Kreuze und Bildstöcke
Dorfkreuz
Das „Dorfkreuz“ ist einer der ältesten Bildstöcke auf dem Gemeindegebiet, es liegt zentral an einer Ecke des ursprünglich zentralen Dorfplatzes und steht im Eigentum der Marktgemeinde Lieboch.
Dieser Bildstock wurde in seiner heutigen Form im Jahr 1951 fertiggestellt. Damals wurden laut Pfarrchronik die drei Nischen (Unbefleckte Maria, Auferstandener Christus, Heiliger Josef) des Bildstockes vom Maria Lankowitzer Kirchenmaler Toni Hafner bemalt. Finanziert wurde dies durch die Erlöse eines kirchlichen Jugendtheaters und einer Sammlung im Dorf. Seither wurde das Dorfkreuz in den Jahren 1975 und zuletzt 1994 in Zusammenarbeit von Fremdenverkehrsverein und Pfarrmitgliedern renoviert, wodurch sich der gute Erhaltungszustand des Dorfkreuzes erklärt.
Nach mündlicher Überlieferung ist unter dem Denkmal ein an „schwarzen Blattern“ (=Pest) Verstorbener begraben. Gegen diese Legende spricht aber die zentrale Lage – Pesttote wurden in der Regel wegen der Ansteckungsgefahr außerhalb des Ortes bestattet. Als zentraler Bildstock wurde das Dorfkreuz wohl schon jeher als Andachtsstätte für die Liebocher verwendet. Insbesondere in alten Zeiten vor dem Entstehen der Pfarrkirche dürfte sich das Dorfkreuz als Versammlungsstätte bewährt haben.
Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts führte die inzwischen vergessene Prozession zum Erntedankfest von der Kirche zum Dorfkreuz. Selbst heute ist das Dorfkreuz noch Ziel bzw. Station kirchlicher Feierlichkeiten. So findet hier alljährlich die Palmweihe statt. Selbstredend, ist das Dorfkreuz auch einer der wichtigsten Standorte für die Fleischweihe am Karsamstag. Schließlich dient das Dorfkreuz noch als zentraler Altar bei der Fronleichnamsfeier und seit Kurzem auch wieder als Standort von Maiandachten.
Anm: Bei der Wort-Gottes-Feier zu Maria Himmelfahrt, am 15. August 2024, wurde das Kreuz nach Renovierung gesegnet (die Malerarbeiten wurden durchgeführt durch Herrn Peter Bachner gesegnet, finanziert durch Spenden sowie einen Beitrag der Gemeinde, organisiert durch Hans Koch).
Zenzkreuz
Das Kreuz liegt am Beginn des sogenannten Zenzweges, der den Namen der langjährigen Besitzerin und Liebocher Lehrerin Josefine Zenz bewahrt. Die aktuelle Form des Kreuzes geht auf das Jahr 1951 zurück, als der bestehende Betonsockel angefertigt wurde. Das Holzkreuz, welches zuletzt im Jahre 1978 von der Besitzerin renoviert wurde, stand bis 1985 zwischen zwei mächtigen Eichen. Durch einen Sturm wurden die beiden Bäume umgeworfen und lagen links und rechts vom Kreuz. Das Kreuz selbst wurde damals nicht beschädigt, allerdings hatte der Zahn der Zeit bereits kräftig an dem Korpus genagt. Nachdem die verstorbene Besitzerin das Kreuz der Pfarre Lieboch vererbt hatte, wurde es generalsaniert und im Jahr 2008 wieder eingeweiht.
Nach alter mündlicher Überlieferung (zuletzt durch die inzwischen verstorbene Maria Gamsjäger) soll das Kreuz auf die Zeit zurückgehen, als das ganze Gebiet noch mit dem Kanzlerhof verbunden war. Ursprünglich soll im Wald – als Vorläufer des heutigen Kreuzes – ein wundertätiges Marienbild gestanden sein.
