Auszug aus der Predigt bei der Vesper vom 02.08.2023
Zunächst sind da die Fischer, die aus dem Boot steigen, um die Netze zu waschen. Das ist die Szene, die sich Jesus darbietet, und genau an dieser Stelle setzt er an. Er hatte erst vor kurzem in der Synagoge von Nazaret begonnen, zu predigen, aber seine Landsleute hatten ihn aus der Stadt hinaus getrieben und sogar versucht, ihn zu töten (vgl. Lk 4,28-30). Also verlässt er den heiligen Ort und beginnt, das Wort unter den Menschen zu predigen, auf den Straßen, wo sich die Frauen und Männer seiner Zeit jeden Tag abmühen. Christus will Gottes Nähe genau an die Orte und in die Situationen hineintragen, wo die Menschen leben, ringen, hoffen und manchmal das Scheitern und den Misserfolg in Händen halten, eben wie jene Fischer, die in der Nacht nichts gefangen hatten. Jesus sieht liebevoll auf Simon und seine Gefährten, die müde und betrübt ihre Netze waschen und dabei eine mechanische Bewegung wiederholen, die aber zugleich müde und resigniert wirkt: Es blieb nichts anderes übrig, als mit leeren Händen nach Hause zu gehen.
Manchmal können wir auf unserem Weg als Kirche eine ähnliche Müdigkeit verspüren. Müdigkeit. Jemand sagte: „Ich fürchte die Müdigkeit der Guten“. Eine Müdigkeit wenn es uns scheint, nur leere Netze in den Händen zu halten. Es ist ein Gefühl, das in Ländern mit alter christlicher Tradition weit verbreitet ist, die viele soziale und kulturelle Veränderungen durchmachen und zunehmend von Säkularismus, Gleichgültigkeit gegenüber Gott und einer zunehmenden Abkehr von der Glaubenspraxis geprägt sind.
Unlängst spazierten wir von unserem Pfarrkindergarten zu Familie Madl/Raffler nach Eberdorf.
Denn vor einem Jahr hatten unsere Kinder im Zuge der Aufforstungsmaßnahmen beim Bäumchensetzen mitgeholfen. Wir waren nun schon sehr gespannt, was aus den Bäumchen geworden ist und vor allem, ob mit dem Setzen die Sache erledigt war.
Nach einer Stärkung mit über der Feuerschale gegrillten Würsteln, Kuchen und erfrischenden Getränken besuchten die Kinder voller Freude die Tiere im Stall. Die Kinder fanden es lustig, dass ihnen die Kühe und Kälber mit ihrer rauen Zunge über die Hände schleckten. Nach unzähligen Streicheleinheiten machten wir uns auf den Weg in den Wald.
Bei unseren Bäumchen angekommen entdeckten die Kinder sofort die Tafel, die wir vor einem Jahr an einem Baumstumpf angebracht hatten. Wir mussten feststellen, dass nicht nur unsere Bäumchen etwas gewachsen waren, sondern auch Brennnesseln und Disteln rundherum. Wir erfuhren, dass es sehr viel Arbeit ist, sich um die Bäumchen zu kümmern und dass nicht nur das Einpflanzen dazugehört. Die Bäumchen müssen regelmäßig ausgeschnitten und vor Verbiss geschützt werden, da Wildtiere gerne daran knabbern.
Außerdem entdeckten wir an vielen Bäumchen die Garderoben-Zeichen, mit denen wir diese gekennzeichnet hatten. Die Kinder wussten noch genau, mit wem gemeinsam sie ein Bäumchen gesetzt hatten.
Mit vielen schönen Eindrücken und auch schon ein bisschen müde machten wir uns wieder auf den Weg Richtung Pfarrkindergarten.
Wir möchten uns bei Familie Madl/Raffler für die Einladung und die köstliche Verpflegung sowie bei den Begleitpersonen für ihre Zeit sehr herzlich bedanken!
Sehen
mit offenen Augen
staunen wie du Gott
lebendig bist in Schöpfung und Kosmos
Sehen
mit geschlossenen Augen
wie du mich bewohnst und bewegst
staunen wie du in mir atmest
und meine ökologische Achtsamkeit
wachhältst
Sehen
mit offenen Augen
mich begeistern lassen
von all den vielen Wundern
die du uns alltäglich zufließen lässt
Sehen
mit geschlossenen Augen
dich als tiefsten Seelengrund erfahren
um mich mit meinen Gaben und Grenzen
annehmen zu können
Sehen
mit offenen Augen
die brennenden Fragen unserer Zeit
wahr-nehmen
Wut und Entsetzen spüren
um mit dir den Traum einer gerechteren Welt
umzusetzen im solidarischen Miteinander
Pierre Stutz
aus: 50 Rituale für die Seele, Verlag Herder, Freiburg, Neuausgabe 2022
Dieses Gebet geht auf den hl. Ignatius von Loyola zurück.
Für ihn war das sogenannte „Examen“ die „wichtigste Viertelstunde“ des Tages.
Er ließ sie nie ausfallen.
Während dieser Viertelstunde kann ich dem Raum geben,
was während des Alltags nur wenig Beachtung gefunden hat:
meinen Stimmungen, Regungen und Gefühlen.
Ich kann sie noch einmal „verspüren und verkosten“ – wie Ignatius sagen würde.
Zum Donner:
Wenn man immer bloß sehen wollte, was einem fehlt,
dann käme ja kein Mensch in keinem Augenblick zum Lebensgenuss. Richard Dehmel
Heute ist der Sinn des Lebens,
Geschwätzwettbewerbe zu veranstalten, gigantische Krachmaschinen, Heulmaschinen, Geschwätzverstärkungsmaschinen
Tag und Nacht in Betrieb zu halten. Hans Arp
Eine Seele ohne Schweigen ist wie eine Stadt ohne Schutz,
und wer das Schweigen pflegt, bewahrt seine Seele. Theresia von Lisieux
Die Musik ist wie ein geistiges, himmlisches Bad;
die kranke Seele tuacht sich selbst verlierend in den Strom der holden Töne unter und tirtt genesen und verklärter wieder hervor. Heinrich Zschokke