Fest der unbefleckt empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria
Wir leben in einem Zeitalter von Selfies. Jeder tut sich selbst gerne ins rechte Licht rücken. Aber, das hat durchaus Geschichte: Denken wir an die vielen Portraits der schönen Reichen in den letzten 500 Jahren. Ich denke an die Äbtegalerie, an Portraits von unzähligen Adligen. Meist wurde und wird bei einem Portrait ein Ideal gezeichnet, das es so nie gab/ gibt. Es wird dann vielleicht auch etwas überzeichnet und so hübsch ist der oder die vor der Staffelei oder dem Fotoapparat Sitzende gar nicht.
Maria ist schön. Man braucht bei ihr nichts zu retuschieren. Sie ist schön, weil sie Gottes Plan vorbildlich umgesetzt hat. Es ist eine elegante Schönheit: Sie verdreht nicht den Männern den Kopf & sie macht die anderen Frauen nicht neidisch.
Die wahre Schönheit einer Frau kommt aus dem Innern, sie kommt aus der Fähigkeit zu lieben und zu verzeihen.
Heute ist ein Fest der Schönheit, aber auch ein Fest des neuen Anfangs. Deswegen ist dieses Fest ja im Advent. Der Advent erinnert uns daran, dass Gott neu mit seiner Schöpfung beginnen will. Dieser neue Anfang wird im Evangelium deutlich. Dieser neue Anfang kann bei jedem Menschen funktionieren. Im Evangelium wird Maria beschrieben als „voll der Gnade“. So wird sie vom Engel angeredet. Gleichzeitig sagt sie aber über sich: „Ich bin die Magd des Herrn!“; hier ist er, der neue Mensch. Er ist erlöst und zugleich kniet er vor der Allmacht Gottes. Maria ist der Prototyp dieses neuen Menschen. Sie bringt uns das Licht des Heiligen Geistes und ist zugleich fügsam gegenüber dem, was der heilige Geist mit ihr vorhat.
„Wer den Herrn in seinem Leben aufnimmt und ihn aus ganzem Herzen liebt, ist zu einem neuen Anfang fähig. Es gelingt ihm den Willen Gottes zu tun: eine neue Lebensform zu verwirklichen, die von der Liebe beseelt und zur Ewigkeit bestimmt ist.“ (Benedikt XVI)
Wenn wir als Christen vom neuen Menschen reden, müssen wir auch von unserer Taufe reden. Wir denken an die Taufe des Herrn, wo aus dem Himmel eine Stimme sprach: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich gefallen gefunden (Matthäus 3,16; hier wird Psalm 2 zitiert.). Es ist die Taufzusage Gottes an jeden einzelnen von uns: Du bist mein geliebter Sohn / Du bist meine geliebte Tochter.
„Allen, die IHN aufnahmen, gab er Macht Kinder Gottes zu werden.“ (Johannes 1,12). Diese gewaltige Zusage ergeht an uns am Christtag im Evangelium.
„Kinder Gottes.“ Das sind mehrere. Das ist eine Gemeinschaft. Wir feiern heute auch ein Fest der Gemeinschaft. D.h., wenn ich glaube, wenn ich aus dem Glauben handle, bin ich mit allen anderen Christen mit dem Band der Liebe verbunden.
Und so ist Maria mit uns verbunden. Sie hat geglaubt und aus dem Glauben gehandelt. So können wir sie mit Recht als große Fürsprecherin anrufen: Mater Dei, memento mei = Mutter Gottes, denk an mich.
predigt von P. Ulrich Diel OSB