In Wirklichkeit stammt der Korpus aus dem Jahre 1764 und wurde vom Bildhauer Jacob Gabel gefertigt. Die lange Tradition des Kreuzes wird durch die Lage am Rand eines alten Fußweges zwischen Spatenhof, Kanzlerhof und Haselsdorf untermauert. Jedenfalls wurde am Ostermontag des Jahres 1891 das Kreuz an seinem heutigen Standort eingeweiht.
Im Jahr 1958 fand hier die Primizmesse des Johann Glawogger statt, die vom Gesangsverein Lieboch mit der Schubertmesse musikalisch gestaltet wurde. Das Glaubensdenkmal ist bis heute Ziel einer jährlichen Bittprozession am Montag vor dem Christi Himmelfahrtstag.
Anm: Im Jahr 2020 war das Kreuz Opfer eines Vandalenakts. Die abgebrochenen Teile konnten gefunden werden und wurden von Herrn Rupert Koch mit handwerklichem Geschick zusammengeleimt und restauriert.
Am 21. April 2023 wurde das Kreuz nach Generalsanierung durch Herrn Töscher wieder aufgehängt, speziell der Korpus war wieder in einem sehr schlechten Zustand. Auf der Rückseite des Korpus steht die Jahreszahl 1734.
Gregglmichlkreuz (Perschlerkreuz)
Der Name des in der Dorfstraße stehenden Kreuzes verweist auf den ursprünglichen Bauernhof. Von diesem ist heute nichts mehr erhalten, lediglich das Einfamilienhaus Dorfstraße 28 und die im Jahr 2011 errichtete Wohnanlage finden sich dort. Das Kreuz wurde angeblich im Jahre 1840, richtigerweise wohl aber um 1870 errichtet. Die überlieferte Widmung lautet „Von Herrn Schrottner Friedrich gewidmet für den Schutz des Vaterhauses und der Rettung unseres lieben Großvaters im Krieg“.
Mit dem Verschwinden des alten Bauernhauses und der Neuerrichtung des Wohnhauses wurde das Kreuz im 20. Jahrhundert verlegt, sodass es schließlich an der heutigen Stelle zu stehen kam. Die letzte Renovierung liegt schon einige Jahre zurück und erfolgte 1979 durch die Berg- und Naturwacht. Besonders zu Fronleichnam kommt dem Kreuz eine wichtige Rolle zu, meist ist dort ein Altar errichtet und eine Schriftstelle wird vorgetragen.
Anm: Im Jahr 2015 wurde das Kreuz durch die Besitzer renoviert.
Binder-Krieglstein-Bildstock
Der Bildstock an der Kreuzung Packerstraße / Drosselgasse wurde in seiner heutigen Form 1984 von der Familie Binder-Krieglstein neu errichtet und in einer Feier durch Pfarrer Otto Pexa eingeweiht. Früher befand sich ein (anderer) Bildstock etwas weiter in Richtung Schadendorf, unterhalb des Bauernhofes vlg. Hansbauer (heute: Packerstraße 148). Es handelte sich um eine alte schön geschnitzte Marienstatue im Schutze einer Linde, diese bildete das „geistige Zentrum“ des Dörfls. Dieser um 1960/61 abgerissene Bildstock diente bis dahin auch der österlichen Fleischweihe. Der Ursprung des Denkmals reicht sicher weit zurück, da an dieser Stelle die zur Pfarre Lieboch gehörigen Bewohner des Dörfls zur abendlichen Maiandacht zusammenkamen. Auch eine der drei Liebocher Bittprozessionen in den Tagen vor Christi Himmelfahrt soll in früheren Zeiten zum Bildstock geführt haben. Allerdings ist diese schon lange Zeit in Vergessenheit geraten und durch eine Bittmesse in der Pfarrkirche ersetzt worden.
