Die Heiligen Anfang Oktober
Liebe Verkünderinnen und Verkünder der Barmherzigkeit Gottes.
Was mir am christlichen Kalenderjahr besonders bedeutsam ist, sind die Lesungen des Tages - auch Bahnlesung genannt - die weltweit an jedem Sonntag oder Wochentag gelesen werden. Aber ebenso tröstlich und gut sind die vielen Heiligen mit denen das Jahr gespickt ist. Das fällt mir besonders im Herbst immer wieder auf: ZB im November, wo Heilige wie Elisabeth oder Martin die dunkle Zeit ein bisschen heller machen.
Und auch die erste Oktoberwoche bringt da so vieles mit sich: Terese von Lisieux, Schutzengel, Franziskus, gestern Schwester Faustina und schließlich heute der Kartäuser Bruno.
Nein, es sind nicht unbedingt die unbedeutendsten Heilige, die da vom 01. bis 06. Oktober gefeiert werden.
Und natürlich kennen einige von uns die schönen Seiten dieser Heiligen, die unser Herz berühren und wo wir sagen „wow“, dieser Kirche gehöre ich gerne an.
Doch Heiligenlegenden sind keine salbungsvollen Schmeicheleien, die uns einfach nur bestätigen; vielmehr zeigen sie die Herausforderungen des Christen, der sich oft einem unbarmherziges Gesicht von Kirche gegenübersieht. Und dann leuchtet im Leben der kleinen Terese, des kleinen Armen von Assisi und der kleinen, polnischen Schwester Faustina das Licht Gottes sanft und schön auf.
Als mich Martin vor 12 Tagen anrief und mich fragt ob ich heute die Messe hier halten kann, aber ich das dann gleich per Spracheingabe in mein Handy eingegeben. Es stand dann am 06. Oktober um 1630 Uhr in meinem Kalender: „Abenteuer beim Herzlichkeit in Wörschach“
- Ja, da müssen wir noch üben, Siri. -
Aber anscheinend ist es ein Abenteuer auf das sich die Heiligen eingelassen haben.
Sie haben trotz der Hässlichkeit und Dunkelheit vieler Glieder der Kirche das Evangelium gelebt. Ich denke hier an Terese, die lange dafür kämpfen musste, dass sie in so jungen Jahren gleich ihrer Schwester in den Karmel eintreten durfte und die viele Anfeindungen unter ihren Mitschwestern erlebt hat. Aber umso mehr hat sie auch gelitten mit dem Chinamissionar Père Adolphe Roulland, den sie adoptiert hat und für den sie unermüdlich gebetet hat. Sie war ihm so nah, wie eine Schwester ihrem Bruder nah sein kann.
Gerade in die schwere Krankheiten und Niederlagen ihres kleinen Bruders hat sie Worte der Liebe gesprochen:
„Im Herzen meiner Mutter Kirche will ich Liebe sein.“
Die kleine Terese hat erkannt, dass die Kirche Leib ist und wenn ein Glied leidet, der ganze Leib leidet. Sie hat mit ihrem kleinen Bruder in der Mission gelitten und hat ihm und der ganzen Kirche ihre Liebe zukommen lassen.
Und dass wir heute Sr. Faustina als Heilige verehren dürfen und vor allem auch das Bild des Barmherzigen Jesus, verbunden mit der Barmherzigkeitsnovene und dem Barmherzigkeitsrosenkranz haben wir einem Ereignis im Oktober 1978 zu verdanken.
Die Päpste Pius xII. und Johannes XXIII. haben alles, was es mit Sr. Faustina auf sich hat, abgelehnt. Und dann hat sich der Herrgott gedacht: „Naja, dann mach ich halt einen Polen zum Papst.“ - eben im Oktober 78. Und wie die Geschichte weiter geht wissen wir.
Schwestern und Brüder. Sollte uns die Barmherzigkeit Gottes nicht zum Staunen bringen, machen wir etwas falsch, ist unser christlicher Glaube nur noch ein totes Gewässer.
Liebe Freunde der Barmherzigkeit.
Und auch bei Franziskus dürfen wir die dunkle Seiten nicht vergessen. Was war die Kirche damals? Im Osten kannte sie nur das Schwert und den militärischen Kampf gegen den Islam. Im Süden Frankreichs lies sie Scheiterhaufen gegen die Albigenser und Katharer errichten. Sicherlich gilt den Gliedern der Kirche, die unbarmherzig handeln der Wehspruch aus dem heutigen Evangelium:
„Und du, Kafarnaum, meinst du etwa, du wirst bis zum Himmel erhoben? Nein, in die Unterwelt wirst du hinabgeworfen.“
Und diese Zeit im 13. Jahrhundert hinein sprach Jesus sein Wort zu diesem verwöhnten Händlersohn aus Umbrien:
„Franziskus, bau meine Kirche wieder auf.“
Franziskus hat das zuerst einmal wortwörtlich verstanden und die kleine Kirche vor den Toren Assisis San Damiano wieder aufgebaut. Doch dann hat er verstanden, es geht um die Kirche Jesu. Um diesen mystischen Leib, der entehrt wurde, weil wir die Eucharistie und das Wort Gottes nicht mehr ehren.
Zugeben, bei den heutigen Lesungen fällt es schon ein wenig schwer, da zur Barmherzigkeit Gottes überzuleiten.
„wir haben gegen den Herrn gesündigt und ihm nicht gehorcht.“
Nein, von Barmherzigkeit ist da nicht die Rede. Chorazin, Betsaida und Kafarnaum haben ihr Herz verschlossen und wollten die Botschaft des Gottesreiches nicht hören.
Sie waren nicht zur Buße bereit.
Sind wir zur Buße bereit?
Ich glaube, wir alle staunen viel über Gott und seine Barmherzigkeit, die ER uns in seinem Sohn Jesus Christus gezeigt hat. (Staunen reicht nicht) Bitten wir G’tt, dass ER durch uns sein lebendiges Wasser - das ER uns in den Sakramenten schenkt - fließen lässt.
Aber nur, wenn wir auch diese Barmherzigkeit weiter schenken und weitergeben, kann das Wasser wieder abfließen.
Nur so werden wir zu einem lebendigen Teich, in dem es blüht und in dem Leben möglich ist. Amen.