwei weitere Besonderheiten der Grazer Domkirche. Es sind dies die Brauttruhen der Paola von Gonzaga, die in Mantua gefertigt wurden und feinste Schnitzereien aus Elfenbein aufweisen. Heute werden die beiden Truhen als Reliquienschreine verwendet und zählen zu den wertvollsten Kostbarkeiten des Domes.
Sie wurden als Heiratsgut gefertigt als Paola von Gonzaga 1477 Graf Leonhard von Görz heiratete und von Mantua nach Schloss Bruck bei Lienz in Osttirol übersiedelte. Das Ehepaar blieb kinderlos, weshalb die Truhen in den Besitz des Klosters Millstatt gelangten. Millstatt wurde um 1598 durch Erzherzog Ferdinand an die Jesuiten gegeben und wurde für Graz bedeutsam, da es die finanzielle Basis zur Gründung der ersten Grazer Universität bildete. Als 1617 Papst Paul V. der Ägidiuskirche in Graz Reliquien spendete, brachten die Jesuiten die Truhen von Millstatt nach Graz. Und seither dienen sie zur Aufbewahrung der Gebeine von Heiligen.
Die Darstellungen der Truhen gehören stilistisch der frühen Renaissance an. Inhaltlich sind sechs Triumphwägen dargestellt, die der Dichtung „I triomphi“ von Francesco Petrarca (1304–1374) folgen. Petrarca gilt als der größte Lyriker Italiens, der christliche Gläubigkeit mit philosophischem Gedankengut verband. Die linke Truhe gilt als Truhe der Braut: Sie zeigt den Triumph der Liebe mit dem Pfeile schießenden Amor, den Triumph der Keuschheit mit dem gefesselten Amor und den Triumph des Todes. Die rechte Truhe gilt als jene des Bräutigams. Sie zeigt den Triumph des Ruhmes, den Triumph der Zeit und den Triumph der Gottheit.
Die Darstellungen symbolisieren, dass die Keuschheit über die Liebe und der Tod über die Keuschheit siegt. Der Ruhm überdauert den Tod, jedoch setzt die Zeit dem Ruhm ein Ende. Zuletzt aber steht Gott über aller Zeit.
Dominant im Kirchenraum ist auch die um 1710 errichtete Kanzel. Der Jesuit Georg Lindemayr erstellte dazu den Entwurf. Tischler- und Malkunst fügen sich in der Kanzel zu einem hochbarocken Kunstwerk zusammen, dass den Ort der Predigt zu einem „herausragenden“ Ort des Kirchenraumes macht. Am höchsten Punkt, dem Schalldeckel der Kanzel, thront Gott Vater. Ihm zu Füßen sind drei Posaunenengel dargestellt, die drei christlichen Tugenden Glaube (Kreuz), Hoffnung (Anker) und Liebe (Herz) symbolisieren.
Zwölf ovale Bilder – allesamt von Johann Veit Hauckh gemalt – zieren den Schalldeckel und den Kanzelkorb und zeigen die großen Verkünder des Wortes Gottes. Auf dem Schalldeckel sind die vier Evangelisten – Markus, Lukas, Matthäus und Johannes – als Verfasser des Neuen Testamentes dargestellt. Am Kanzelkorb finden sich die wichtigen Verkünder von Gottes Wort: die beiden Apostel Petrus und Paulus sowie die vier Kirchenväter: Augustinus, Ambrosius, Hieronymus und Gregor der Große. Am Stiegenaufgang sind die Jesuitenheiligen dargestellt. Sie sind die Vermittler des Wortes Gottes an die Menschen: Ignatius von Loyola und Franz Xaver.
Auf Kanzelkorb und Schalldeckel erscheint, wie an manch anderen Stellen im Dom bzw. im Priesterseminar, das „IHS“. Dieses Christogramm war schon im Mittelalter für die Verehrung des Namens Jesu üblich und wurde von den Jesuiten als ihr persönliches Erkennungszeichen verwendet. Es findet sich mit Kreuz und drei Kreuznägeln als das Zeichen der Gemeinschaft an allen Bauten und Gegenständen, die mit den Jesuiten in Verbindung stehen.
An der Südseite des Grazer Domes erhebt sich ein mächtiger Bau, der im Volksmund kurz „Mausoleum“ genannt wird. Eigentlich handelt es sich dabei um die Katharinenkirche. An ihre Südseite ist als Kuppelbau das kaiserliche Mausoleum angefügt.
Die Katharinenkirche erhebt sich heute an Stelle des ehemaligen Friedhofs und einer kleineren Katharinenkapelle, die bereits 1265 erwähnt wird.