Stubenvollkreuz
Das Kreuz stand ursprünglich unter einem alten Birnbaum im Garten des Hauses vlg. Stubenvoll (heute: Packerstraße 255). Nach einem Brand starb der Baum in den 1950er Jahren ab und so fand das Kreuz seinen heutigen Platz an der Stallmauer. Der alte und künstlerisch wertvolle Holzkorpus wurde leider vor etwa 20 Jahren gestohlen und ist seitdem durch ein einfaches Kreuz aus Kunststoff ersetzt.
Haindlkreuz in der Mühlau
Das Kreuz präsentiert sich heute unscheinbar an einer mächtigen Eiche neben dem Radweg in der Nähe des Bauernhofes vlg. Jodlhieß (heute: Mühlaustraße 45). Angeblich gibt es eine Urkunde von Ignatz Franz Freiherr von Kellersberg, nach der das Kreuz 1774 auf der Eiche befestigt worden war. Leider kann auch die Besitzerin Karoline Haindl über den Verbleib der Urkunde nichts Konkretes mehr sagen.
Davor stand das Kreuz auf der anderen Seite des Radweges, dort, wo früher die Kainach ganz nah an den Feldweg heranreichte. Der Ursprung geht bis weit ins Mittelalter (zumindest 1425) zurück, somit ist das unscheinbare Kreuz eines der ältesten nachweisbaren Flurdenkmäler auf unserem Gemeindegebiet.
Moosschneiderkreuz (Roseggerkreuz)
Das ehemalige Moosschneiderkreuz stand lange Zeit an der Packerstraße, gegenüber der Einmündung der Bahnhofstraße. Als dann 1955 der Fuß des Kreuzes abgemorscht war, musste es abgetragen werden. Aus Pfarrmitteln repariert, wurde es in der neu entstandenen Erreggersiedlung (heute: Roseggergasse) aufgestellt und am Christkönigsamstag 1957 eingeweiht. Die letzte Renovierung erfolgte durch die Familie Trifter im Jahre 1993.
Der Ursprung des Kreuzes bleibt im Dunkeln, ebenso wie die Ereignisse in den Jahren des Dritten Reiches, als, wie bei so vielen Flurdenkmälern, die unter dem Kruzifix angebrachte Marienstatue entwendet wurde.
Grenzkreuz hinter dem Sportplatz (Pickkreuz)
Das zwischen dem Sportplatz und der Pfarrkirche befindliche Holzkreuz ist wahrscheinlich nur wenigen Liebochern bekannt und wurde zuletzt 1977 renoviert.
Das Kreuz markiert die alte Grenze zwischen den Feldern der Bauernhöfe vlg. Pick und Knotzer. Der Korpus weist ein Alter von zumindest 80–100 Jahren auf, was den Ursprung des Kreuzes im 19. Jahrhundert wahrscheinlich macht.
Der Anlass für das Kreuz ist unsicher; während eine Legende von einem Pferdeunfall weiß, erscheint die ursprüngliche Verwendung des Kreuzes als Grenzmarke und Segenskreuz für die umgebenden Äcker als ein Ausdruck der Volksfrömmigkeit wahrscheinlicher.
So erinnert sich Erich Friedau, als einer der Besitzer des Kreuzes, noch an die Abhaltung von Bittgebeten vor demselben.
Spatenweberkreuz (Hiedenkreuz)
Das Kreuz wurde angeblich 1930 anlässlich eines Pferdeunfalls, bei dem ein Kutscher ums Leben kam, errichtet. In einem Obstgarten an der nach Lannach führenden Straße gelegen, wurde es durch den Autobahnbau von seinem ursprünglichen Standort an die Stallmauer des Liebocher Bauern vlg. Spatenweber (heute: Hofer KG, Doblerstraße 2) verlegt. In der Zeit um 1979/80 wurde zuerst die Statue der Maria und dann um die Jahrtausendwende auch noch der alte Korpus gestohlen. Als dann die Familie Hieden, als Eigentümer des Kreuzes, in die Waldgasse gezogen war, wurde das Spatenweberkreuz am 28. Mai 2005 von Pfarrer Pexa an seinem heutigen Standort in der Waldgasse eingeweiht. Seitdem steht das Kreuz am Rande jenes Waldes, der schon seit urdenklichen Zeiten zum Bauernhof vlg. Spatenweber gehört, und trägt seinen Namen auch nach 40 Jahren der „Wanderschaft“ noch zu Recht.
