Katholische Aktion

Die viel zitierte Autonomie der weltlichen Dinge, wie im II. Vatikanum angesprochen wird, dispensiert uns als Christinnen und Christen nicht, gerade auch zu gesellschaftspolitischen Fragen Position zu beziehen.

Seit langem besteht – nicht nur hierzulande – das Missverständnis, Säkularisierung mit Privatisierung gleichzusetzen. Andererseits zeigen nicht nur Internetforen, dass kaum ein Thema so stark emotionalisieren kann wie Religion. Ob als Projektionsfläche für alles Unbill dieser Welt oder als Tummelplatz pseudokritischer Verschwörungstheorien, Religion, Kirche und Glaube sind hier ein immerwährendes und vielfältig einsetzbares Objekt der unterschiedlichsten Begierden. Während Talk-Shows und Häppchenjournalismus zunehmend das Private mit brachialer Obszönität in die Öffentlichkeit tragen, wird die gesellschaftspolitische Relevanz der weltanschaulichen und/oder religiösen Überzeugung zunehmend privatisiert.

Wir Christinnen und Christen haben in unserer doppelten Treue zu Gott und den Menschen den Auftrag, zu den ökonomischen, ökologischen und sozialen Fehlentwicklungen deutlich und unüberhörbar Stellung zu beziehen.

Unser Glaube ist nicht unsere Privatsache, weil zum ersten unser geoffenbarter Auftrag ein anderer ist. Von den Zehn Geboten über die Bergpredigt bis hin zu biblischen Aufforderungen wie „Was du dem geringsten meiner Brüder getan hast“ lässt sich ein großer dahingehender Bogen spannen.

Unser Glaube ist nicht unsere Privatsache, weil zum zweiten und bei allen auch berechtigten Vorbehalten gegenüber dem Begriff „Leitkultur“, die konstituierend prägende Kraft des Christentums in unser Kultur und Gesellschaft unübersehbar ist.

Und unser Glaube ist nicht unsere Privatsache, weil zum dritten unser „Angebot“ an die Gesellschaft von der „Schöpfungsverantwortung“ bis hin zur „Unteilbarkeit der Menschenwürde und der Menschenrechte“ sich immer mehr als globale Überlebensversicherung herausstellt.

Gott ist unendlich mehr als Dekor und Assekuranz, wir werden ihm weder gerecht, wenn wir ihn zum Schmuck unseres Lebens oder zur Versicherungspolizze in einer bei Bedarf zu öffnenden Lade verstehen