Im Zuge der katholischen Gegenreformation des frühen 17. Jahrhunderts holte man den italienischen Architekten und Maler Giovanni Pietro de Pomis an den Hof nach Graz. Er stammte aus der Lombardei und war in Venedig zum Maler ausgebildet worden. Nachdem er sich schon in der Murvorstadt als Architekt der Mariahilferkirche bewährt hatte, erhielt er 1614 den Auftrag zum Bau der Katharinenkirche mit einem anschließenden Mausoleum für den Erzherzog.
Pomis wählte für die Kirche einen kreuzförmigen Grundriss und fügte das Mausoleum als ovalen Zentralbau an. Die Fassade gestaltete er – in Anlehnung an seine venezianischen Lehrjahre – mit plastischen Halbsäulen und dicht ineinander verschachtelten Giebeln.
Pomis schafft mit diesem Kirchenbau eines der bedeutendsten Baudenkmäler am Übergang von der Renaissance zum Barock in Österreich. Kein anderes Mausoleum, in dem sich Mitglieder des Hauses Habsburg bestatten ließen, übertrifft die Größe und Aussage des Grazer Mausoleums. Die mehrfachen Kuppeln des Bauwerks bilden quasi die „wahrhafte Krone“ der Grazer Stadtkrone. Insignien schweben als Bekrönungen über der Stadt: Kreuz und Reichsadler sind in gleicher Höhe angebracht und zeigen geistliche und weltliche Macht. Auf den alles überragenden Glockenturm – allerdings erst nachträglich erhöht – findet sich das kaiserliche Zepter an der Spitze.
1619 wurde Erzherzog Ferdinand zum Kaiser gewählt und der Hofstaat nach Wien verlegt. Die Bauarbeiten am Mausoleum begannen sich zu verzögern. Trotzdem wurde Kaiser Ferdinand II.
1637 schon im Mausoleum zur letzten Ruhe gebettet.
Erst Kaiser Leopold ließ das Mausoleum seines Großvaters zur Vollendung bringen. Die Stuckentwürfe im Inneren stammen von keinem geringeren als Johann Bernhard Fischer von Erlach, der als gebürtiger Grazer soeben von seinen Lehrjahren in Italien zurückgekehrt war und mit seinen ersten Aufträgen brillierte. Von ihm stammt auch der Hochaltar der Katharinenkirche, der als offener römischer Tempel mit einer mächtigen Katharinenstatue – eine bildhauerische Arbeit des Grazers Marx Schokotnig – im Zentrum dargestellt ist.
Der bildhauerische Mittelpunkt des eigentlichen Mausoleums ist ein Heiliges Grab. Im Zentrum findet sich der Leichnam Jesu umgeben von einer mächtigen Säulenarchitektur. Ungewöhnlich sind die beigegebenen Figuren an den Ecken des Grabaufbaues. Sie zeigen David, aus dem Geschlecht Jesu, und Moses, dessen eherne Schlange auf den Kreuzestod Jesu vorausweist. Weiters sind hier Jonas, den ein Meeresungeheuer nach drei Tagen wieder an das Land spuckte, und der aus der Löwengrube gerettete Daniel als Vorbilder der Auferstehung zu sehen. An den Längsseiten sitzen die Propheten Jeremias und Jesaja, die in ihren Schriften auf das Leiden und Sterben Jesu hingewiesen haben.
Das eigentliche Mausoleum befindet sich ein Stockwerk tiefer und ist ein mächtiger Kuppelraum mit Grabkapelle. Im Zentrum stehen hier heute der mächtige Marmorsarkophag mit Liegefiguren Erzherzog Karl II. und seiner Gattin Maria Anna von Bayern.
Das gegenüberliegende, mächtige, ein wenig kasernenartige wirkende Gebäude ist das ehemalige Jesuitenkolleg und heutige Priesterseminar der Diözese Graz-Seckau. Das viergeschossige und in kräftiger orange-ockriger Farbigkeit gehaltene Gebäude besitzt in seinem Inneren den größten aller Innenhöfe der Stadt Graz.
Ungewöhnliche Mitte dieses Innenhofes ist ein nie schmelzender Schneemann aus Marmor, der nachdenklich in eine große Pfütze zu seinen Füßen blickt. Wer ihm über die Schulter schaut wird bemerken, dass sich im Wasser die Uhr des Priesterseminars spiegelt. Der Schneemann denkt über seine eigene Vergänglichkeit nach – damit aber auch über die Vergänglichkeit jedes Menschen.
Das mächtige, 1572 bis 1597 errichtete Gebäude diente einst als Jesuitenkolleg. Heute sind verschiedenste Institutionen der Diözese Graz-Seckau hier untergebracht, wie das Priesterseminar, das Diözesanmuseum Graz oder das Diözesanarchiv.