Lukaskreuz (Stampferkreuz)
Das Kreuz in der Steinerstraße wurde von Karl und Eva Mireiter nach dem Tode ihres nahen Anverwandten Michael Stampfer errichtet, der 1954 in der Kainach beim Versuch, ein ertrinkendes Mädchen zu retten, zu Tode kam. Das Kreuz, dessen Korpus von Herrn Schweighofer aus Ton hergestellt wurde, findet sich heute im Besitz der Familie Lukas. Die Fleischweihe findet hier seit 1961/62 statt, nachdem der ursprüngliche Ort beim Vorläufer des Binder-Krieglstein-Bildstocks im Dörfl durch Demolierung des Denkmals abgekommen war.
Dunstkreuz
Das am Hügelweg gelegene Holzkreuz wurde 1985 von Magdalena Dunst neu errichtet und am 30. Juni im Rahmen eines Frühschoppens von Pfarrer Pexa geweiht. Der Korpus stammt von einem alten aufgegebenen Kreuz beim Bauernhof vlg. Mauri in der Einöd und wurde von Maria Seitz in den 1970er Jahren dem Pfarrer zur Verwahrung gegeben. Dieser stellte ihn dann für das Dunstkreuz zur Verfügung.
Bildstock Reinbacher
Der Bildstock steht im Kreuzungsbereich Bienengasse / Roseggergasse auf einem nicht öffentlich zugänglichen Gartengrundstück, unmittelbar beim Privathaus der Familie Reinbacher in der Roseggergasse 26.
Bildstock Koch
Der Bildstock steht auf einem nicht öffentlich zugänglichen Grundstück im Garten des Privathauses Mittelgasse 4. Der dem Fest der Kreuzerhöhung gewidmete Bildstock wurde anlässlich des 60. Geburtstages des Besitzers Johann Koch im Jahr 2002 errichtet und 10 Jahre später um einige Meter versetzt. Seitdem lädt der Besitzer regelmäßig zu Gebetsrunden und Maiandachten beim Bildstock ein.
Klampflkreuz
Über das an der Packerstraße in einer Wiese stehende Kreuz (gegenüber dem Restaurant La Corte, Packerstraße 261) ist nichts Konkretes bekannt. Sowohl der Anlass als auch die Errichtungszeit ist heute vergessen. Fest steht lediglich, dass das Kreuz bereits in den 1930er Jahren bestanden hat und mit keinerlei liturgischer Funktion verbunden gewesen ist.
Strohmayerkreuz
Der Bildstock befindet sich an der Packerstraße, und zwar auf Liebocher Gemeindegebiet, ist aber pfarrlich nach Mooskirchen gehörig. Nach einer umfassenden Sanierung und Gestaltung im Jahr 2010 bietet das unter einer alten Linde stehende Denkmal einen hervorragenden Rast- und Ruheplatz. Die künstlerische Neugestaltung erfolgte durch Thomas Maihold, doch die Inschrift hält auch noch die Erinnerung an den vorangegangenen Künstler Toni Fötsch fest. Über den Ursprung des Denkmals konnte, außer einem relativ hohen Alter, nichts Sicheres in Erfahrung gebracht werden. Angeblich geht die Errichtung auf das Jahr 1708 zurück.
Einer mündlichen Legende nach soll der Bildstock als Dank an die Errettung eines Mannes aus dem sumpfigen und moorigen Kainachboden erinnern, lange bevor dieser trockengelegt worden ist. Bis heute findet hier die Fleischweihe für den zur Pfarre Mooskirchen gehörigen Teil von Schadendorf statt.
Walter Plaschzug, aus "Liebocher Geschichte(n)"