Breitenfeld an der Rittschein - Oststeiermark
Seit 300 Jahren betreten Menschen dieses Gotteshaus, um hier zum „Heiland der Welt“ zu beten. Waren es anfangs die Schrecken der Pest, die viele Pilger hierher führten, so sind wir heute eingeladen, in den vielfältigen persönlichen und gesellschaftlichen Nöten unserer Zeit den „Heiland der Welt“ um Hilfe anzurufen.
Die barocke Schönheit dieser Kirche möge Sie berühren, die Stille dieses Hauses Sie zur Ruhe kommen lassen. Mögen Sie gestärkt von diesem Gnadenort nach Hause gehen.
Geschichte der Pfarrkirche
1229 Erste Erwähnung des wohl um 1160 als Burggrafensiedlung der Herrschaft Riegersburg gegründeten Ortes Breitenfeld.
1232 Breitenfeld wird dem Riegersburger Pfarrsprengel eingegliedert.
1634 wütet die Pest im Ort; ein Pestfriedhof wird angelegt.
1641 Errichtung der ersten Kapelle auf dem Pestfriedhof, als „gewölbtes Creuz“ bezeichnet;
1645 wurde in der Kapelle erstmals das Messopfer gefeiert.
1650 Erweiterung der Kapelle zu einem „Khirchl“.
1668 Gründung der „Todesangst-Christi-Bruderschaft“.
1680 führt die zweite Pestwelle zu einer starken Zunahme der Wallfahrt.
1681-98 Bau der Wallfahrtskirche (heutige Pfarrkirche) auf Betreiben des RiegersburgerHauptpfarrers Johann Anton de Gabrielis.
Ab 1707 entstand die prächtige barocke Einrichtung der Kirche unter dem RiegersburgerHauptpfarrer Gundaker Graf von Stubenberg (gest. 1729, in der Breitenfelder Kirche beigesetzt, Grabstein im Presbyterium).
1714 Weihe der Kirche und der fünf Altäre.
1740 Bau des spätbarocken Mesnerhauses, heute Pfarrhof.
Bis 1788 gehörte das Gebiet von Breitenfeld zur Hauptpfarre Riegersburg; im Zuge der josephinischen Kirchenreform erfolgte die Erhebung zur Pfarre, zunächst formal als Lokalkuratie, seit 1865 offiziell als Pfarre bezeichnet.
Um 1840 wurde der ursprüngliche barocke Zwiebelhelm des Kirchturmes durch das jetzige Pyramidendach ersetzt.
1972-77 Generalsanierung der einsturzgefährdeten Kirche und vollständigeInnenrestaurierung.
1998 Außenrenovierung der Pfarrkirche.
Außenbau:
Stattlicher Bau mit zwei Giebelfassaden, im Osten zwei Nischenfiguren Christus Salvator und Maria, davor Säule mit Maria Immakulata; in vier Nischen Heiligenstatuen von 1977 (Christophorus, Notburga, Antonius Eremita Sebastian) sowie Westportal mit Relief der Apostel Petrus und Paulus, von Franz Weiss.
Hochaltar:
Den ganzen Chorschluss ausfüllender Hochaltar mit seitlich vorspringender Säulenarchitektur und Opfergangsportalen (Wallfahrt); im Zentrum das noch vom Vorgängerbau übernommene, um 1648/50 entstandene Bild „Salvator mundi“, von SIMON ECHTER; in zwei Ebenen angeordnet die Statuen der zwölf Apostel und Engel; über dem Altarbild „Vera Ikon“ (Antlitz Christi).
Kanzel:
Mächtige, mit der Bedeutung als Wallfahrtskirche erklärbare Kanzel, in der schwungvollen Gestalt wohl in Anlehnung an die Kanzel der Stiftskirche in Vorau entstanden; am Kanzelaufgang und Korb Symbole der Evangelisten sowie Reliefs mit Darstellungen aus dem Leben Jesu; an den Ecken Figuren der drei göttlichen Tugenden (Glaube, Liebe, Hoffnung) sowie der Stärke; zuoberst die Statue Christi.
Vordere Seitenaltäre:
Links Kreuzaltar mit Altarbild Kreuzigung Christi mit Maria, Johannes und Maria Magdalena;
Oberbild Todesangst Christi; Figuren hl. Katharina und hl. Barbara; rechts Marienaltar mit Bild Maria Immakulata von August Krauss, 1887
Oberbild Maria und Verkündigung an die Hirten; Figuren hl. Florian und hl. Leopold.
Hintere Seitenaltäre:
Links Antoniusaltar, mit Bild von Matthias von Görz, 1718. Das Bild zeigt den vielverehrten hl. Antonius von Padua, wie ihm in einer Vision das Jesuskind erscheint. Ein Engel reicht ihm sein Attribut, die weiße Lilie, als Symbol der Reinheit.
Oberbild hl. Sebastian; rechts Franz-Xaver-Altar, mit Bild „Hl. Franz Xaver tauft einen Inder“Oberbild Bekehrung (hl. Georg / Florian?); rechts an der Wand Votivbild von 1689 mit Christus Salvator und den Pestheiligen Sebastian, Rosalia und Rochus.
Sonstige Einrichtung:
Kreuzwegbilder, Anfang 19. Jh
Orgel erbaut 1722 von Andreas Schwarz aus Graz
Hl. Grab: zur Fastenzeit aufgestellt
Krippe in der Weihnachtszeit von 1993
Der erste Zustrom von Wallfahrern setzte noch vor Mitte des 17. Jahrhunderts ein, weshalb die am Pestfriedhof errichtete Kapelle schon um 1650 vergrößert werden musste. Vor dem - noch heute am Hochaltar erhaltenen - Bild des Heilands (Salvator mundi) beteten die Schutz und Hilfe suchenden Menschen und dankten Gott für die Verschonung vor Pest und Krankheit. Die Todesangst vor der Pest, die auch zur Gründung einer eigenen Bruderschaft führte, wollten die Pilger bewältigen, indem sie hier der Todesangst Christi am Ölberg und seines Erlösungswerks gedachten. Der wachsende Zustrom an Wallfahrern nach dem neuerlichen Aufflammen der Pest im Jahre 1680 machte den Bau der großen Kirche erforderlich. Die Wallfahrt blühte bis etwa 1780, als ihr die wallfahrerfeindlichen Anordnungen im Josephinismus ein Ende bereiteten. Nur der „Schmerzhafte Freitag“, der Freitag nach dem Passionssonntag, ist als Wallfahrtstag bis heute erhalten geblieben.
Religiöses und kulturgeschichtliches Denkmal in der Mitte des Ortes - spätbarocke Wegkapelle aus der zweiten Hälfte des 18. Jh.
Der Heiland der Welt, eine kunstvolle Schnitzerei eines heimischen Künstlers, sieht schützend auf jeden Vorbeikommenden herab und weist hin, auf Patron der Pfarr- und Wallfahrtskirche Breitenfeld.