O Heiland, reiß die Himmel auf - Advent 1622 & 2022
Wahrscheinlich stammt vom Jesuiten und heftigsten Ankläger der Hexenverfolgung im 17. Jahrhundert Friedrich Spee (+1635) das Adventlied „O Heiland, reiß die Himmel auf“. Seine Lebenszeit war auch geprägt durch Pest und Kriege zwischen den christlichen Konfessionen und - als ob das nicht genug wäre - wurde er zeitweise im eigenen Orden kaltgestellt. (So sans halt die Jesuiten!). Sein Adventlied ist eine Klage an Gott, die durchaus an das Gebet erinnert, welches uns Psalmen oder Propheten im Alten Testament lehren.
O Heiland, reiß die Himmel auf, herab, herab vom Himmel lauf, reiß ab vom Himmel Tor und Tür, reiß ab, wo Schloss und Riegel für.
O Gott, ein’ Tau vom Himmel gieß, im Tau herab, o Heiland, fließ.
Ihr Wolken, brecht und regnet aus den König über Jakobs Haus.
O Erd, schlag aus, schlag aus, o Erd, dass Berg und Tal grün alles werd. O Erd, herfür dies Blümlein bring,
o Heiland, aus der Erden spring.
Reißen, Laufen, Brechen, Schlagen, Springen sind Verben, die wir nicht unbedingt in einem Adventlied vermuten würden. Und doch bringen sie die Erwartungshaltung des Menschen Friedrich Spee zum Ausdruck, der zu Gott nach Hilfe schreit, aber auch zugleich seinen Mund auftut gegen das Unrecht seiner Zeit. Bei weitem hat dieses vor exakt 400 Jahren erstmals veröffentlichte Lied seine Aktualität nicht eingebüßt.