Hubertusmesse 2023 - Predigt
Sehr geehrte Jägerinnen und Jäger.
Schwester und Brüder im HERRN.
Die Texte am Fest des heiligen Hubertus offenbaren ein wahres Asketentum. So schreibt Paulus man soll seinen Leib unterwerfen und züchtigen. (1 Kor 9,27).
Und das Matthäusevangelium ermahnt uns, wachsam zu sein und so das Kommen des Menschensohns zu erwarten.
Während ich das mit der Wachsamkeit und dem Jägerberuf noch gut zusammen bringen kann, suche ich doch verzweifelt unter den Jägern einen Asketen. Nein, die sind auch unter uns Mönchen (zumindest wenn ich von meiner Generation spreche) rar geworden. Die Älteren oder die Jüngeren vielleicht noch eher.
Im Allgemeinen werden solche Texte am Fest einen Heiligen bewusst ausgewählt, um einen bestimmten Charakterzug der Person hervorzuheben.
So heisst es etwa in der Lebensbeschreibung des heiligen Hubertus:
Nach dem Tod seiner Gattin bei der Geburt dieses ersten Sohnes zog er sich von allen Ämtern zurück, lebte ab 695 sieben Jahre lang als Einsiedler in den Ardennen und ernährte sich durch die Jagd.
Irgendwie auch wieder sympathisch, da ich bis heute dachte Einsiedler leben nur von irgendwelchen Kräutern und Beeren und Wurzeln oder von dem, was die Rat suchenden Leute ihnen bringen.
Also Hubertus erst einmal als ein Mann, der seine Frau verloren und dadurch sein bisheriges Leben infrage stellt und ein Gottsucher wird.
Und im Evangelium wird ein wachsamer, treuer und kluger Knecht Gottes erwähnt (Mt 24,42.45). Auch das lässt sich auf den heiligen Einsiedler und Bischof Hubertus übertragen. So war er Glaubensbote und Bischof in den heutigen Niederlanden (Brabant) und im heutigen Belgien (Ardennen); aber vor allem hat er auch in physischer Not geholfen und so viele Menschen bei einer Hungersnot vor dem sicheren Tod gerettet.
Und das Kreuz?
Wo bleibt das Kreuz und die christliche Botschaft vom Kreuz in der Predigt von Pater Ulrich? Bin ich nicht auf dem besten Weg eine Wohlfühlreligion zu verkünden, die für eine Brauchtumsveranstaltung brav zu Verfügung steht?
Und das Kreuz?
Wurde das leuchtende Kreuz über einem kapitalen, weißen Hirsch dem Leben des Heiligen Hubertus nicht einfach dazu gedichtet, indem man seine Legende mit der des heiligen Eustachius vermischte? Ja, so war es wohl. Aber die Jägerschaft hat ja mit dieser Vermischung der Lebensbeschreibungen klar gemacht, dass sie sich auch ausrichten will auf das KREUZ Jesu Christi und dass es ihr im Letzten (bei allen Trophäen dieser Welt) um einen unvergänglichen Preis geht.
Eine Szene im Leben Jesu - eine Szene des Karfreitags - stell ich mir immer besonders vor: wie Jesus das Kreuz auf seine Schultern nimmt. Das harte, schwere Holz. Die zweite Kreuzwegstation. Er macht das nicht um einen vergänglichen Preis zu erhalten. Nicht um der Ehre und des Ruhms eines irdischen Königs willen.
Ich stelle mir die Zärtlichkeit Jesu vor, mit der er das Kreuz umarmt. Wie der ungerecht Verurteilte, der von LEID Gezeichnete das Kreuz nur annimmt, damit die Hände Gottes sich am Kreuz weit öffnen können für uns alle.
Und auch die Wachsamkeit wird dezidiert in der Passion erwähnt. Wo Jesus im Garten Gethsemane innig betet, zittert und schwitzt, bittet er seine Jünger wach zu bleiben. MIT IHM auszuharren. Und - wie Menschen sind - schlafen sie ein. Es ist zu viel verlangt.
Und das Kreuz?
An unzähligen Orten in unseren Häusern, an unseren Wegen steht ein Kreuz, wo wir beten dürfen: „Wir danken dir, Herr Jesus Christ, dass du für uns gestorben bist.“
Und beim Kreuz geht es nicht um das Kreuz der andern. Es geht um mein Kreuz, dass ich tapfer annehmen soll. Natürlich immer verbunden mit der Aufgabe, die mir zukommt.
Immerhin hat Hubertus sieben Jahre in seiner Einsiedelei und eine Wallfahrt nach Rom gebraucht um wieder seinen Platz in der Kirche und Welt zu finden. Und egal in welchem Beruf und welchem Hobby. Es gilt sich auszurichten am Kreuz. So dürfen wir fragen, wo ist mein Platz in der Welt und in der Kirche? Wo kann Gott mich gebrauchen?
Die letzte Trophäe ist das Kreuz. Es wird der einzige Balken sein, der uns auf die andere Seite bringt. Amen.