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Die Palette der mehr oder weniger seriösen Antworten, wer Maria von Magdala im irdischen Leben war, reicht von der Auferstehungszeugin über die befreite Prostituierte bis hin zur Ehefrau Jesu und Mutter seines Kindes.
Sie hieß Maria, wie unzählige jüdische Frauen zur Zeit Jesu. Man nannte sie nach ihrem Heimatort, den sie wohl verlassen hatte, nach dem reichen Fischerdorf Magdala am See Genezaret. Sie dürfte daher eine für damalige Verhältnisse selbständige Frau gewesen sein. Der Bibelwissenschaftler Martin Stowasser von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien betont, dass sie interessanterweise "nicht über ihren Mann oder über ihre Familie definiert wird, sondern über ihren Abstammungsort". Das bedeutet, dass sie "entweder unverheiratet, also in gewisser Weise selbständig geblieben ist, oder verwitwet war".
Maria von Magdala gehörte, so ist der Bibel zu entnehmen, zum engsten Kreis um Jesus von Nazareth, der sie von Dämonen befreit hatte, was in der Sprache der Bibel eine Bekehrung, möglicherweise eine Heilung von psychischer Krankheit meint.
Maria blieb bei Jesus bis zu seiner Hinrichtung am Kreuz, und entdeckte als erste das leere Grab. Dort - und das ist nun das Entscheidende - erlebte sie eine Erscheinung des auferstandenen Jesus. "Es gehört zum letzten wichtigen, historisch gesicherten Datum, dass sie eine Auferstehungserfahrung gehabt hat. Das Matthäus- und das Johannesevangelium schreiben ihr die 'Protophanie', also die Ersterscheinung des Auferstandenen zu", so Martin Stowasser. Daraufhin brachte sie, so erzählt der am 22. Juli vorgesehene Lesungstext (Joh 20,1–2.11–18), den Jüngern die Osterbotschaft. Sie war es also, und nicht wie später dargestellt Petrus, von der jene Verkündigung ausging, durch die letztlich das Christentum entstand.
Der Bibelwissenschaftler Stowasser stellt fest: "Aus heutiger Perspektive können wir also sagen, dass die Osterzeugin Maria von Magdala als wichtige Frau der frühen Kirche zurückgedrängt wurde, zugunsten der männlichen Kirche, die durch Petrus repräsentiert wird." Das sei aus heutiger frauenkritischer Sicht "eindeutig ein Fehler" gewesen, so Stowasser.
In die Legende eingegangen ist Maria von Magdala aber als Sünderin und Büßerin: Sie soll jene Frau gewesen sein, die Jesus die Füße salbte, von der das Lukasevangelium (7,36-50) allerdings keinenNamen überliefert. Was einst Papst Gregor der Große bestätigte, wird nun unter Franziskus aufgeklärt: Von der Sünderin ist keine Rede mehr. Vielmehr von der ersten Evangelistin.
An der Legende von der Liebesbeziehung zwischen Maria und Jesus ist übrigens nichts dran. In gnostischen Texten aus dem 2. Jahrhundert liest man zwar, dass er sie mehr geliebt habe als die anderen Jünger, und dass er sie geküsst habe. Das sind aber metaphorische Formulierungen. Bibelwissenschaftler Stowasser erklärt: "Damit wird im gnostischen System eine besondere Offenbarung an jemanden zum Ausdruck gebracht. Das ist allegorisch zu verstehen und nicht als Anspielung auf eine sexuelle Beziehung."
Papst Franziskus hat 2016 den Gedenktag der Heiligen Maria Magdalena aufgewertet. Der Gedenktag der Heiligen am 22. Juli ist jetzt als "Fest" eingestuft. Papst Franziskus hat die Bedeutung von Maria Magdalena für die Ausbreitung des Glaubens an Jesus Christus als auferstandenen Herrn betont. Weil die Annahme dieses Glaubens durch die in Hoffnungslosigkeit gefallenen Jünger wesentlich auf die Mission dieser Frau zurückgeht, die vorher in der Abhängigkeit von charakterlich schlechten Männer gewesen sei, werde Maria aus Magdala als "Apostelin der neuen und größten Hoffnung" verehrt, sagte der Papst.
Gott kennt laut Franziskus die Menschen genau und steht ihnen auch in unerwarteten Momenten bei, was die Erzählung von Maria Magdalena zeige. Diese sei zunächst traurig gewesen, weil sie das Grab Jesu leer vorgefunden habe. Doch gleich danach sei sie über die Auferstehung informiert worden. So zeige sich Gott nicht nur Maria Magdalena, sondern allen Menschen: "Wir haben einen Gott an unserer Seite, der uns beim Namen nennt und aufrichtet, der durch seine Auferstehung uns und die Welt verwandelt", erklärte der Papst.
Quellen: kathpress.at, Erzdiözese Wien