… eine endgültige Indienstnahme für Gott – nur für Männer?
Die Gestalt des Sakraments der Weihe (Ordination) hat im Einzelnen eine lange Geschichte. Die mit Gebet verbundene Handauflegung wurde immer vollzogen. Sie wurde aber im Lauf der Geschichte durch ausdeutende Riten ergänzt. Das Sakrament der Weihe schenkt eine besondere Teilhabe am Amt Jesu Christi, des einen und einzigen Hohenpriesters und des einen Mittlers zwischen Gott und den Menschen (vgl. 1 Tim 2,5). Dadurch wird der Geweihte befähigt, im Vollzug seiner Sendung "in der Person Christi", des Hauptes der Kirche, zu handeln. Näherhin hat er besonderen Anteil am Priester-, Propheten- und Hirtenamt Jesu Christi. Er hat also einen dreifachen Dienst: Er ist ausgesandt zur Verkündigung und zur Lehre, zur Spendung der Sakramente und um das ihm anvertraute Volk Gottes zu leiten. Ähnlich wie bei der Taufe und wie bei der Firmung verleiht auch das Sakrament der Weihe ein unauslöschliches geistiges Prägemal und kann nicht wiederholt werden.
Menschsein oder Mannsein?
Nach katholischer Lehre kann das Weihesakrament nur Männern gültig gespendet werden. Papst Johannes Paul II. bekräftigte in seinem Schreiben „Ordinatio Sacerdotalis“ die Auffassung, die kirchliche Tradition verbiete es, Frauen die Priesterweihe zu spenden. Der Tübinger Pastoraltheologe Ottmar Fuchs plädiert dafür, die Zeichen der Zeit auch in der Frage des Frauenpriestertums zu erkennen und wünscht sich von den Bischöfen mutiges Handeln. Er schreibt: „[…] Berufung ist immer beides: die Berufung von Gott her für die Einzelnen und die Annahme dieser Berufung in und durch die Kirche. Die Kirche versündigt sich strukturell an der in diesen Berufungen geschenkten Gnade, aber auch an allen, denen damit in überschaubaren Gemeinden und den anderen Seelsorge- und pastoralen Formen die Gnade des priesterlichen Dienstes entzogen wird. Wenn nicht jetzt, wann dann sollte von den Verantwortlichen gelernt werden, dass es nicht darum geht, ob Mann oder Frau, ob Verheiratete oder Unverheiratete, die priesterliche Identität wagen, sondern ob sie in Berufung, Zeugnis und Tätigkeit ausdrücklich mit dem verbunden sind, was das Sakrament des Ordo ausdrückt, nämlich wirksames Zeichen der Gnade Gottes in der Leitung und Gestaltung der Kirche zu sein. Wie lange zögert Ihr noch, Ihr Bischöfe?“[1] Diese Frage können wir heute auch stellen, aber es geht hier nicht um „Notlösungen“ in Zeiten der Krise, und es geht auch nicht ausschließlich um Gendergerechtigkeit, sondern um die Frage nach der heilsrelevanten Repräsentanz Christi, die auf dem Menschsein und nicht dem Mannsein aufbaut; andererseits erfordert jede Zeit zumindest ein Nachdenken und eine Auseinandersetzung mit der kirchlichen Tradition – wenigstens das sollte erlaubt sein.
Vom Weihepriestertum unterscheiden wir das Allgemeine bzw. Gemeinsame Priestertum aller Getauften. Auch wir haben Anteil an der Sendung Jesu. Gerade jetzt, wo wir uns in der Diözese auf neue Strukturen mit größeren „Seelsorgeräumen“ einlassen, wird es nötig sein, sowohl das Priesterbild als auch das Seelsorgsverständnis zu hinterfragen und womöglich neu zu definieren. Wenn Seelsorge ein Mitgehen und Begleiten von Lebensgeschichten der Menschen mit ihrem Gott sein soll und somit über die Sakramentenspendung hinausgeht, wird es nötig sein, ein Bewusstsein dafür zu wecken, dass geteilte Aufgaben und geteilte Verantwortung entlastend für alle sein können. Lesen Sie unter diesem Blickwinkel im Buch Ex 18, 13-27 nach!
Elisabeth Fritzl
[1] Ottmar Fuchs, Glosse. In: Theologische Quartalschrift 2007/1.